Welche Ziele verfolgten die Girondisten und welche die radikalen Jakobiner?

2 Antworten

Hallo,

anfangs waren beide Clubs politisch links und waren für die Revolution und dementsprechend wollten sie das Veto des Königs (Ludwig XVI.) aufheben und das Wahlrecht ändern. Somit waren sie als eine Art Gegenspieler des Königs zu sehen.

Nachdem die Feuillants, die zu dieser Zeit politisch Rechten und Gegenrevolutionäre, die die Revolution beenden wollten, verfolgt wurden und zerbrachen nahmen die Girondisten später den Platz in der rechten Position ein. Die Sansculotten aber fädelten auch hier wieder eine Art Verfolgung ein und die Girondisten wurden nach kurzer Zeit wieder vertrieben, was den Jakobinern in die Karte spielten. Danach kam es zu einem Bürgerkrieg, weil viele Departments (etwa 2/3) pro-girondistisch waren. Die Jakobiner schlugen den Aufstand mit Gewalt nieder und so folgte die Schreckensherrschaft.

MfG Rusty

Für eine genaue Beantwortung kommt es auf den (nicht angegebenen) Zeitpunkt an.

Jakobiner ist ursprüngliche eine Bezeichnung für Mitglieder eines politischen Klubs, während als Girondisten nicht Mitglieder eines politischen Klubs bezeichnet werden, sondern eine politische Gruppierung, die in der ab Oktober 1791 tätigen Gesetzgebenden Nationalversammlung (dem Parlament) in Erscheinung trat. Da viele führende Abgeordnete dieser Gruppierung aus dem Département (ein Verwaltungsbezirk) Gironde (im Südwesten Frankreichs, mit der Hauptstadt Bordeaux) stammten, ist von späterer Geschichtsschreibung die Bezeichnung Girondisten eingeführt worden.

Die Jakobiner waren ein politischer Klub, hervorgegangen als Neubegründung aus dem am 30. April 1789 gegründeten bretonischen Klub (Club breton). Er nannte sich Gesellschaft der Revolution (Société de la Révolution), dann Gesellschaft der Freunde der Verfassung Club (Société des amis de la Constitution). Nach seinem Tagungsort in einem aufgehobenen Jakobinerkloster in Paris an der Rue Saint-Honoré wurde dieser Klub als Jakobinerklub (Club des Jacobins) bezeichnet.

Bei den Jakobinern war zuerst eine große politische Bandbereite vertreten, die für eine Veränderung durch die Revolution eintrat. Nach und nach spalteten sich Teile ab bzw. wurden Leute ausgeschlossen. Manche Politiker der Girondisten waren zunächst auch Mitglieder in Jakobinerklub, erst später kam es zur deutlichen Trennung. Aber schon vorher waren andere Gruppierungen bei den Jakobinern ausgeschieden.

Mit den radikalen Jakobinern ist wohl die Montagnards (Anhänger/Mitglieder der Berg-Partei [La Montagne]) genannte politische Gruppierung im Parlament gemeint.

Ursprünglich überwogen Gemeinsamkeiten zwischen Girondisten und Montagnards (von denen Maximilien de Robespierre ein führender Politiker war). Sie traten für eine Einschränkung der Machtbefugnisse des Königs ein und befürworteten ein weitgehend allgemeines und gleiches Wahlrecht. Die Republik war ihr theoretisches Ideal.

Die Girondisten waren Anhänger der Französischen Revolution, die aber wegen der weiteren Entwicklung ihre Mäßigung und eine Einschränkung der städtischen Volksmassen beabsichtigten. Damit gerieten sie in einen deutlichen Gegensatz zu Politikern wie Robespierre.

Im 1792 gewählten Nationalkonvent bildeten die Girondisten eine neue, gemäßigte Rechte, da die Feuillants (überwiegend Mitglieder im liberal-konservativen Feuillantsklub, für konstitutionelle Monarchie, aus der Gruppe der Patrioten ), die 1791 für eine Vollendung der Revolution auf dem erreichten Stand und eine Festigung der Monarchie zu diesem Zweck eingetreten waren, nicht mehr eine Gruppierung im Parlament waren.

Die Girondisten bestimmten ab dem Frühjahr 1792 am stärksten die politische Richtung, bis sie im Sommer 1793 von den Montagnards (Bergpartei) mit Unterstützung der Sansculotten (eine politisch mobilisierte revolutionäre Bewegung der städtischen Volksmenge) gestürzt wurden. Eine Reihe von ihnen wurde verhaftet und später hingerichtet. Ursprünglich überwogen Gemeinsamkeiten zwischen Girondisten und Montagnards. Manche Politiker der Girondisten waren zunächst auch Mitglieder in Jakobinerklub, erst später kam es zur deutlichen Trennung. Politiker beider Richtungen stammten vor allem aus dem Bürgertum, es gab keine deutlichen sozialen Unterschiede zwischen den politischen Führungspersonen. Die Montagnards (Angehörige der „Bergpartei“ im Nationalkonvent) waren im Vergleich zu den Girondisten radikaler (weniger gemäßigt) bzw. energischer und konsequenter.


Albrecht  30.10.2012, 01:06

Ziele der Girondisten:

  • Errungenschaften der Revolution (Menschenrechte- und Bürgerrechte, Verfassung) hochhalten

  • Anhänger einer Republik (aber nicht scharf gegen eine konstitutionelle Monarchie mit einem in seiner Macht deutlich beschränkten König)

  • Neigung zu einem gewissen Föderalismus (gegen ein starkes Übergewicht der Zentrale Paris und für eine Einschränkung der Macht der Kommune von Paris mit ihren von den Sansculotten stark beeinflussten Sektionen)

  • Krieg gegen Österreich im Zeichen patriotischer Einigkeit

  • Hinauszögern des Prozesses gegen den König und Neigung zur Milde (keine Hinrichtung), aber keine einheitliche Haltung in dieser Frage

  • Erhaltung des Privateigentums, ohne grundsätzliche Ablehnung staatlicher Eingriffe, aber z. B. für Freiheit des Getreidehandels bei einer Abstimmung

  • keine weitere Verschärfung der Revolution, sondern Innehalten bei dem Erreichten, entschiedene Eindämmung der Pariser Massenbewegungen im Interesse eines würdigen und gut funktionierenden Staates angesichts einer Radikalisierung und Verrohung der Forderungen und Taten seit dem Herbst 1792

Ziele der Montagnards:

  • Errungenschaften der Revolution (Menschenrechte- und Bürgerrechte, Verfassung) hochhalten

  • Anhänger einer Republik

  • Zentralismus (starke Zentralgewalt, in Paris angesiedelt)

  • Neigung zu Verurteilung und Hinrichtung des Königs

  • enger Zusammenschluss mit den Volksmassen, aber unter eigener Führung und Kontrolle

  • Erhaltung des Privateigentums, aber Entgegenkommen mit staatlichen Eingriffen (Bereitschaft zu Höchstpreisen für Lebensmittel, Garantie von Mindestlöhnen, Beschlagnahmung und Zwangsverteilung gehorteter Vorräte), also eine etwas egalitärere Politik

  • energische Bekämpfung von Revolutionsfeinden

Empfehlenswert ist das Lesen von Darstellungen der Französischen Revolution, z. B.:

Ernst Schulin, Die Französische Revolution. 4., überarbeitete Auflage. München : Beck, 2004 (Beck's historische Bibliothek), besonders S. 202 - 226

Hans-Ulrich Thamer, Die Französische Revolution. Originalausgabe. 3. Auflage. München : Beck, 2009 (Beck'sche Reihe : C.-H.-Beck-Wissen ; 2347), besonders S. 61 - 75