Welche Ziele verfolgte Groener mit dem Bündnis?

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Gemeint ist offenbar die Zusammenarbeit mit Friedrich Ebert, SPD-Vorsitzender und Mitglied im Rat der Volksbeauftragten, der in der Novemberrevolution entstandenen vorläufigen Regierung.

Wilhelm Groener, Generalquartiermeister der Obersten Heeresleitung (OHL), hat am 10. November 1919 abends Friedrich Ebert telefonisch angerufen. Daraus entstand eine Zusammenarbeit.

Die Oberste Heeresleitung (OHL) hatte am 29. September 1919 wegen einer drohenden Niederlage im Ersten Weltkrieg die deutsche Regierung zu Verhandlungen über einen Waffenstilstand aufgefordert (dieser wurde am 11. September unterzeichnet). Reichskanzler Prinz Max von Baden hatte am 9. November 1919 gegen 12.30 Uhr die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. bekanntgeben lassen. Kaiser Wilhelm II. (erst am 28. November 1918 hat er endgültig seine Abdankung erklärt) ging vom Großen Hauptquartier in Spa aus ins Exil in die Niederlande. In Deutschland war die Novemberrevolution ausgebrochen. Am 9. November 1919 hatte Philipp Scheidemann (zusammen mit Friedrich Ebert SPD-Vorsitzender) die deutsche Republik ausgerufen, Karl Liebknecht (Spartakusgruppe und mit dieser in der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD)) die freie sozialistische Republik Deutschland.

Es kam zunehmend zu eigenmächtiger Entfernung deutscher Soldaten von der Truppe und es bildeten sich in vielen Truppenteilen Soldatenräte. Die Offiziere und die Oberste Heeresleitung an der Spitze hatten also ein Problem, wieweit die einfachen Soldaten noch zu Gehorsam bereit waren. Der Kaiser als Oberbefehshaber war weggefallen und bei der unterstützenden Organisation für das Heer kam es auf die neue Regierung an.

General Groener hat später den Ausdruck „Bündnis“ verwendet, es gibt auch die Bezeichnungen „Pakt“, „Vereinbarung“, „Absprache“ und „Verständigung“.

Ziele, die Groener bei der Zusammenarbeit mit Ebert und dem Rat der Volksbeauftragten hatte:

  • Bewahrung einer alleinigen Befehlsgewalt der Offiziere (Soldatenräte oder andere Vertreter sollten keine konkurrierende Befehlsgewalt über Soldaten ausüben und der Rat der Volksbeauftragen konnte sie am ehesten mit einer Anweisung zu einer solchen Einschränkung bringen)
  • Unterstützung bei der Aufrechterhaltung von Ordnung und Disziplin im Heer
  • Fortbestehen eines Heeres und des Offizierkorps und damit weiterhin Macht und Einfluß des Militärs
  • Sicherung der Nahrungsmittelversorgung der Armee
  • Fortführung des Eisenbahnverkehrs ohne Unterbrechungen (die Eisenbahn war Transportmittel für Güter und für Soldaten; eine Rückführung des deutschen Frontheeres in die Heimat stand bevor)
  • Ordnung und Stabilität in den politischen Verhältnissen (eine gefestigte Regierung konnte Waffenstillstand und Friedensvertrag herbeiführen, für eine Aufnahme des zurückkehrenden Heeres sorgen und mit Einberufung einer Nationalversammlung möglichst schnell rechtlich abgesicherte gesetzliche Zustände herstellen)
  • Verhinderung einer Ausweitung der Revolution (im Extremfall Bolschewismus nach dem Muster der russischen Oktoberrevolution) und Niederhalten linksradikaler Kräfte (Karl Liebknecht mit der Spartakusgruppe und Revolutionäre mit ähnlichen Absichten)

Eberhard Kolb/Dirk Schumann, Die Weimarer Republik. 8., überarbeitete und erweiterte Auflage. Oldenbourg : München, 2013 (Oldenbourg Grundriss der Geschichte ; Band 16), S. 13:  

„Ebert und Groener fanden sich im gemeinsamen Willen, ohne tiefgreifende Erschütterungen des Staates zu einem Frieden zu kommen und – bei entschiedener Ablehnung einer Linksentwicklung – durch die Einberufung einer Nationalversammlung möglichst rasch wieder „gesetzmäßige Zustände“ herzustellen. Deshalb gab Groener namens der OHL eine Loyalitätserklärung gegenüber der neuen Regierung ab. Er erwartete als Gegenleistung die Unterstützung des Rats der Volksbeauftragten für die Bemühungen der militärischen Führung Disziplin in der Truppe aufrechtzuerhalten, was insbesondere auch Aufrechterhaltung der Kommandogewalt der Offiziere bedeutete.“

https://de.wikipedia.org/wiki/Ebert-Groener-Pakt

„Groener und die Heeresleitung waren an einer Zusammenarbeit mit der neuen Regierung interessiert, um

  • die Existenz der Armee und des Offizierkorps zu schützen,
  • eine Fortführung der Revolution und den Sieg des Bolschewismus zu verhindern,
  • einen Friedensvertrag herbeizuführen,
  • die restlichen Truppen schnell nach Deutschland zurückholen zu können.

Groeners Grundlage für das Zusammengehen mit der SPD war Reichspatriotismus, der die Loyalität gegenüber der Person des Kaisers ablöste.“

https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/revolution-191819/ebert-groener-pakt.html

„Als Gegenleistung garantierte Ebert, dass die alleinige Befehlsgewalt über die Truppen weiterhin beim Offizierskorps liegen werde.“

„Das gemeinsame Interesse der militärischen Führung und der neuen provisorischen Regierung galt der Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung. Die Ausweitung der deutschen Revolution zu einem blutigen Bürgerkrieg nach russischem Vorbild und die Verbreitung des Bolschewismus sollten unter allen Umständen verhindert werden.“