welche Länder verstehen die estnische sprache?
2 Antworten
Hallo Rose,
Finnen können Esten ganz gut verstehen, weil diese beiden Sprachen eng verwandt sind.
Das Estnische gehört zu den Finno-Ugrischen Sprachen, das ursprünglich aus dem hohen Norden Russlands um den Ural herum an die Ostsee gewandert ist. Ein anderer Teil ist von dort nach Ungarn gewandert, deren Sprache also auch entfernt mit dem Estnischen verwandt ist. Ein Ungar hat mir mal gesagt, dass er einige finnische Wörter kennt.
Oben im Ural gibt es meines Wissens noch weiter bestehende Verwandtschaft, die dort geblieben ist. Die verstehen aber wohl nichts mehr vom Estnischen.
Nein, die Finno-Ugrischen Sprachen haben ursprünglich keine Gemeinsamkeiten mit anderen Sprachen auf der Welt. Neue Fremdwörter haben Estnisch und Russisch sicherlich gemeinsam.
Russen verstehen Estnisch nicht (es sei denn, sie haben es speziell gelernt). Auch Letten verstehen Estnisch nicht. Allerdings sind sich Estnisch und Finnisch recht ähnlich.
Ich habe zwei Fische gegessen.
Olen syönyt kaksi kalaa. (Finnisch)
Olen söönud kaks kala. (Estnisch)
Dies sind ostseefinnische Sprachen. Die Verbreitung siehst du hier im Bild.
https://de.wikipedia.org/wiki/Ostseefinnische_Sprachen#/media/Datei:Finnic_languages_2.png
In Russland gibt es ein paar Sprachen (die aber nichts mit Russisch zu tun haben!), die damit verwandt sind: Votisch, Karelisch, Lüdisch, Ingrisch, Wepsisch.
Ettem két halat. (Ungarisch)
Ungarisch ist mit diesen Sprachen entfernt verwandt, dennoch sind die Wörter zumeist dennoch sehr verschieden, so dass die Verständigung nicht funktioniert (syö- oder söö- für "essen" gibt es im Ungarischen nicht). Das Wort für Fisch (kala oder hala) ist aber verwandt (Verschiebung k>h in den ugrischen Sprachen, siehe auch kolme "drei" und három "drei", ungarisch).
Alle genannten Sprachen gehören zur finno-ugrischen Sprachfamilie, deren Ursprünge wohl in der Umgebung des Ural lagen. Russisch und die beiden baltischen Sprachen (Lettisch/Litauisch) sind dagegen indogermanisch (wie Deutsch auch), also ganz anderen Ursprungs.
1989 haben noch 302 Menschen westlich von Leningrad INGRISCH gesprochen. Ich habe zwar keine Ahnung, aber bei so etwas bekomme ich eine Gänsehaut. In welchen Häusern mag es jetzt gerade noch gesprochen werden? Ich würde gern mal zuhören, bald ist es zu spät..
Das hier habe ich noch gefunden:
"Nouse, Inkeri, jo herää työhön" (Inkerinsuomalaisten kansallislaulu)
also die Hymne der Inkeri
https://www.youtube.com/watch?v=01iyvBMj2OU
Das kommt dem Finnischen schon sehr nahe (es gibt ein paar Verkürzungen, päiväks statt päiväksi, hetkes statt hetkesi, es gibt lastes statt lasten..).
Sehr hübsch finde ich auch Votisch
https://www.youtube.com/watch?v=bJFXShmYN5A
Votisch hat eine Lautverschiebung von k > č vor hellen Vokalen
(kymmenen > čümme, kelloa (Glocken) > čelloa usw.)
(Schwedisch hat eine ähnliche Lautverschiebung, nutzt aber einen anderen Konsonanten als č, aber auch einen Frikativ in z.B. kött, kyrka, kär...).
Das klingt schon deutlich anders, Votisch kommt dem Estnischen nahe (hat auch das estnische õ (me olemme > müü õõmõ))
Meine Güte, sprichst du solche Sprachen? Bist du Linguist?
Ich kann nur etwas Finnisch, Schwedisch spreche ich aber schon recht brauchbar. Finnisch kann ich aber nicht richtig sprechen (beim Lesen verstehe ich aber ein wenig). Schwedisch lerne ich schon seit etlichen Jahren.
Nicht nur Finnisch, auch perfektes Schwedisch soll der blanke Horror sein. Chapeau.
Für mich sind Sprachen und Dialekte nur ein bisschen Interesse. Schade halt, dass man mit so etwas kaum Geld verdienen kann.
Ich war mal gezielt in Lusern / Norditalien, der letzten "zimbrischen" Sprachinsel. (In Ljetzan ist wohl Schluss.) Bin auf den Friedhof und habe auffällig unauffällig zwei alte Frauen belauschen können, die ihre Männer begossen haben. Habe als einziges "gunge Lait" verstanden. Ja, die jungen Leute, das sage ich auch schon immer .....
Also meine Frau konnte schon vor mir Schwedisch (sie hat Sprachen studiert), und sie hat Freunde dort oben, die wir besucht hatten. Seitdem waren wir oft in Schweden (auch in Norwegen und Island).
Nach Finnland wollten wir diesen Sommer, aber da kam ja Corona dazwischen.
Ich habe mal eine Frage an dich als Experte für Sprache:
Wie kommt eine Stadt Lyon zu ihrem altdeutschen Namen Leyden (Wikipedia)? Dieser Name stammt aus burgundischer Zeit / Heiliges Römisches Reich. Trotzdem ist mir so etwas nicht klar, und ich finde es sehr geheimnisvoll.
Sag bitte, wenn ich die Frage hier allgemein stellen soll. Ich finde sie halt sehr speziell.
Ich habe mal in der französischen Wikipedia gelesen. Dort stand, dass sowohl der Name von Lyon als auch der Name des niederländischen Leiden auf den anscheinend häufigen keltischen Namen Lugdunum zurückgeht.
"Lug" war eine keltische Gottheit, und "dunum" steht für Festung (den Namen gibt es recht oft, z.B. Thun (Schweiz) oder auch Daun (Eifel/Deutschland)). Der Name Lug ist mir auch schon beim Lesen über die Keltiberer begegnet (Kelten in Spanien).
Anscheinend übertrug man dann die deutsche/niederländische Variante von Lugdunum (Leiden) auf das andere Lugdunum (Lyon).
Danke, Olli. Ich habe dies auch schon im deutschsprachigen Net gefunden. Hätte ich vielleicht schon schreiben sollen. Für mich wird es aber ab hier erst interessant und geheimnisvoll.
1) Wie kommt es bloß zu solch sprachlichen Abschleifungen in zwei so verschiedenen Richtungen - Lyon und Leyden?
2) Noch geheimnisvoller: Da gab es doch immer nur französischsprachige Bevölkerung, oder? Oder deutschsprachige im Burgundischen und Heiligen Römischen Reich? Es muss ja eigentlich eine jahrhunderte lange BREITE deutsche Sprachpraxis in oder mit dem Gegenstand Lugdunum gegeben haben für solch eine Namensänderung, oder? Verstehst du mein "Problem"?
Ich setze hier auf einen hohen linguistischen Enthusiasmus von dir. Wenn dich solch eine Frage nicht so bewegt, dann macht das nichts. Nächste Anlaufstelle für mich ist dann das Linguisten-Forum.
Römer waren ja dort, und es kamen danach auch Germanen dorthin, die Burgunder (Burgunden). Die wurden von den Römern (und deren Hilfstruppen) vom Rhein vertrieben, sie ließen sich dann in Burgund nieder. Diese waren zwar nicht deutschsprachig, aber immerhin doch germanischsprachig (ostgermanisch).
Natürlich wurde dann später französisch gesprochen.
Vielen Dank, OlliBjörn, ja, das ist dann die Erklärung. Also die ostgermanische Sprache der Burgunder. Hatte ich nicht drauf.
Ich höre das Raunen der Geschichte im Stimmengewirr in den Lyoner Gassen. Schön auch der alte (schwäbische) Name Mömpelgard für Montbeliard. Da will ich auch noch mal hin.
Hey Olli, ich habe wieder eine sprachliche Frage. Schaust du in meine öffentliche Frage hier heute: "Was bedeutet das Wort "meistens"?"
Wen du Lust hast, schaust du mal.
Verstehen Russen estnisch?