Weihnachtsgeschichte oder -vortrag zu einer Waldweihnacht?

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Gedanken einer Kerze

«Jetzt habt ihr mich entzündet und schaut in mein Licht. Ihr freut euch an meiner Helligkeit, an der Wärme, die ich spende. Und ich freue mich, dass ich für euch brennen darf. Wäre dem nicht so, läge ich vielleicht irgendwo in einem alten Karton - sinnlos, nutzlos. Sinn bekomme ich erst dadurch, dass ich brenne.

Aber je länger ich brenne, desto kürzer werde ich. Ich weiß, es gibt immer beide Möglichkeiten für mich: Entweder bleibe ich im Karton - unangerührt, vergessen, im Dunkeln - oder aber ich brenne, werde kürzer, gebe alles her, was ich habe, zugunsten des Lichtes und der Wärme. Somit führe ich mein eigenes Ende herbei. Und doch, ich finde es schöner und sinnvoller, etwas herzugeben zu dürfen, als kalt zu bleiben und im düsteren Karton zu liegen....

Schaut, so ist es auch mit euch Menschen! Entweder ihr zieht euch zurück, bleibt für euch - und es bleibt kalt und leer-, oder ihr geht auf die Menschen zu und schenkt ihnen von eurer Wärme und Liebe, dann erhält euer Leben Sinn. Aber dafür müsst ihr etwas in euch selbst hergeben, etwas von eurer Freude, von eurer Herzlichkeit, von eurem Lachen, vielleicht auch von eurer Traurigkeit.

Ich meine, nur wer sich verschenkt, wird reicher. Nur wer andere froh macht, wird selbst froh. Je mehr ihr für andere brennt, um so heller wird es in euch selbst. Ich glaube, bei vielen Menschen ist es nur deswegen düster, weil sie sich scheuen, anderen ein Licht zu sein. Ein einziges Licht, das brennt, ist mehr wert als alle Dunkelheit der Welt.

Also, lasst euch ein wenig Mut machen von mir, einer winzigen, kleinen Kerze.»

Die Weihnachtsgeschichte, wenn sie heute geschrieben würde

Maria und Josef waren schon ne‘ ganze Weile verlobt, da sagte Maria eines Tages: „Du Josef, ich weiß ja auch nicht wieso, aber ich glaube ich bin schwanger; was machen wir denn jetzt?“ Das war so im April. „Junge, Junge, das is’n Ding“, dachte Josef, „mit wem hat die sich denn hinter meinem Rücken eingelassen? Da werde ich mich doch sofort entloben. Eigentlich schade!“ Weil es aber schon so spät war und ihn die ganze Sache ganz schön mitgenommen hatte, sagte er sich: „Okay, ich entlobe mich erst morgen“ und legte sich erstmal ins Bett. Was’n Glück, denn genau in der Nacht erschien ihm ein Engel. Der stand vor seinem Bett, schimmerte und sagte: “Also, Josef, alter Junge, ich bin der Engel des Herrn und die Sache mit deiner Braut geht in Ordnung. Das war kein Hausfreund sondern der Heilige Geist persönlich und der Sohn, der da rauskommt, ist tierisch wichtig, damit das Volk und überhaupt die Welt endlich mal von den ganzen Sünden erlöst wird. Das muss ja auch mal sein – also heirate die Maria und nennt das Kind Jesus. Alles klar? Okay, Tschüs“. Und damit schwebt der Engel wieder los. Josef war platt, aber er machte, was der Engel gesagt hatte und alles lief normal weiter, bis eines Tages der König, so Anfang Dezember, auf die Idee mit der Volkszählung kam. Da musste sich also jeder in seinem Geburtsort melden und weil Josef aus Nazareth war, mussten sie dahin, obwohl das ne ganze Ecke zu laufen war. „Scheißbürokraten“, schimpfte Josef, „mit uns können die es ja machen! Also los, Maria, es hilft nix, pack die Koffer!“ Am 24. Dezember war’s dann soweit. Maria merkte, dass sie wohl heute das Kind kriegen würde, und Josef rannte sich den Hintern ab, um in dem überfüllten Bethlehem ne Bleibe aufzutreiben. Aber für ein Hotel langte die Kohle nicht, Krankenhäuser gab’s keine und die billigen Gasthäuser waren rappelvoll. Es war tierisch kalt und bis zum Abend hatte er nichts weiter gefunden als einen Stall, den ihm ein Bauer angeboten hatte, der sich dachte: Naja für die Ausländer geht das schon, die können ruhig zu den Eseln und Kühen, die sind sowieso nix besseres gewohnt.“ „Scheißkalt ist das heute“ sagte gerade ein Hirte zu seinen Kollegen, mit denen er draußen auf dem Feld um Feuer saß und auf die Schafe aufpasste, als ihnen dieser komische Stern auffiel. Auch seine Kumpels hatten so ein Ding noch nie gesehen. Riesengroß mit einem mordslangen Kometenschweif hintendran. „Das ist ja ein Hammer, wenn das nix zusagen hat?!“, Meinten die Hirten noch, als es auf einmal unheimlich hell wurde und dieser Engel (derselbe, der im Juni Josef besucht hatte) erschien. Gleich mit Riesenorchestern und mit Chor und mit allem Drum und Dran. Die Hirten waren völlig von den Socken, aber da sagte der Engel schon, “Jungs, keine Angst. Ich hab’ne göttliche Nachricht für euch“ (und der Chor sang im Hintergrund immer mit), ihr wolltet doch schon immer einen Erlöser, so einen richtig guten Typen, der für alles zuständig ist, euch die Sünden abnimmt, einen der vom Himmel kommt und hier mal endlich Frieden schafft, den euch die Könige immer nur versprechen, wenn sie sich gerade selbst ernennen, stimmt’s? – Sehr ihr, jetzt habt ihr einen. Grade ist er geboren worden: Er ist noch ziemlich klein und liegt in einem Futtertrog in einem Stall, aber das ist der, auf den ihr immer gewartet habt. Jesus heißt er! Lasst eure Schafe mal für ne Stunde alleine und geht hin zum Gratulieren.“

Damit verschwand der Engel mit dem Chor und der ganzen Lightshow und die Hirten gingen los, um das Kind zu suchen. Als sie in dem Stall ankamen, lag das Kind wirklich im Futtertrog und sie gratulierten Maria und Josef und freuten sich alle und es war ein ziemliches Gedränge und eine Riesenstimmung in dem Stall.