Wegziehen und meine Stadt in der ich aufgewachsen bin hinter mir lassen?
Hey,
Ist jemand von euch auch weg von seiner Stadt weggezogen in eine Stadt viel weiter entfernt oder sogar in ein anderes Land?
Ich möchte nämlich in naher Zeit weg von hier, ich verbinde viel negatives und viel Trauer mit meiner Stadt und denke ein Neuanfang in einer neuen Stadt und Umgebung würde mir sehr helfen. Damit es mir mental endlich mal besser geht. Die Menschen hier tun mir einfach nicht gut, klar denkt man sich jetzt weglaufen von Problemen bringt nichts aber ich fühle mich hier einfach nicht erfüllt.
Jemand der dasselbe durch hat, wie geht es euch jetzt seit dem ihr weg seid? Ich würde natürlich immer mal wieder kommen um meine Familie zu besuchen. Aber ich ertrage es hier nicht mehr.
1 Antwort
Ich habe das vor fünf Jahren gemacht und der Grund war ähnlich - es war nicht mehr zum Aushalten und ich ärgerte mich jeden Tag über die Leute, die es mir auch oft schwer gemacht haben; ich hasste mein Umfeld im Grunde für das, was man mir angetan hatte, ich stand völlig neben mir, hatte berechtigte Paranoia und lebte immer in Angst auf ein Neues diffamiert und ausspioniert oder belästigt zu werden, Bluthochdruck und Herzrasen. Das alles gehört lange der Vergangenheit an, ich bin total entspannt.
Der Schritt war richtig und er war wichtig. Es geht mir viel besser & wenn ich heute in meine Heimatstadt komme z.B. zu Klassentreffen, weiß ich jedes Mal, dass es für mich besser hätte nicht laufen können. Ich habe mir hier eine neue Heimat aufgebaut, Freunde, ein soziales Netz gespannt, mir geht's echt gut - ab und zu mal Sorgen hat jeder & es wird nicht immer nur gelacht, das ist klar, aber im Ganzen bin ich zufrieden und ich merke mehr denn je, dass es goldrichtig war.
Einfach ist so ein Schritt aber nie - ich habe meine ganze Vergangenheit hinter mir gelassen, die Siedlung, in der ich aufwuchs, einen an sich intakten Freundes- und Bekanntenkreis, eine gut bezahlte und an sich angenehme Stellung, Hobbys, prägnante Plätze ... nahezu alles. Auch meine damalige Beziehung zerbrach letztlich mit daran, dass meine damalige Freundin hier nicht Fuß fasste, wir uns trennten uns sie zurück in die gemeinsame Heimat ging - das war eine bittere Pille. Das muss einem bewusst sein & da habe ich damals über MOnate hinweg nachgedacht, ob es das wert ist und ob es das nötige Übel ist - es war es allerdings, denn ich habe in den letzten fünf Jahren viel gewonnen im Bereich von Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl, Ruhe, Zufriedenheit ... ich ging mehr oder weniger auf eine Reise in mich selber, aber es war gut.
Ich möchte nämlich in naher Zeit weg von hier, ich verbinde viel negatives und viel Trauer mit meiner Stadt und denke ein Neuanfang in einer neuen Stadt und Umgebung würde mir sehr helfen. Damit es mir mental endlich mal besser geht. Die Menschen hier tun mir einfach nicht gut, klar denkt man sich jetzt weglaufen von Problemen bringt nichts aber ich fühle mich hier einfach nicht erfüllt.
Ich habe mit meiner Heimatstadt ähnlich viel Frust verbunden und tue das heute noch.. meine Schulzeit war nicht schön, ich war oft "der Ausländer" und es haben mir mit selten Leute gut gemeint - aber man muss vorher wissen, was man will, wohin man will und was man dort macht. Man sollte im Idealfall eine gute Arbeit haben in der neuen Heimat und sich nicht verschlechtern und erst den Job haben, ehe man eine Wohnung sucht.
Mir kam zugute, dass ich bewusst in die Stadt gezogen, in der mein Onkel seit 40 Jahren lebt und in deren Umfeld ich einige Anlaufstellen hatte, z.B. weitere Verwandte und einige Freunde meines Onkels, die ich als Jugendlicher schon kannte und mochte. Das hat mir den Einstieg sehr erleichtert und ich wusste auch, dass nur diese Stadt für einen Neubeginn in Frage kommt.
Die Frage ist auch, ob es die Stadt bzw. das Ambiente ist oder die Psyche - denn an der kann man arbeiten. Ich war damals einige Male beim Psychologen deswegen & er bestätigte mir, dass ich nicht krank sei und völlig in Ordnung - und dass ein Umzug wahrscheinlich das Beste sei oder aber der Versuch, sich mit dem Ganzen vor Ort abzufinden. Ich habe Letzteres ein gutes Jahr erfolglos versucht, aber es ging nicht mehr - dann war mir klar, jetzt oder nie. Ich war 29, meine damalige Freundin war 32.
Man muss es aber vorher wissen, dass es auch emotional heftig sein kann, dass mit Sicherheit vieles auf der Strecke bleibt und man vorher NIE weiß, ob es gut geht. Mir wird erst jetzt nach fünf JAhren hier klar, dass es auch anders hätte ausgehen können und ich alles auf eine Karte gesetzt habe - man weiß es halt vorher nie, aber mir persönlich hat es nur Gutes gebracht. Ich habe jedoch auch ein knappes Jahr geplant, nachgedacht und organisiert - so was darf keine Hauruck-Handlung sein.
Für meine Heimatstadt empfinde ich heute nichts mehr und frage mich, wie ich das ausgehalten habe. Wenn ich dort bin, fühle ich mich fremd und fehl am Platze. Es belastet mich nicht, mich dort aufzuhalten, aber ich verbinde damit nichts mehr außer leicht negativen Gefühlen wegen der Leute.