Was verursacht meine Abneigung gegen mein Abitur?
hallo,
wer mehr über mich erfahren möchte, sollte sich meine andere Frage anschauen, dort ist meine Situation beschrieben.
Ich leide an einer Depression und eventuell noch weiteren Dingen, die Diagnose steht aber noch aus.
Der Gedanke mein Abitur abzubrechen ist bei mir zurzeit allgegenwärtig. Ich habe morgen eine Prüfung, wenn ich da nicht hin gehe war es das mit dem Abitur. Dann hätte ich noch mein Fachabitur, den schulischen Teil. Ich bin zudem auf das Thema Schule überhaupt nicht gut zu sprechen. Ich hasse eigentlich die Schule, aber das ist kein jugendliches „Kein Bock auf Schule“. Irgendwie will ich das Abitur garnicht haben und dieser Gedanke ist nicht gerade eine Hilfe, um zu lernen etc...
Warum denke ich so, warum versteife ich mich so auf das Abitur ?
Übrigens, meine Eltern wollen unbedingt das ich es schaffe weil ich es ja sonst stark bereuen würde... Und es hagt auch zwischen mir und meinen Eltern sehr.
1 Antwort
Hi Nero,
ich habe mir auch Deine letzte Frage genau durchgelesen und versuche hier, eine kombinierte Antwort auf beide Fragen zu geben.
Ähnlich wie Du, sah ich früher den Schulabschluss selbst als unwichtig an, habe es generell als ein vom System notwendiges Übel erachtet, in dem man eben nach fremd festgelegten Regeln spielen muss. Ich hab am Ende sogar ein gutes Abi bekommen, fand es aber weiterhin lächerlich. Ein wenig habe ich diesen Gedanken beibehalten, weil unser Schulsystem und die Lerninhalte auf dem Gymnasium wirklich teilweise überholt und irrelevant für das weitere Leben sind.
ABER ich musste inzwischen, nach vielen weiteren Jahren im Jobleben, einsehen, dass einem das Abitur wirklich Türen öffnet, was die Entscheidungsmöglichkeiten zur Selbstverwirklichung bietet - zumindest auf dem Arbeits- und Fortbildungsmarkt. Ich würde Dir, genau wie Deine Eltern, ans Herz legen, das Abitur unbedingt abzuschließen. Und wenn Du es erstmal nur mit Hohn und Ablehnung machst - vertraue in dem Punkt bitte ein wenig auf die Erfahrung älterer Menschen.
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So, und jetzt ein krasser Cut! Warum? Weil ich der Meinung bin, Du solltest jetzt erstmal den Wind aus den Segeln nehmen. Ich weiß ja nicht, wie es bei euch finanziell aussieht, aber warum kannst Du nicht einfach wiederholen und Dein Abitur nächstes Jahr machen? Gerade mit Corona sollte das regulatorisch doch locker möglich sein! Genauso würde ich das mit der Ausbildung vielleicht erstmal einfach sein lassen, warum möchtest Du sie überhaupt starten, wenn es Dir zur Zeit schlecht geht und Du in eine Depression reinschlitterst?
Wäre ich Dein Vater, würde ich Dir erstmal für eine gute Auszeit, in der Du Dich sammeln und ausruhen kannst, den Rücken freihalten. Wiederhole die Klasse/das Abi nächstes Jahr. In einem zweiten Anlauf ist das viel einfacher.
Nutze das nächste halbe Jahr (ich glaube im Oktober geht das neue Schuljahr wieder los, oder?), um wieder mehr Spaß und Freude in Dein Leben zu holen, die Schule und die Ausbildung erstmal über den Buckel zu schmeißen und einfach mal wieder aufzuatmen. Such Dir eine Therapiestelle, die Dir dabei helfen kann, diesen Weg zu gehen.
Denn eines ist klar: Wer depressiv ist, rennt durch mehr und mehr Anforderungen nur mit dem Kopf gegen Wände! Du bräuchtest für das alles jetzt enorme Energiereserven und willst Dir das abverlangen, obwohl Deine Batterien völlig leer sind.
Wie würden Deine Eltern reagieren, wenn Du ihnen sagtest: "Ich würde das Abitur wirklich gerne abschließen, aber mir fehlt gerade einfach die Kraft dazu. Könnt ihr mir bitte dabei helfen, dass ich wieder auf die Beine komme, damit ich es nächstes Jahr auch gut schaffen kann?" Eigentlich sollte das niemandem Probleme bereiten, oder? Es wird weiter Kindergeld bezahlt, es verschiebt sich eben alles nur ein Jahr nach hinten - DAS ist wirklich egal.
Für Deine Depression ist es enorm kontraproduktiv, Dich jetzt noch irgendwie durchs Abi zu beißen und dann gleich weiter ins Hamsterrad zu springen, die Ausbildung zu machen.. das hört sich alles nach einem langen Atem und einer hohen Disziplin an, die Du gerade jetzt einfach nicht leisten kannst und nicht leisten solltest.
Meine Vorschläge:
- Rede nochmal mit Deinen Eltern, erkläre ihnen Dein Befinden genauer. Schlage Dinge vor und zeige Dich kompromissfähig, wie es in Zukunft weitergehen kann. Beispielsweise, dass Du Dich auch zeitnah um eine Therapiestelle kümmerst und Dinge tun wirst, damit Du wieder glücklicher werden kannst (z.B. Sport, Aktivitäten draußen, Sozialkontakte pflegen, was auch immer).
- Mit der Ausbildungsstelle würde ich je nach Unternehmensgröße umgehen. Ist es ein kleiner Betrieb, bei dem Du auch mit dem Chef per Du bist und das unter 4 Augen klären kannst, dann würde ich die Situation offen erklären und besprechen. Haben Die jedoch einfach eine Human Resources Abteilung mit Personalbeauftragten, würde ich mich da schlichtweg per E-Mail abmelden, dass ich die Ausbildung nicht antreten werde. Da es sich ja um ein Start-Up handelt, ist das (meiner Meinung nach) sowieso nicht die große Chance und die perfekte Ausbildungsstelle, oder? Tu das, was sich für Dich gut anfühlt, aber ich würde in Deiner Lage gerade keine Zusprüche machen, die Du vermutlich nicht einhalten kannst. Sprich erst mit Deinen Eltern. Falls sie Dir den Rücken freihalten, brauchst Du ja nicht unbedingt die Ausbildung zu starten. Und lass Dir für die Entscheidung Zeit, Du musst ja noch nicht sofort eine fällen. Kündigen darfst Du in der Probezeit sowieso fristlos, nicht?
Ich wiederhole meinen Anfang dennoch: Ich würde NICHT zu Gunsten der Ausbildungsstelle auf das Abitur im nächsten Jahr verzichten! Eventuell willst Du doch nochmal studieren, interessierst Dich für Branchen, in die man ohne Abi nicht reinkommt etc. Öffne diese Türen nächstes Jahr, auch wenn Du gerade nicht durchgehen möchtest.
Lieben Gruß und viel Kraft,
You are awesome
Also wenn Du für die Inhalte der Ausbildung wirklich Leidenschaft besitzt und Du glaubst, diese Arbeit könnte Dir auch gut tun und Du hättest für sie genug Kraft, dann sähe ich noch eine andere Möglichkeit:
Du könntest ihnen die Situation erklären und nachfragen, ob Du die Ausbildung bei ihnen auch mit Deinem Fachabi durchlaufen darfst. Nach der Ausbildung (bzw. generell nach 3 Jahren nachweisbarer Arbeit) hat man die Möglichkeit, auf einem Kolleg das allgemeine Abitur nachzuholen, dass Dir dann auch den Hochschulabschluss und den Zugang zu Universitäten eröffnen würde.
https://www.abitur-nachholen.org/weitere-wege-zum-abitur/kolleg
Vielleicht wäre da für Dich eine Alternative? Dann könntest Du nach der Ausbildung immer noch schauen, ob Du das Abi noch brauchst, ob Du einfach auf eine fachgebundene Fachhochschule gehst, oder Dir Deine Möglichkeiten zur Verwirklichung Deiner Jobziele auch mit Deinem Fachabi ausreichen.
Erstmal noch mal danke für den Kommentar. Also so eine Ausbildung ist fast schon einmalig. Es gibt meines Wissens nur diese in ganz Deutschland. Tja, da kommt die nächste Frage. Habe ich so viel Leidenschaft für die Ausbildung ? Ich weiß es nicht. Ich liebe die Firma und die Branche, aber das hat ja mit dem Alltag der Ausbildung wenig zu tun, zumal ich auch dort wieder Berufsschule habe, was ich ja nicht so toll finde, wie es auch oben in der Frage steht. Die Firma ist jung und nett, ich wohne ja sehr weit weg, aber wo ich einmal da war wegen einer Wohnungsbesichtigung in dem Ort, habe ich spontan angerufen ob ich vorbeikommen kann, ich habe dann sofort eine Führung durch die ganze Firma bekommen und mir wurden viele Sachen erklärt usw, war alles sehr schön... wie gesagt, bin hin und her gerissen
Boor, mit so einer Antwort habe ich nicht gerechnet! Ein großes Dankeschön dafür!!! Ich habe die 11 schon einmal wiederholt und darf nicht nochmal wiederholen da man das Abitur nach 4 Jahren haben muss, das ist so ne Regel. Komme aus NRW.
Und das mit der Ausbildung, naja, ich mach’s kurz. Ich liebe alles was mit der Raumfahrt zu tun hat und würde am liebsten bei SpaceX und co anfangen :D
und in Deutschland gibt es ja keine Raumfahrt und schon gar keine Ausbildung. Aber ich habe jetzt bei einer kleinen Firma, die praktisch SpaceX im mini Format ist eine Stelle ergattern können, worauf ich sehr stolz bin, das macht das alles ja so schwer für mich. In mir gibt es gerade tausend Gedanken und alle zeigen woanders hin.