Was sind semiotische Systeme?

2 Antworten

Semiotik ist die Lehre von den Zeichen.

Mit Zeichen stellt der Mensch bestimmte Verhalten- und Erlebensformen, dar, zumeist in einem oder mehreren Systemen (logischen Ordnungen):

Semiotische Systeme sind daher zum Beispiel die Sprache, sowohl akustisch der Phoneme und Morpheme, als auch in grammatikalischer Ordnung der schriftliche Buchstaben (Zeichen) dafür. Die Kunstmalerei ist auch mindestens ein sich historisch-kulturell wandelndes semiotisches System, die Werke sind Zeichen mit Bedeutung. Auch einfach die Verkehrsregelungszeichen sind ein vergleichbares semiotisches System. Musik ist ein semiotisches System, weil akustische Phänomene in ein grammatikalisch strukturiertem System transferiert werden. Architektur ist ein real sehr großes semiotisches System, da alle Gebäude im Voraus in einem grafischen System erdacht werden. Mathematik als rein theoretisches Gebilde aus Schriftzeichen (Ziffern und Zahlen) ist ein Musterbeispiel für ein semiotisches System; mathematische Formeln, chemische Formeln können Höhepunkte der semiotischen Analyse sein, da (auch) sie weltweit (an-)erkannt werden...

Semiotische Systeme lauern überall, oft sehr klein, überraschend streng logisch, oft sehr groß, überraschend sehr logisch verwirrt, aber dann emotional sortiert... Erfolgreiche Suche!


ulrich1919  15.11.2017, 14:22

Ob Musik und Architektur semiotische Systeme sind; darüber kann man streiten, aber ansonsten großartige Antwort!

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Skoph  15.11.2017, 16:32
@ulrich1919

Danke... Ich befürchte, ob etwas ein semiotisches System darstellt, ist mehr Definitionsfrage als das Essentielle des zu betrachtenden Etwas.

Musik ist aus meiner Sicht ein klassisches Beispiel für ein s. S. aus verschiedensten s. Systemen: Schon die barocke Affektenlehre, man schuf hunderte Akkorde, denen bestimmte Affekte zugeordnet waren, die man so vereinfacht komponieren konnte, man schrieb die Generalbassziffern und -zahlen als Basis und dazu die affektierten Akkorde, oft auch erst in Ziffern und Zahlen (vgl. Satz- und Harmonielehre), ist ein semiotisches System innerhalb der Musik; Gefühlssysteme kannte man nicht. 

Als Leonard Bernstein in seinen Harvard-Vorlesungen 1973 (Buch "Musik - die offene Frage", Goldmann Verlag 1981, ca. 400 Seiten) zahlreiche Musikbeispiele im Sinne von Chomskys generativer Transformationsgrammatik aus der Linguistik sehr genau analysierte, wurde deutlich, dass Musik (Geräusche, Töne, Klänge)entweder in einem möglichst genauem s. S. (Partitur mit Notenschriften, hunderten von Zeichen z. B. der verschiedenen Kulturen, musikgrammatikalischen Strukturen) schriftlich fixiert wird oder mithilfe dieses s. Ss.  Musik komponiert wird, die danach zum Erklingen gebracht werden kann. So darf man sagen, jeder Komponist hat sein eigenes musikalisches s. S., dass einem allgemeinen zur Verständlichkeit möglichst nah entspricht.

PS: Dieses Buch sollte jede/r SchülerIn "durchkauen" müssen, dann wäre das Wissen der Allgemeinheit über Sprache und Musik nicht mehr auf dem Grundschulniveau...

ABER seit den 70er Jahren heißt es: "Die Grundhypothese der Semiotik ist, dass jedem Segment auf der Ebene des Ausdrucks ein Segment auf der Ebene der Inhalte entspricht und umgekehrt." Das führt jedoch zu einer sinnlosen Musikanalyse, z. B. weil Musik ihre Bedeutung, also ihren Wert doch nur in der emotionalen Wahrnehmung des Hörers hat - eben außermusikalisch - betont emotional!? Allerdings hat wohl die akademische Rationalisierung der Musik längst zu extrem subjektiven Kompositionen geführt: Ob der Hörer überhaupt noch Emotionen erfährt, ist unwichtig geworden... haben wir also seit 50 Jahren rein "semiotische Musik" als Kunstmusik - also ohne die unzähligen Populärmusikwerke mit der "Maxime der drei Hauptdreiklänge mit ihren Umkehrungen"?

(vgl. Fubini, Enrico; Geschichte der Musikästhetik; J.B. Metzler Verlag Stuttgart, OAn 1964-1987, deutsch 1997/2007, Druck 2008; ab Seite 403: Neuere Entwicklungen des musikal. Denkens)

Zugleich verschwand da auch die Musikästhetik. Wozu noch!?

Architektur benötigt auch verschiedenste s. S.e, um "aus dem Papier in Welt geboren werden zu können", natürlich heute aus dem PC...

Aber jetzt zu dem philosophischen Problem: Da sich das menschliche Gehirn alles seiner Außenwelt vorstellen muss, d. h. weil jeder Mensch nachweislich und erkenntnistheoretisch (vgl. Kant) alles anders wahrnimmt, ist seine Außenwelt, also die Wirklichkeit ein einziges s. S. aus verschiedensten s. S.en mit unendlichen Bedeutungen. Also sind z. B. Musik als akustisches Wahrnehmungsphänomen und Architektur als (zumindest) optisches und haptisches Wahrnehmungsphänomen schlichtweg hochkomplexe s. S.e.. Das ist wohl meine Definition...

Im Übrigen ist mir persönlich die Semantik (vgl. Hermeneutik)wichtiger, Semiotik betrachte ich als einen Teil davon, den man speziell nutzen muss.

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Semiotische Systeme sind dadurch gekennzeichnet, dass eine Übertragung von Information durch einen Urheber ("Sender") und ein Empfänger durch Zeichen stattfindet, wobei der Zusammenhang zwischen Zeichen und Bedeutung durch die Semiotik näher analysiert wird.

Zeichen können dabei in Symbole, Ikons und Konventionalzeichen unterscheiden werden.