Was passiert, wenn man alles aufeinmal einschalten würde?

5 Antworten

Das kann je nach dem schon schwierig werden. Unsere Verteilernetze sind nicht darauf ausgerichtet, dass wirklich alles schlagartig auf einmal an ist. MEISTENS geht es aber gut. Ins besondere, da z.B. Backöfen über Thermostate verfügen. Das Zauberwort heißt "Gleichzeitigkeitsfaktor"

Mit eben jenem werden wir noch ordentlich Schwierigkeiten kriegen, wenn die Elektromobilität weiter in Fahrt kommt.

das Elektroauto im Carport zieht zwar "nur" rund 10 kW Das aber eben ununterbrochen für mehrere Stunden. Macht das die halbe Nachbarschaft, haben wir ein Problem.

Das hängt von den Umständen ab. Also wie viele Verbraucher hat man, wie viel ziehen die zusammen und was hält die Zuleitung/Sicherung aus.

Viele Verbraucher ziehen wenn man den Stecker rein steckt oder den Strom über einen mechanischen Schalter frei gibt ganz kurz ein vielfaches mehr als im Normalbetrieb.

Glühbirnen brauchen "kalt" etwa 10× so viel Strom als wenn die schon seit mehreren Sekunden leuchten. Der kalte Glühfaden hat einfach einen viel geringeren Widerstand. Erst wenn der aufheizt zieht die Birne dann so viel Watt wie drauf steht. Eine 60W Birne zieht also in den ersten Sekundenbruchteilen etwa 600W.

Das selbe gilt für alle Netzteile, hier werden erst mal Kondensatoren geladen und das mit einem vielfachen Der Leistung den die Netzteile im Normalbetrieb haben. Hier hängt das von der Bauart ab, liegt aber typisch bei dem 5-fachen bei guten Netzteilen und im Extremfall um 20× bei minderwertigen Netzteilen oder uralten (80er Jahre Technik).

Werden also PC, Router, Drucker, Monitor usw. gleichzeitig an Strom angeschlossen, dann hat man hier auch ungefähr ganz kurz 10× mehr Leistung.

Weniger schlimm sind Heizstäbe (Waschmaschine, Trocker, Backofen, E-Herd, Durchlauferhitzer uvm).

Man kann also für die meisten Dinge die am Strom hängen recht gut mit dem 10-fachen Anlaufstrom rechnen. Dabei ist der Faktor kleiner, je größer der Verbraucher ist. Ein kleines 3W Nachtlicht hat im Verhältnis einen viel höheren Einschaltstrom als ein 30.000W Durchlauferhitzer.

Ein im Haushalt üblicher Leistungsschutzschalter ("Sicherung") lässt den 5-fachen Strom für mindestens 2 Sekunden zu. Das reicht für eigentlich alle Geräte um auf ihren normalen Verbrauch zu kommen.

Das bedeutet, dass wenn man eine "Sicherung" nur halb belastet, dann sollte die das gleichzeitige Einschalten aller Verbraucher problemlos verkraften. Darüber hängt das dann davon ab wie viel höher die kombinierten Anlaufströme wirklich sind und wie lange die an liegen.

Ist die Sicherung im Normalbetrieb, also alles nacheinander eingeschaltet, voll ausgelastet, dann fliegt die auf jeden Fall wenn man alles gleichzeitig ein schaltet. Da gibt es nur wenige Verbraucher die keinen erhöhten Einschaltstrom haben.

Während man bis in die 1970er nur 4 bis 5 Sicherungen in einer Wohnung hatte, also drei für den Herd und maximal zwei für alles andere, werden heutzutage höchstens 2 Zimmer zusammen auf eine Sicherung geschaltet. Die sind dann im regefall noch nicht mal halb ausgelastet, also kann man meistens die durch "gleichzeitig alles einschalten" nicht überlasten.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Das kommt auf die Anzahl der Teilnehmer an und die Leistungen der Geräte. Richtig kritisch wird das für die Steuerung des Versorgungsnetzes, wenn Millionen Teilnehmer gleichzeitig leistungsstärkere Geräte ein- oder ausschalten. Da werden sich vielleicht noch einige an den sog. "Eduard-Schnitzler-Effekt" in der ehemaligen DDR erinnern:

Eduard Schnitzler war ein beim Volk umstrittener Propagandist im DDR-Fernsehen, in der Sendereihe "Der schwarze Kanal". Wenn sein Gesicht auf dem Bildschirm auftauchte, schalteten Millionen TV-Zuschauer gleichzeitig ihr Gerät ab. Das brachte die Techniker des Versorgungsnetzes jedes mal in's Schwitzen.

das wird ganz schön schwierig.
Wie viele Arme hast du, um in der Küche, im Wohnzimmer .... auch nur zwei Geräte gleichzeitig einzuschalten?

Es gibt durchaus eine Möglichkeit Geräte, die vorher nicht im Standbybetrieb sein müssen, um sie gleichzeitig mit Strom zu versorgen.

Schalte den Strom über die Hauptsicherung deiner Wohnung ein. Ein neuerer Computer mit modernem Schaltnetzteil braucht einen Startimpuls. Da hast du wieder das Problem mit den vielen Armen.

Geräte wie Heizlüfter oder Backöfen werden beim Einschalten, weil sie kalt sind, viel Strom ziehen. Dadurch könnte durchaus die Sicherung auslösen.
Im Haushalt, abgesichert mit 3x 32 A passiert da gar nichts. Selbst wenn da nur 16A Sicherungen vorhanden sind, wird das kein Problem sein.


Timo3681 
Beitragsersteller
 08.06.2024, 13:32

guenterhalt

Alleine geht das schlecht, was ist, wenn man genug Leute dafür hat z.B. Zuhause oder in der Firma?

guenterhalt  08.06.2024, 14:50
@Timo3681

Solche großen Einschaltströme fließen nur in wenigen Millisekunden nach dem Einschalten. Das bekommt man nicht hin, dass die alle gleichzeitig schalten. Jeder Schalter ist auch anders, schon deren Trägheit reicht, um gleichzeitig zu verbinden.

Commodore64  08.06.2024, 13:21

Beim PC kann man fast immer einstellen was der machen soll wenn der Strom "zurück kommt" (Power restore). Immer an gehen, immer aus bleiben oder den Zustand den er hatte als der Strom ausfiel (Last state).

Da kann man schon alle PCs gleichzeitig, z.B. über den FI/RCD mit einschalten.

Von Experte Commodore64 bestätigt

Das kommt auf die Gesamtlast an und darauf, welchen Einschaltstrom die einzelnen Geräte und Elemente haben. Und natürlich darauf, wie die Stromkreise abgesichert sind.

Bei einem Stromkreis, der mit einer B-Charakteristik abgesichert ist, löst die Sicherung schneller aus als bei einer C-Charakteristik, wenn der Nennstrom überschritten wird.