Was macht man alles in einem Kinderheim / was ist sehr anders?

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Also, ich wohne zurzeit auch in einem Heim. Doch mittlerweile nennt man das Einrichtung.
In der Einrichtung in der ich wohne sind zwar nur Kinder von 10-16 aber ich schreibe dir trotzdem Mal...
1. Ja, es gibt einen Alltag. Morgens wird man so geweckt, dass man rechtzeitig zur Schule kommt und danach gibt es Frühstück. Nach der Schule gibt es Mittagessen. Wenn man Hobbys hat, kann man diese Nachmittag machen. Eine Stunde nach dem Essen, gibt es eine Gruppen- Besprechung. Dort wird dann gefragt, ob alles gut läuft, ob man Hausaufgaben hat etc. Um 18 Uhr gibt es dann Abendbrot. Um 20 Uhr müssen
die 10 jährigen, um 20:15 die 11 jährigen, um20:30 die 12 jährigen etc. ins Bett gehen.
2. Regeln sind eigentlich nur, dass man rechtzeitig zu Bett geht, zur Schule geht, keine Drogen oder Alkohol zu sich nimmt, dass man sich anmeldet und abmeldet, wenn man kommt oder geht.
3. Ja, man kann auf eine normale Schule gehen. Ich zum Beispiel gehe weiterhin aufs Gymnasium. Andere gehen noch zur Grundschule, auf eine Gemeinschaftsschule oder die, die zu schlecht dafür sind oder einfach von allen anderen Schulen geflogen sind gehen auf eine Sonderschule.
4./5. Ja, es gibt WG's mit Einzelzimmern. In einer WG gibt es ein Badezimmer, ein Wohnzimmer mit Fernseher etc, eine kleine Küche und drei Einzelzimmer. Für die Kinder ( wie ich im Moment noch) die in Obhut genommen sind, haben ein eigenes Zimmer und ein kleines Bad.
6. Das weiß ich leider nicht,da die Kinder ab 16 in eine andere Einrichtung kommen.
7. Für das gemeinsame Essen gibt es morgens von 6 bis 9 einen gedeckten Tisch im Gemeinschaftsraum. Dort isst man dann, bevor man zur Schule geht. Mittags gibt es um 13 Uhr Essen. Den Kindern die dann noch nicht da sind, wird dann wenn sie kommen etwas in der Mikrowelle warm gemacht. Abendbrot gibt es wie gesagt um 18 Uhr. Wenn man keinen Hunger hat oder so, muss man sich vom Essen abmelden. Das Schlafen ist halt nach dem Alter verschieden.

Ich hoffe , dass ich dir ein wenig helfen konnte.
Wenn du noch Fragen hast, kannst du mich gerne fragen😉


AurelieLea  17.06.2017, 06:49

Gerne doch♥, wenn du noch mehr Fragen hast, kannst du sie gerne stellen.

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tanzimrxgen 
Beitragsersteller
 16.06.2017, 18:03

Dankeschön. ❤️ Deine Antworten sind echt super!

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AurelieLea  16.06.2017, 13:43

1. Es gibt Tischdienst (Tisch decken, abräumen und Spülmaschine einräumen), Hausaufgaben muss man auch machen ( Es gibt dafür eine feste Zeit:14 bis 15 Uhr. Wer dann noch nicht da ist muss die Hausaufgaben später machen), aufräumen muss man auch täglich ( das heißt sein Zimmer und wenn man in einer WG lebt auch diese), sonst muss man eigentlich nur seine Wäsche waschen und den Müll rausbringen. 2. Bei uns gibt es dann Ausgangssperre, wenn man irgendwas nach mehrfachen Ermahnen nicht gemacht hat oder sonst irgendwas gemacht hat(z.B. Beleidigungen, Prügeleien etc.). Letztens wurde ein Mädchen aus dem Heim geschmissen, weil mehrfach Alkohol getrunken und Drogen genommen hat+ schlechtes Verhalten. 3. Wenn man alleine rausgehen möchte, muss man die Betreuer fragen. Wenn diese Einwilligen , kann man entweder schon nach der Schule los oder nach der Hausaufgabenzeit. Wegbleiben darf man bis zum Abendessen oder auch manchmal länger. Außer wenn man in Obhut genommen ist, dann darf man nur in den Garten und zur Schule gehen... 4. Wie das an Weihnachten, Ostern und so ist weiss ich nicht ( bin noch nicht so lange in der Einrichtung). Beim Geburtstag kann man sagen, was man sich wünscht und die Betreuer besorgen das dann ( das Budget sind 30€). 5. Babys weiß ich jetzt nicht genau, aber wenn das Jugendamt z.B. darauf hingewiesen wird, dass die Eltern Drogen- oder Alkoholsüchtig sind und das eine Gefahr für das Kind darstellt, wird es zuerst Mal in Obhut genommen. Manchmal (aber sehr selten, hier im Heim gibt es niemanden) sind auch beide Elternteile gestorben. Bei Kindern ist das manchmal so, dass die Kinder geschlagen und angeschriehen werden, die Eltern auch Drogen-und Alkoholsüchtig sind oder manchmal haben auch die Kinder Aggresionsprobleme oder so etwas womit die Eltern nicht klarkommen oder nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. 6. In der Einrichtung in der ich lebe, sind ca. 20Kinder. Geschwister gibt es hier nicht. Die WGs sind einfach Gleichgeschlechtlich eingeteilt und danach, wer sich gut mit wem versteht. Wie gesagt, jeder hat ein eigenes Zimmer aber man lebt circa zu dritt in einer WG (außer die Kinder die noch in Obhut sind). 7.In meiner Einrichtung wird nicht nach neuen Familien gesucht. Es wird mit den Eltern zusammen gearbeitet und alles mögliche versucht, dass die Kinder irgendwann zurück nach Hause kommen können.

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tanzimrxgen 
Beitragsersteller
 16.06.2017, 06:04

Hey ich würde mich echt freuen wenn du mir die Fragen beantworten könntest:
1. Was gibt es im Heim für Dienste? Ich hab da so was wie Küche, Hausaufgabe, aufräumen usw gelesen
2. Was gibt es für Strafen wenn man sowas nicht einhält? Ich habe gelesen das es sowas wie  Hausarrest und so auch gibt..?
3. Darf man irgendwann auch allein rausgehen? Wenn ja ab wann, wie lang, was gibt es für Einschränkungen?
4. Wie steht es dort mit z.B Feiern wie Weihnachten, Geburtstag also wird das irgendwie in der Gruppe oder so gefeiert und wie ist das mit Geschenken?
5. Hast du ein paar Beispiele für Gründe, warum Kinder/Babys in ein Heim kommen?
6. Wie viele Kinder sind in einer Einrichtung? Wie viele Teilen sich ein Zimmer & wer? (also Geschwister oder einfach Gleichgeschlechtlich oder Gemischt)
7. Wie wird nach passenden Pflegefamilien gesucht? Und wie lernen sich Kind und neue Familie kennen?

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tanzimrxgen 
Beitragsersteller
 15.06.2017, 18:57

Omg Danke für diese Antwort das hat mir richtig geholfen ❤️! Ich kann mir das jetzt viel besser vorstellen! Danke Danke Danke.

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Hallo,es freut mich, dass du an diesem Thema interessiert bist. Zufällig arbeite ich in einem Kinderheim in Sachsen-Anhalt :-) Es gibt nicht nur Kinderheime sondern auch Außenwohngruppen. Diese zählen zur stationären Kinder- und Jugendhilfe. Daneben gibt es noch ambulante Formen, z.B. die SPFHs (Sozialpädagogische Familienhilfe). In den Heimen werden Kinder und Jugendliche von 0 bis 18 Jahren aufgenommen, Mädchen, wie Jungen und auch Flüchtlinge. Es gibt reine Jungs- oder Mädchengruppen, koedukative Gruppen, Flüchtlingsgruppen, Verselbständigungsgruppen, Kleinkindgruppen etc. Alltag gibt wie in herkömmlichen Familien auch - von Hausaufgaben machen, gemeinsames Einnehmen von Mahlzeiten, zur Schule gehen etc.Sie führen im Prinzip das Leben weiter, wie sie es in ihrem Zuhause eben auch getan haben, nur mit dem Unterschied, dass sie dort nicht mehr leben können/dürfen oder wollen. Es sind weniger Waisen, die in den Heimen leben, als Kinder/Jugendliche, die misshandelt oder missbraucht worden sind. Die Kinder/Jugendlichen beziehen Einzel- oder Doppelzimmer.Viele der Kinder/Jugendlichen benötigen eine Therapie, um mit dem Erlebten zurechtzukommen. Einige sind Schulverweigerer, manche von ihnen besuchen sogar das Gymnasium, während andere eine Förderschule besuchen.Manche Kinder/Jugendliche haben noch Kontakt zu den Eltern/Geschwistern, bei einigen ist der Kontakt eingeschränkt und darf an festgelegten Besuchstagen nur begleitet stattfinden.Studium? Mit 18 endet die Hilfe, es sei denn, es gibt trifftige Gründe für eine kurzzeitige Verlängerung.Es gibt sooooooooooo viel mehr, was man über eine Unterbringung im Heim wissen kann/muss. :-)Lieben Gruß


tanzimrxgen 
Beitragsersteller
 14.06.2017, 23:14

Ach und was genau sind Aussenwohgruppen? Sowas wie WGs?

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tanzimrxgen 
Beitragsersteller
 14.06.2017, 23:10

Danke! Das ist alles Mega spannend. Also muss man mit 18 sozusagen "weggehen"... und wenn man noch studiert und wenig Geld hat oder so? Zählt das als Grund noch dort zu bleiben bis das Studium beendet ist? Und wenn es noch so viel mehr gibt das man wissen kann, kannst du sehr gerne mehr schreiben wenn du Lust dazu hast ich bin sehr dankbar für alles. Ich habe auch eine Freundin die Adoptiert wurde, sie kann sich zwar kaum erinnern aber bei ihr ist es z.B. So dass ihre Eltern zu jung wahren und sich jetzt leider weigern sie zu treffen obwohl sie, sie sehr gern kennenlernen würde :(

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Außenwohngruppen sind wie die Wohngruppen im Heim, nur in der gesamten Stadt verteilt. Es gibt auch therapeutische Wohngruppen nur für Mädchen....

Die Betreuer bereiten die Jugendlichen frühzeitig auf den Auszug vor, helfen bei der Wohnungssuche, bei der Ausbildungsplatz- bzw. Jobsuche, sie helfen bei der Antragstellung bei den Ämtern, bei Ummeldungen etc. Oftmals können sie zur Verselbständigung in eine kleine Wohnung ziehen, die zum Heim gehört und versorgen sich dort selbst.

Da die meisten erst nach dem 18 Lebensjahr ihr Abitur machen, fangen sie nicht schon vorher mit dem Studium an. Selbst wenn mal ein Genie im Heim leben würde, der mit 13 anfängt zu studieren, helfen auch da die Betreuer. :-) Relevanter sind da eher Ausbildungsplätze etc.


tanzimrxgen 
Beitragsersteller
 14.06.2017, 23:31

Dankeschön jetzt versteh ich das ganze schon besser 😊 Danne auch für deine ganzen ausführlichen Antworten :D ich hab mich echt gefreut gleich auf jemanden zu treffen der bei sowas arbeitet - sich damit also besten auskennt! Hätte ich so nicht gedacht :) Also vielen Dank nochmal!

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