Was ist los mit mir und meiner Arbeit bin verzweifelt Kunden trotzdem sehr zufrieden aber ich gar nicht und schäme mich sogar für meine ,,Werke”?
Hallo ich bin tätowierer (nicht privat sondern im Studio) und im Voraus: meine Kunden sind, auch heute, extrem zufrieden mit ihren tattoos, die ich gestochen habe.
das ist definitiv das wichtigste.
Trotzdem kann ich absolut nicht nachvollziehen wie man diese Arbeit, bspw. Die von heute gut finden kann.
Habe für den Schriftzug ewig gebraucht, was sonst auch nicht so ist, da ich es einfach so hässlich fand und versucht habe es so zu retten wie nur möglich.
Am komischsten war das ,,Publikum“, also die Freunde und Familie die die Person mitgebracht hat. Diese haben alle zugeschaut und ausnahmslos jeder sprach davon wie toll und schön das tattoos werden würde und wie toll es bereits aussehe...
Mich macht es unnormal nervös, dass meine tattoos letztens wirklich nicht so gut werden wie sie sollen.
ich liebe und lebe tätowieren ABER mittlerweile bekomme ich teilweise leichte Panik während dem tätowieren bzw. Am Abend nach dem tattoos Angst gekündigt zu werden, was eig gar keinen Sinn macht. ABER ist so.
was ist denn falsch mit mir?
3 Antworten
Versuch rauszukriegen, was es ist, das deine Kunden so zufrieden macht. Dann hast du deine Orientierung/Richtung/Motivierung. Dein "Du selbst" in deiner Arbeit. Einer der größten Designer der Moderne , Luigi Colani, hat uns in einem Seminar mal gesagt:
"Lernt von den Großen was ihr könnt. Versucht aber nie, es ihnen gleich zu tun. Ihr werdet dann nie Designer, sondern nur billige Kopierer. Lernt von ihnen, und dann entwickelt euren eigenen Stil." - Ende Zitat. Mir kommt es so vor, als ob deine Arbeit sehr wohl Design ist. Lern von deinen Kunden und - vielleicht auch ein wenig??- von Colani. Viel Spass und noch mehr Erfolg weiterhin beim "Stechen"
humh
Für mich hört sich das an, was ich schon länger kenne. Kenne, von den verschiedensten Leuten. Leuten, die mit der Qualität ihrer Arbeit unzufrieden sind.
Es betrifft aus meiner Sicht alles Menschen, die in gewisser Weise Künstler sind auf der einen Seite. Auf der anderen Seite sind es Perfektionisten. Solche Perfektionisten, die eine Leidenschaft entwickelt haben.
Wie das Wort es aussagt: Leidenschaft , schafft Leiden !
Sie berichten davon. Und ich kann es nur bestätigen.
Es ist, was es ist. Und es ist gut, wenn man nichts krankhaftes draus macht.
Ich finde dazu einen Spruch für mich gut: " Wer nicht leiden will, der will nicht leben."
zwinker
Menschen, denen es so geht, ob sie davon berichten oder nicht, sind ständig in oder auf einem Kippprozess ( wie ich es nenne ). Die Ursache ist oft, so wie es vielen Menschen geht, sie durften noch nicht symptomfrei genießen lernen. So haben sie es nicht leicht auch symptomfrei zu arbeiten. Woran das lag, daß sie es meißt nur mit Anerkennungsverweigerern zu tun hatten oder und eineindeutige Rückmeldungen nicht waren? Das ist vielfältig.
nicht leben, genießen
Damit ist gemeint, erst lernt man genießen. Damit man weiß, wie wunderbar das Leben ist. Wenn man dann arbeitet, legt man Wert auf jenes, was dem Leben dient.
In der Gesellschaft, in der wir heute leben, existiert immer noch die fatale Industriealkultur : "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen."
Mit solch einer vertauschten Entwicklungsreihenfolge, wird der Reifeprozess eines Menschen eingeschränkt oder sogar verhindert. Verhindert eine autonome Einheit zu sein und nicht bloß eine autonome Funktion ungereift zu verantworten.
Das hat schon philosophische Aspekte. Aber dem Künstler ist nichts daran, zu leben & zu genießen, seine Werke stehen darüber. Etwas, was nur sehr wenige, wenn überhaupt, verstehen können. Es ist eine Obsession. Es ist krankhaft. Ich zähle dazu. Aber lebe gut davon. Trotzdem: ich liebe das Leben, wünsche mir nur mehr "leben". Aber was ist schon perfekt? Das Leben wie die Werke? Bestimmt nicht !
Grandmaster Flash hat es als berühmter Künstler, für mich, mal auf den Punkt gebracht. Er sagt, wenn einem etwas so gefällt, daß es einem Freude bereitet, soll man dabei bleiben. Denn wenn man Freude hat, sehen es die Anderen. Die schauen und grübeln, was macht der nur? Er sagt, die möchten diese Freude für sich teilen. Weil sie auch Gefallen daran finden. Und das können dann ganz viele werden. Und er sagt, dann kann es passieren, daß einem die Leute dafür sogar Geld geben! Viel !
Ooooh ich versteh ich dich NUR ZU GUT. Du hast das Künstler Gen in dir. Ich bin 3d Artist, und bin selbst mit meinen besten Arbeiten nicht zufrieden. Bin ich gut? Ja! Lob und toll und super job, every time. Und ich kann's nicht fassen, was daran toll sein soll, weil ichs eigentlich besser machen wollte. Besser könnte. Der wahre Künstler strebt nach Verbesserung, nach Perfektion, und zwar in dem Maße den er nie erreichen wird. Ich hab meine Ziele mehrer Male übertroffen, und bin dennoch unzufrieden. Ist schon fast gestört, aber würde mir echt wünschen das jemand sagt wie scheisse es ist, weil XXX. Oft überarbeite ich Entwürfe und Darstellung nach Projektabschluss, zu Hause, nur für mich, bis es meinen Vorstellungen entspricht. Erst dann bin ich zufrieden. Ich geh auch nicht dann zu Kollegen, Kubden, Boss und zeig wie geil ich bin. Die landen einfach nur in mein Portfolio. Es ist ein ständiges lernen & weiter entwickeln.
Mit Leuten deiner Einstellung würd ich nur zu gerne mal arbeiten wollen. War immer der einzige, der seine Passion fast schon verheimlichen musste