Was ist ein "Hofnarr"?

11 Antworten

Er war sozusagen das "Comedy-Programm" des Mittelalters.

Siehe auch hier: https://de.wikipedia.org/wiki/Narr#Hofnarr

Der Hofnarr (also ein Komiker der am Hof einer hochgestellten Person wie z.B. eines König als "Unterhalter" gelebt hat) hatte aber auch noch eine andere, wichtige Funktion:

Er hatte die so genannte "Narrenfreiheit" straffrei unangenehme Dinge zu sagen.

Das heisst, er konnte dem König auch mal ungestraft Dinge sagen die nicht gut liefen und den König kritisieren oder Witze über ihn machen ohne dadurch dem Zorn des Herrschers ausgeliefert zu sein. Andere "in der Hierarchie" konnten sich das so nicht erlauben ohne ggf, ihren Rang zu gefährden, wenn sie öffentlich dem "Vorgesetzen" widersprachen oder ihn kritisierten oder gar verallberten.

Das wird heute noch in Form der "Karnevalssitzungen" als Tradition gelebt, in denen manche Dinge mal unverblümt und ungeschönt vom "Narren" (dem Redner auf der Bühne) angesprochen werden können. -- Anders, als es die "im System Mitmachenden" (also z.b. die Bundestagsabgeordneten) so im Rahmen ihrer Sitzungen sagen könnten.

Der Hofnarr im Mittelalter war eigentlich gar keine so niedere Figur. Auf lustige Weise konnte er sogar Kritik an den hochgestellten Gästen am Hofe üben, ohne dass ihm das jemand übel nahm. Beispielsweise indem er schlechte Tischsitten einiger Gäste überzeichnet nachahmte uvm.

Ich denke man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man den klassischen Hofnarren als reflektierenden Kritiker des Status quo einem heutigen Kabarettisten entgegenstellt. Obwohl letzterer natürlich nicht in Diensten des (Allein)herrschers steht.

Im Mittelalter war es an den Höfen des Adels üblich, dass ein Hofnarr dem Gefolge des Königs angehörte. Seine Aufgabe war es, diesem das eigene Verhalten zu spiegeln, auf diplomatische Weise die Stimmung unter dem Volke zu vermitteln und durch kritische Fragen die Meinungsfindung zu erleichtern.

Das war im Feudalsystem ein Mensch, der dem Fürsten auf meist witzige Art die Wahrheit sagen durfte. Damit es im vorgesehenen "Rahmen" blieb, trug der Narr eine Narrenkappe und eine absurde Verkleidung, nur in dieser Form konnte er davon ausgehen, für die Wahrheit nicht gevierteilt zu werden.