Was ist die Wahrheit?

19 Antworten

Eine Aussage kann nur wahr sein, wenn die darin beschriebenen Sachverhalte absolut in Übereinstimmung mit der objektiven Realität sind. Das ist eine Wahrheit.

Konkurrierende Aussagen um die Wahrheit, d.h. wenn Theorie gegen Theorie steht, können nur durch die Praxis und die Erfahrung entschieden werden.

Kurz gesagt: ja

Lang gesagt: beides ist zutreffend und kommt auf die Perspektive an die du darauf anwendest. Es gibt die "Individual-Wahrheit" so etwas wie "Kaffee schmeckt nicht". Das ist für dich persönlich vielleicht wahr, heißt aber nicht das er anderen nicht schmeckt. Dann gibt es die "Universal-Wahrheit". Das sind so Sachen wie "Zeit ist relativ", "Glaube erschafft Realität" etc. Diese sind universell wahr aber nur in allem zusammen findet sich dann eventuell wieder "eine Wahrheit". Abschließend gibt es noch zu erwähnen, dass es "Gemeinschafts-Wahrheit" gibt: Das was unwiderlegbar von einer Ansammlung von Personen als wahr angesehen wird: Gott ist groß, die Sonne scheint und ähnliches. Hier ist die Wahrheit aber nur eine subjektive Wahrnehmung die zu einem kollektiven Ergebnis führt.

Ich persönlich suche daher eigentlich immer die "Erkenntnis" und lerne "diese Wahrheiten" für mich selbst.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich brauchte mein Leben um so zu werden.
Von Experte ArnoldBentheim bestätigt

Die alten Griechen verstanden das, was wir als Wahrheit bezeichnen, als Ἀλήθεια (Alḗtheia), das 'Unverborgene', das seine Verborgenheit entbirgt und somit die Wahrheit eines Dinges enthüllt oder offenkundig macht. Später, und wohl bis heute, gilt "Wahrheit" unter Philosophen mehr oder weniger als bloße Richtigkeit, also als Übereinstimmung einer Aussage mit einem bestimmten Sachverhalt. Postmoderne Philosophen denunzieren jedoch den philosophischen Begriff der Wahrheit als totalitäres Denken und verkennen dabei, dass sie sich selbst widersprechen, weil sie kein objektives Wahrheitskriterium anerkennen wollen. Dadurch hebt sich der Relativismus selbst auf, da er nichts mehr hat, worauf er sich beziehen kann, und quasi im luftleeren Raum schwebt. Es ist das Irrationale des postmodernen Denkens, das dem Vernunftdenken der Philosophie, dem Logos, widerspricht und das Andere der Vernunft, nämlich das Irrationale, hervorhebt, das sich nicht mehr vor dem Logos der Vernunft rechtfertigen muss. Somit können diese postmodernen Denker nicht mehr als Philosophen im eigentlichen Sinne bezeichnet werden. Denn die existenzielle Suche nach Weisheit bzw. Wahrheit ist der topos philosophischen Denkens seit Sokrates, der sich bescheiden Philosoph nannte.

Es ist längst müßig über den Begriff "Wahrheit" konkret zu philosophieren, weil er einer der typischen abstrahierenden Begriffe (vgl. Gott, Gut oder Böse) ist. Es gibt also eine einzige Wahrheit und zugleich zahllose:

Zu mir kam ein hektisches, sehr beredtes Pärchen zur Paartherapie, weil sie beide Rationalisten waren, ihr Gefühlsleben für lästig hielten, alles mit dem Verstand steuerten und alles immer kontrollieren wollten. Sie liebten sich, waren sie überzeugt, weil sie sich ähnlich waren, auch das glaubten sie. Ihre Beziehung zerbrach an diesem Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte, nämlich daran, dass sie sich niemals einigen konnten, ob der Apfel vom Baum fällt, weil man dies so wahrnehmen kann, weil man das deshalb so sagt, oder, ob eher der Erdmittelpunkt den losen Apfel je nach dem Ort auf der Erdoberfläche zu sich hinunter oder herauf zieht, wie alle Gebildeten es wissen, aber man auch (noch) nicht so sagt. Ich sollte erklären, was die Wahrheit für beide sein könnte - sollte, damit sie sich nie mehr darüber streiten würden.

Also sagte ich, das sei ein sprachliches Problem: Der Apfel fällt vom Baum zur Erde UND die Erde zieht den Apfel zu sich an. Das ist wie "die Sonne wandert am Himmel" UND "die Erde dreht sich um sich selbst, aber die Sonne bewegt sich gar nicht." Wahrnehmen kann man das Erste, das Zweite berechnen. Wahr ist also beides. Warum streitet ihr als Verstandesmenschen? Doch nur, weil einer von euch beiden immer rechthaben will, also wegen eures kurzzeitigen Glücksgefühls des Siegens. Das ist kein Lieben, sondern nur das Sich-bemächtigen. "Bemächtigt ihr euch nur gegeneinander? Haltet ihr das für Liebe?", waren meinen Fragen.

Nein, es ginge ihnen um die Wahrheit. "Falsch!", nahm ich das Recht. Ihr streitet nur darüber, was logisch richtig oder falsch ist, denn das Gegenteil von "Wahrheit" ist "Lüge". So ist eben beides wahr. Aber was sollten sie nun tun, fragten sie.

Ganz einfach: Anerkennen, dass jedes Gefühl stärker als jeder Gedanke sein kann, ja sogar wichtiger, um Wahres zu erkennen; denn zum Beispiel ist Rechthaberei aus einem Minderwertigkeitsgefühl heraus wahr, verführt Gedanken und Worte auch leicht zur Lüge, nur um zu siegen. Man nennt dies Verhalten das Kleinhühnchen-Syndrom (stets mit pessimistischen Botschaften), weil das kleine Huhn bei dunklen Wolken schreit, dass der beängstigende Himmel gleich einstürzen und alle erdrücken würde, nur um wahrgenommen, gehört und akzeptiert zu werden. Beenden Sie also Ihre Rechthaberei, dann stört Sie nur noch die Lüge, was falsch und was richtig ist, nicht aber, was Wahrheit ist.

Sie verstanden, bezahlten und bedankten sich. Und ich musste den beiden doch noch sagen, dass sie sich gegenseitig einigten, dass ich ein Psychologe und Psychotherapeut sei, dass dies sicherlich wahr sei, aber in Wahrheit arbeitete er in den Räumen auf der anderen Seite des Flures. Ich bin Steuerberater, aber sie überredeten mich ja, ihre Wahrheit zu akzeptieren, also belog ich sie ja nicht!

Und im Übrigen ist diese Geschichte natürlich richtig UND unwahr. Ich bin nämlich u.a. Philosoph.

Grüße besonders an diejenigen Wahrheitsgläubigen, die sogar ihre eigene Gefühlswelt für ihre Gedankenwelt - auch bei der Wahrheitsfindung - als unwesentlich beurteilen!

Die Wahrheit ist immer eine von der Wahrnehmung abgeleitete "Größe" - außer solcher Wahrheiten die auf wissenschaftlichen Nachweisen beruhen (wie z.B. physikalische Konstanten).