was ist die philosophie asiatischer kampfsportarten?

3 Antworten

Ich antworte mal aus der Sicht des Kung Fu Stiles Wing Chun, mit meinen eigenen Worten, wie ich es verstehe.

Es mag teils auch für andere Kampfkünste zutreffen, aber man sollte nicht über etwas schreiben, was man nicht kennt.

Konfuzionismus:

Der Konfuzionismus hat die Geisteshaltung beeinflusst, wie man trainiert. Zwei Hauptmerkmale, die im Training auffallen sind der Respekt und die Hierachie. Die Schüler sind sich dessen bewußt, was der Trainer ihnen ihnen schenkt. Sie respektieren ihn, dessen Trainer, den gesamten Stammbaum ihrer Kampfkunst. Natürlich respektieren sie auch untereinander und der Trainer respektiert seine Schüler.

Der SiFu (direkte Trainer) ist der "väterliche Lehrer" der Schüler. Er weist ihnen den rechten Kampfkunstweg. Was er anordnet, wird befolgt. Disziplin. Es wird nicht ausdiskutiert, sondern die Schüler vertrauen darauf, dass er weiß, wie die Kampfkunst am besten unterrichtet wird. Der Lehrer wiederum kann darauf vertrauen, dass seine Anweisungen unbedingt beachtet und bestmöglich ausgeführt werden. Die "älteren" Schüler (also jene, die schon länger dabei sind, nicht das Lebensalter), nehmen Rücksicht auf die neueren Schüler und helfen ihnen auf ihrem Kampfkunstweg. Im Wing Chun gibt es dafür auch die Namen SiHing (älterer Bruder) und SiJe (ältere Schwester). Das ganze System ist "familienhierachisch" aufgebaut. Jeder Schüler und jeder Lehrer kennt seinen Platz.

Im allgemeinen äußert sich der Respekt einfach im Umgang miteinander. Man hört zu, wenn der Lehrer erklärt. Jeder Schüler versucht das Gezeigte oder Erklärte zu verstehen. Man läßt einander ausreden. Man verläßt nicht einfach den Raum oder wendet sich seinem Handy zu. Im Besonderen: Bei der Begrüßung verbeugt man sich voreinander und ist sich stets der Stilgründer bewußt, die aller Training erst möglich gemacht haben. Schüler dürfen Fragen stellen, aber sie unterbrechen den Lehrer nicht bei dem, was er tut. Sie warten, bis er sich ihnen zuwendet und sie können sich darauf verlassen, dass er es tut und dass er seine "Macht" niemals ausnutzen wird. Es ist normal, dass alle einander helfen, anderes wird von der Gruppe nicht geduldet werden.

Taoismus:

Im Wing Chun geht man nicht gegen den Gegner an. Man passt sich dem Angriff des Gegners an. Man "verformt" sich dementsprechend, sodass das Trefferziel des Angreifers (z.B. mein Kopf) sich nicht mehr dort befindet, wo der Angreifer hinschlägt. Man nimmt die Kraft des Gegners auf und verwendet sie anschließend gegen den Gegner. Es ist, als wenn Du auf eine Stahlfeder schlägst oder auf Bambus. Beides gibt nach, nimmt die Kraft auf, verbiegt sich dabei und schnellt anschließend zurück um die Kraft gegen den Gegner zu wenden. Auch verbal kann man so handeln, in jeder Lebenslage, keinen Widerstand bieten und sich anpassen. Den Taoismus sieht man also in den Bewegungen selbst, z.B. im ChiSao.

Wie mit jeder Philosophie sollte man es auch beim Taoismus nicht übertreiben, denn in der Übertreibung wird alles negativ. Das vollständige Anpassen würde bedeuten, sein Fähnlein immer in den Wind zu hängen und anderen immer nach dem Mund zu reden und sich vollständig für Andere zu verbiegen.

Buddhismus:

Der Buddhismus bewirkt, wie man seine Kampfkunst trainiert. Ein Kennzeichen ist die stetige Strebsamkeit, das geduldige, lebenslange Üben. Nicht der Sieg über den Gegner ist das Ziel der Kampfkunst, sondern der Weg dahin und der Sieg über sich selbst, die geistige Einstellung. Das Streben nach Perfektion. Die Kampfkunst ist selbstverständlich im Kampf anwendbar und dennoch ist diese reale Anwendbarkeit im Kampf eher ein Nebenprodukt, denn deine Einstellung, dein Geist führt Dich - und vermeidet wo immer möglich - den Kampf.

Es gibt eine Unmenge dazu zu schreiben, gerade über den Buddhismus, aber ehrlich gesagt, bin ich nicht gerade der Fachmann dafür, denn im Wing Chun wurde es nicht speziell mit Worten ausgedrückt.

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Das war natürlich ein ganz laienhafter Erklärungsversuch, aber vielleicht kannst Du damit etwas anfangen.

Bleibt noch zu sagen, dass natürlich kein Lehrer und kein Schüler fehlerfrei ist. Jeder versucht sein Bestes zu geben, aber wir sind alle nur Menschen. Wir streben die dargestellten Ideale an, aber wir lachen auch miteinander, haben unseren Spaß und niemand nimmt sich zu ernst, auch der Trainer nicht. Das widerspricht den Philosophien auch nicht.

Wir können von diesen Philosophien etwas aus der Halle in unser eigenes, privates Leben mitnehmen. Das Training beeinflusst unsere Denkweise und auch unser Handeln. Es geschieht unbewußt, je länger man dort trainiert. Darum sagt man, dass Kampfkünste auch der Charakterbildung dienen.

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Um eine Kampfkunst anwendbar zu trainieren, benötigt man viel Zeit, Geduld, Willen und Kraft. Aber es ist für jeden möglich, auch in Europa.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Google mal mokusu, das ist eine Form der japanischen Meditation und wird in den japanischen Kampfkünsten oft ausgeübt

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mache seit ich denken kann kampfsport

Der Sieg steht bei denen über dem eigenen Leben. Das Leben wird komplett auf den Kampf ausgerichtet. Deshalb waren die Mönche so gefürchtet.

Leider werden sie in Europa nur auf ihre Techniken reduziert, diese sind jedoch nicht unschlagbar. Ein guter Boxer hat da hohe Chancen zu gewinnen. Kung Fu funktioniert nur, wenn man ein großartiger Kämpfer ist, und sein Leben dafür aufgibt. Deshalb kann man es eigentlich nicht als Hobby machen.