Was ist die Mehrzahl von "Morgen"?

6 Antworten

Das Substantiv der Morgen ‘Zeitraum um Sonnenaufgang und knapp danach’ hat den Plural die Morgen, zum Beispiel Im Winter sind die Morgen sehr kalt.

Es gibt auch ein Substantiv das Morgen ‘die Zukunft’, und das wird kaum jemals im Plural verwendet; falls nötig, hieße der Plural aber auch die Morgen.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik

Frage: Kürzlich las ich irgendwo, dass jemand seine „Morgende“ gern im Bett verbringt. Ich dachte bislang immer, dass der Plural von Morgen ebenfalls Morgen lautet. Liege ich da falsch?

Antwort: Nein, Sie liegen prinzipiell richtig, zumindest, was die deutsche Standardsprache angeht. Im Band 9 der 12-bändigen Dudenreihe („Richtiges und gutes Deutsch. Wörterbuch der sprachlichen Zweifelsfälle“, 5. Aufl., Mannheim/Leipzig/Wien/Zürich 2001, S. 605) steht lapidar: „Der Plural von Morgen heißt die Morgen (nicht die Morgende)“.

Dem ließe sich das eine oder andere hinzufügen. Dass der Plural von Morgen mit dem Nominativ Singular identisch ist, liest man bereits im vierbändigen Grammatisch-kritischen Wörterbuch der hochdeutschen Mundart von Johann Christoph Adelung (2. Aufl., Bd. 3, Leipzig 1798, Sp. 285): „Der Morgen, des -s, plur. ut nom. sing. [Plural wie Nominativ Singular]“ Der Plural Morgende ist in den uns zur Verfügung stehenden Quellen überhaupt nur zweimal greifbar: beide Male bei Goethe (aus den Jahren 1786 und 1828), der jeweils die Konstruktion Morgende und Abende verwendet. Hieran lässt sich eine mögliche Motivation für die auffällige Pluralform erkennen: die Parallelität und (vermeintliche) Analogie zu Abend, dessen Plural ja korrekt die Abende lautet. Eine weitere Motivation liegt möglicherweise in dem Bedürfnis, eine sich vom Singular erkennbar unterscheidende Pluralform zu haben – eine sprachliche Entwicklungstendenz, die seit der frühen Neuzeit erkennbar ist und die linguistisch als „Numerusprofilierung“ bezeichnet wird.

Die Form Morgende ist bis heute selten. In den elektronisch lesbaren Textsammlungen des Mannheimer Instituts für deutsche Sprache finden sich knapp 300.000 Belege für das Substantiv Morgen, aber nicht einmal dreißig für Morgende. Man wird also allein schon aufgrund der Häufigkeit der Aussage des Dudenwörterbuchs zustimmen können: Morgende ist schriftsprachlich nicht normgerecht.

http://www.sprachauskunft-vechta.de/grammatik/morgende.htm

Wie wäre es mit einem Blick in den Online-Duden:

https://www.duden.de/rechtschreibung/Morgen_Tageszeit_Masz_Osten


Traconias  03.09.2021, 11:47

Der Eintrag ist nur ziemlich unübersichtlich ...

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earnest  03.09.2021, 11:54
@Traconias

Nöh.

Nur runterscrollen bis "Grammatik". Geht übrigens beim Online-Duden bei Pluralen immer so...

;-)

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im Sinne von Tageszeit = der Morgen, die Morgende (dann beschreibt man aber eher "morgens")
im Sinne von Fläche = der Morgen, die Morgen
im Sinne von Zeitraum = gibt es nur die Einzahl


Esskah  03.09.2021, 11:36
@Pseudonym333

prinzipiell korrekt, normgerecht ist "die Morgen"

die Morgende gibt es auch, ist aber im Schriftdeutsch eher selten.

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Pseudonym333  03.09.2021, 11:40
@Esskah

Ich halte es dennoch für falsch... es ist ähnlich wie, dass eine Steigerung von 'einzig' in der Dichtung zulässig ist, zumindest las ich dies einmal.

Der Plural Morgende ist in den uns zur Verfügung stehenden Quellen überhaupt nur zweimal greifbar: beide Male bei Goethe (aus den Jahren 1786 und 1828), der jeweils die Konstruktion Morgende und Abende verwendet. Hieran lässt sich eine mögliche Motivation für die auffällige Pluralform erkennen: die Parallelität und (vermeintliche) Analogie zu Abend, dessen Plural ja korrekt die Abende lautet. Eine weitere Motivation liegt möglicherweise in dem Bedürfnis, eine sich vom Singular erkennbar unterscheidende Pluralform zu haben – eine sprachliche Entwicklungstendenz, die seit der frühen Neuzeit erkennbar ist und die linguistisch als „Numerusprofilierung“ bezeichnet wird.

Die Form Morgende ist bis heute selten. In den elektronisch lesbaren Textsammlungen des Mannheimer Instituts für deutsche Sprache finden sich knapp 300.000 Belege für das Substantiv Morgen, aber nicht einmal dreißig für Morgende. Man wird also allein schon aufgrund der Häufigkeit der Aussage des Dudenwörterbuchs zustimmen können: Morgende ist schriftsprachlich nicht normgerecht.

http://www.sprachauskunft-vechta.de/grammatik/morgende.htm

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Esskah  03.09.2021, 11:41
@Pseudonym333

Diesen Artikel kenne ich auch. Mit "einzigste" (mich schüttelts) möchte ich es aber dennoch nicht vergleichen!

bleiben wir bei der Norm = die Morgen
sehen wir es lyrisch = die Morgende

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Pseudonym333  03.09.2021, 11:43
@Esskah

Ich meine damals gelesen zu haben, dass Goethe 'einzig' steigerte.

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