Was ist die kritische Sprecherzahl für die Rettung bedrohter Sprachen?
Gibt es in der Linguistik eine solche Zahl?
Oder benötigt es eher eine bestimmte Prozentzahl der Bevölkerung, die diese Sprache/Varietät aktiv spricht?
Meine Schätzung beläuft sich auf mindestens 500-10.000, eher junge, Muttersprachler, um nicht mehr von "akuter Gefährdung" zu sprechen und ein gewisses Wortschatzniveau zu halten.
Tausende Sprachen (und Völker) sind weltweit vom Aussterben bedroht oder schon ausgestorben! Das traf in den letzten fünfhundert Jahren vor allem beide Amerikas und Australien. Aber auch im deutschen Sprachraum und Europa sind zahlreiche Sprachen, Sprachinseln und Varietäten bedroht; neben dem Mundartenschwund. Ich denke da an Friesisch, Zimbrisch, Aostadeutsch, Siebenbürgisch oder Sorbisch, Jiddisch, Rätoromanisch etc.
Für entsprechendes Hintergrundwissen wäre ich sehr dankbar!
1 Antwort
Hallo ZitrusLiebe!
In der Linguistik spricht man von Sprachsterben, wenn eine Sprache ihre/n letzten Erstsprachler/in verliert. Im weiteren Sinne ist eine Sprache ausgestorben, wenn sie nicht mehr bekannt ist, auch nicht bei Zweitsprachler:innen.
In den 2000er Jahren gab es weltweit insgesamt etwa 7.000 Sprachen, die als Erstsprachen weltweit existierten. Die meisten davon sind kleine Sprachen, die vom vom Aussterben bedroht sind; eine im Jahr 2004 veröffentlichte Schätzung geht davon aus, dass etwa 90 % der der derzeit gesprochenen Sprachen bis 2050 ausgestorben sein werden.
https://en.wikipedia.org/wiki/Language_death#cite_note-7
https://en.wikipedia.org/wiki/Lists_of_endangered_languages
https://en.wikipedia.org/wiki/List_of_endangered_languages_in_Europe
LG
gufrastella