Was ist der Unterschied zwischen der "Leere" und dem "Nichts" im Zen-Buddhismus?
Ich lese momentan ein Buch über die Philosophie des Zen Buddhismus und bin mir nicht sicher was der Unterschied zwischen "Leere" und "Nichts" ist. Die Definition und die Bedeutung von "Leere" ist mir mittlerweile verständlich; "dass alle Erscheinung und Dinge ohne dauerhaften Wesenskern und Bestand sind, da sie alle durch wechselseitige Bedingtheit verbunden sind, somit immer nur abhängig von ihren Umstanden und letztendlich nur Temporär.
"Nichts" hingegen wird in dieser wissenschaftlichen Abhandlung beispielsweise wie folgt beschrieben: "Das Nichts besagt eher, daß nichts herrscht. Es äußert sich nicht als Herr. Von ihm geht keine Herrschaft aus, keine Macht ..." Oder ein anderes Zitat: "Dem buddhistischen Nichts fehlt die ausschließliche "Subjektivität oder "Macht" oder der "bewusste Wille"(Zweites Zitat aus dem Kontext über Monotheistische Religionen).
Ist der Unterschied dieser zwei Begriffe, dass die "Leere" beschreibt wie nichts Konstant ist und letztendlich alles eins ist, durch die temporäre Bedingtheit der Erscheinungen voneinander und "Nichts" einfach die Abwesenheit einer Übergeordneten Macht die auch an einem Subjekt haften kann wie bspw. dem Christentum?
5 Antworten
Das zen-buddhistische "Nichts" habe ich auch noch nicht begrifflich verstanden.
Womöglich ist es auch gar nicht rein begrifflich zu verstehen?
Es ist jedenfalls nicht die "Abwesenheit von Etwas",
wie wir Westler das mit unserem Hintergrund von zweiwertiger aristotelischer Logik gerne vereinfachend verstehen.
"Ich lese momentan ein Buch über die Philosophie des Zen Buddhismus"
Wer hat das geschrieben...? Zen aus "westlicher" Sicht zu betrachten geht sehr oft schief, da Begriffe (wie Leere oder Nichts) nicht 1:1 in unsere Begrifflichkeit übersetzbar sind. Um halbwegs einen "Begriff" davon zu bekommen, was Zen überhaupt ist, empfehle ich dir, entweder Zen bei einem guten Lehrer zu üben/praktizieren oder zumindest gute Literatur wie die Bücher von Hugo Makibi Enomiya-Lassalle (ein Jesuit, der Zen-Lehrer wurde) -> https://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Makibi_Enomiya-Lassalleoder Daisetz Teitaro Suzuki -> https://de.wikipedia.org/wiki/Daisetz_Teitaro_SuzukiSorry für die Formatierung - ist durch das Kopieren übertragen worden...
Alles klar - danke für die Info.
"Der Autor ist sich der Problematik der Sprache/Begriffe im und über Zen auch bewusst."
...ist ein sehr wichtiger Punkt, den du bei deinem "Studium" des ZEN stets im Auge behalten solltest... ;-)
Vielleicht hast du ja irgendwo in deiner Nähe Gelegenheit, Zen unter guter Anleitung einmal praktisch kennen zu lernen. Ich denke, dass man Zen ohne Praxis (also nur theoretisch) nicht begreifen kann. Gib einfach in einer Suchmaschine "zendo" ein.
Ein gutes und frohes Neujahr wünsch ich dir!
Leere ist ein Etwas ohne Inhalt. Nichts ist wenn das Etwas nicht existiert.
Das ist "westliche'" Diktion, hat aber mit der Begrifflichkeit im Zen wenig zu tun. Näheres siehe einschlägige Literatur von bspw. Hugo Enomya Lasalle (Jesuit und Zen-Lehrer) oder Daisetz Suzuki.
Vielen Dank für die schnelle Antwort.
Leere ist etwas ohne Substanz, wie die Dinge und Erscheinungen im Zen-Buddhismus "Einem Ding fehlt soz. etwas konstantes".
Und Nichts ist schlichtweg eine Abwesenheit von Etwas oder Nie da gewesenes.
So einfach kann es gehen ; )
Man kann sich gerne mal in seinen Gedanken verrennen.
Stimmt. Leider ist diese Lehre eine Leere. Man kommt Gott dadurch nicht näher.
Vom Buddhismus wird gesagt, er betrachte alles als leer. Wenn man das hört, kann das leicht zu Missverständnissen führen. Es bedeutet nicht, dass es nichts gibt. Dass die Dinge existieren ist ja nicht zu leugnen. Es meint, dass nichts eine innewohnende Existenz hat. Alles wird irgendwann nicht mehr so sein, wie es jetzt ist. Ein Glas wird irgendwann zerbrechen und auch die Scherben werden nicht so bleiben. Dann kann man noch einen Schritt weiter gehen. Die Dinge sind nicht so, wie sie uns erscheinen. Das wird schon dadurch deutlich, dass wir alles nur durch unsere Sinnesorgane aufnehmen und unser Gehirn aus diesen Informationen etwas erschafft. Sie sind nicht wirklich real. Sie haben Traumcharakter. Im Traum kann etwas sehr real erscheinen und es es trotzdem nicht.
Dieses Leerheit wird als eine Ebene der Realität angesehen. Sie ist kein nihilistisches Nichts. Es wird eher als ein Potential gesehen, etwas das sich noch nicht manifestiert hat, aus dem aber alles entstehen kann.
Im Zen ist das „Nichts“ - japanisch „mu“ - ein Teil der Ausbildung mit dem sich der Schüler immer wieder auseinandersetzten muss.
Nichts würde hier bedeuten, dass es wirklich nichts gibt. Leerheit bezeichnet etwas, das sich noch nicht manifestiert hat, aber jede Form annehmen kann.
Meister Ekkehart, der christliche Mystiker, hat dieses "Nichts", diese "Leere" "Gottesstille im Menschen" genannt, die indische Tradition nennt diesen Zustand "Samadhi". Man erlebt diesen speziellen Zustand etwa, wenn man in das "Reich Gottes" eingetreten ist, also erfahren hat, was Jesus "2. Geburt" genannt hat.
Jede bedeutende Religion hat/hatte ursprünglich das Ziel, diesen Zustand zu erlangen. Die meisten dieser Religionen haben allerdings im Laufe ihres Bestehens dieses Ziel aus den Augen verloren.
Auch dir vielen dank für die schnelle Antwort, das Buch welches ich lese stammt von Byung-Chul Han und soll eine Annäherung an den Zen-Buddhismus sein und gewisse Begriffe sollen sprachlich umkreist werden damit man als Mensch der westlichen Welt immerhin einen einstiegspunkt in die Philosophie des Zen hat. Das Buch heißt "Philosophie des Zen-Buddhismus" Der Autor ist sich der Problematik der Sprache/Begriffe im und über Zen auch bewusst.
Peace out