Was ist denn der Unterschied von König und Kaiser?

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Der König ist Chef von Grafen usw.  Der Kaiser ist Chef von Königen.


Ein König herrscht mit dem Geburtsrecht und über ein Land, ein Kaiser herrscht durch Eroberung und über ein Reich.

Ein Reich setzt sich aus mehreren Ländern zusammen.

Jetzt
ist allerdings die Frage, wie das mit Frankreich aussieht, welches
lange Zeit ein Königreich war obwohl es über andere Länder herrschte.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/9/90/Map_France_1477-en.svg/2000px-Map_France_1477-en.svg.png

Klassifizieren wir auch Italien als Kaiserreich, nur weil es sich aus mehreren Ländern zusammensetzt?

Ist es kein Kaiserreich, nur weil diese Länder die gleiche Kultur hatten?

Wie schaut das ganze mit Japan aus? Trotz gleicher Kulturen wurde Japan als Kaiserreich klassifiziert.

König und Kaiser sind beides europäische Titel mit eigener Geschichte,

Das Wort König stammt aus dem germanischen.

http://www-personal.umich.edu/~jlawler/pdf-files/gen.pdf

Hier ist eine schöne anschauliche Grafik (Englisch)

Das Wort Kaiser hingegen stammt aus dem lateinischen und bedeutet "zu herrschen".

Kaiser -> Emperor -> imperare

Das Wort wird benutzt um einen Herrscher mächtiger darzustellen als einen normalen König.



Könige und Kaiser sind beides Monarchen, also Alleinherrscher. Je nach Tradition, in welche sie sich setzen, können sich diese Alleinherrscher zusätzliche Titel verleihen.

Ein König (lateinisch rex) ist in erster Linie ein Stammesführer gewesen, oder der oberste Herrscher eines Stadtstaates der Antike. Die Römer verbanden mit diesem Tital aber wenig positvies, denn ihren letzen König, einen presserischen tyrannen namens Tarquinius Superbus, hatten sie selbst aus der Stadt gejagt. Aufgrund ihres Nationalstolzes sahen sie die nun gegründete Republik als heilig, so dass das Wort "König" von nun an im Mund eines Römers immer einen schlechten Beigeschmack hatte.

Als sich im Jahre 27 v. Chr. ein junger Mann namens Oktavian an die Spitze des Römischen Staates kämpfte, musste er sich eine andere Bezeichnung einfallen lassen, unter der er sich als erster Mann des Staates feiern ließ. Sein Großonkel Caesar war mit der Königskrone bereits böse auf die Nase gefallen und (wahrscheinlich auch deswegen) ermordet worden, alos verzichtete Oktavian offiziell auf die Königskrone, nannte sich princeps (erster Mann) und ließ sich den Ehrentitel Augustus verleihen. Doch im Laufe der Geschichte sollte vor allem ein anderer Name die Macht des Herrschers von Rom ausdrücken: Eben der Name seines Großonkels, der nun zu einem Titel wurde. Aus Caesar wurde Kaiser (das Wort "Caesar" hat man zur Zeit des Oktavian wahrscheinlich tatsächlich "Kaisar" ausgesprochen).

Jahrhundertelang war das Wort Caesar nun der Inbegriff der uneingeschränkten Macht. Es ist daher nicht verwunderlich, dass lange nachdem Rom bereits untergegangen war, sich auch einige Herrscher des Mittelalters nach so einer Macht sehnten. Karl der Große war der erste, der sich in die Tradition der römischen Kaiser setzte und sich im Jahre 800 vom Papst zum Kaiser krönen ließ. Im Jahre 964 tat es ihm der deutsche König Otto III. gleich und wurde zum ersten "deutschen" Kaiser. Sein Herrschaftsgebiet wurde ebenfalls in die Tradition der Römer gesetzt und hieß fortan "Heiliges Römisches Reich" (deutscher Nationen).

Fazit: Ein Kaiser ist ebenso ein Alleinherrscher wie ein König, aber mit einem ganz besonders herausgehobenen Machtbewusstsein und dem Rang nach über allen anderen Königen stehend.

In der Zeit des römischen Imperiums, - ca. 50 - 1500 n.Chr. - wo es weder Telefon noch Internet gab, nicht mal schnelle Verkehrsmittel, da war die übliche Regierungsmethode, für jede entferntere Region einen bevollmächtigten Stellvertreter einzusetzen, der dann in dieser Gegend den Titel des Vertretenen führen und alle seine Rechte ausüben durfte (und nur dort).

Dafür hat die römische Regierung normalerweise nicht irgendwen Fremden hingeschickt,  sondern man hat praktisch immer einen schon etablierten und akzeptierten lokalen Chef (König) damit beauftragt. Beispielsweise für das Gebiet der Franken oder später der Deutschen hiess das, dass die (byzantinische) Regierung sich den von den fränkischen bzw. deutschen Kurfürsten gewählten König jeweils angesehen hat, und wenn der einigermassen zuverlässig erschien, dann wurde er zum (örtlichen Stellvertreter des) Imperator gekrönt . Er durfte dann zu Hause ein Diadem tragen wie der Imperator und hatte alle Vollmachten für dieses Gebiet. In anderen Teilen des römischen Reiches galt der Stellvertreter-Titel allerdings nicht - da war dann ein anderer der örtliche Imperator oder Augustus oder Caesar.

Darum ist dies Unterscheidung zwischen Kaiser und König ganz wesentlich:

ein König (Rex) ist jemand, der von seinen Untertanen erwählt wird (meistens strukturiert, d.h. es gibt mehrere Regionen mit Untertanen und deren jeweils eigenen Fürsten, und diese "Kurfürsten" wählen einen von sich zum Anführer und "König").

ein Kaiser (Imperator, Augustus, Caesar) ist ein von der übergeordneten Macht eingesetzter Bevollmächtigter. Eigentlich sollte er vom (ost-)römischen Imperator eingesetzt werden, aber hier kommt nun die Komplikation ins Spiel, dass der römisch-katholische Papst sich durch die sogenannte "konstantinische Schenkung" das vermeintliche Recht erschlichen hatte, solche Kaiser-Einsetzungen im Namen des Imperators machen zu dürfen.

 

Nicht jeder fränkische oder später deutsche König hat es geschafft auch Kaiser zu werden. Aber man kann an deren Verhalten deutlich erkennen, dass "Kaiser(vertreter)" für sie selbst noch nicht das allerhöchste war, denn:

In Rom und Byzanz konnte man Caesar, Augustus oder Imperator sein, und das war eine Rang- und Beförderungsleiter, der Caesar wollte irgendwann dann Augustus und schliesslich Imperator werden, so war die gängige Nachfolgeregelung.  Ein regionaler stellvertretender "Imperator Augustus Caesar Rex" aber hatte keinerlei Aussichten, in die Zentralregierung aufzusteigen, auch wenn er das wohl gerne gehabt hätte.

Darum hat z.B. der deutsche Kaiser Otto II. extra eine Nichte eines römischen Imperators namens Theophanu geheiratet, denn erst dadurch wäre deren gemeinsamer Sohn Kaiser Otto III. zumindest theoretisch für eine Rolle in der römischen Zentrale qualifiziert gewesen. Dieser ist dann aber leider schon mit 21 Jahren gestorben, so dass diese Chance verloren ging.


Auch heute noch gilt es in manchen Ländern (wie z.B. in China) geradezu als Beleidigung, wenn man einen Vizepräsidenten "Vizepräsident" nennt  - denn der hat natürlich Anspruch auf den vollen einem Präsidenten zustehenden Respekt und muss als "Präsident" angesprochen werden - grade weil er ja Stellvertreter eines Präsidenten ist, steht ihm die Behandlung als Präsident zu.  Das bedeutet aber, dass so mancher, der in historischen Texten als "Imperator" oder "Augustus" angesprochen wird oder sogar selbst so signiert, tatsächlich eben ein bevollmächtigter Stellvertreter des "Imperator" oder "Augustus" ist.

Ach ja:  ein König trägt einen runden Reifen auf dem Kopf, evt. mit Zacken - als Kaiser kommt dann ein Diadem dazu, in Form von ein oder zwei Bügeln über den Reifen. (Die Insignie des römischen Imperators war ein Diadem, dort ohne einen Reifen.)


rr1957  12.08.2016, 14:25

einen wichtigen Punkt hab ich dabei vergessen, den möcht ich hier noch ergänzen:

König ist man normalerweise über Leute, die sogenannten "Untertanen" - NICHT über ein festes Gebiet.

Es heisst also "König der Schotten", nicht "König von Schottland", etc.   Der "deutsche König" ist der "König der Deutschen", NICHT der "König von Deutschland".  (Ausnahmen bestätigen die Regel ...)

Wenn also z.B. ein König mit seinen Untertanen in ein anderes Land wandert ( z.B. Alarich und seine Goten nach Italien, oder Geiserich und seine Vandalen nach Nordafrika ) dann ist der König in dem neuen Land danach immer noch der König seiner Leute, aber eben nicht König des Landes, das dabei verlassen bzw. betreten wurde.

Es können in einem Land auch Leute leben, die nicht Untertanen sind bzw. Untertanen eines anderen Königs. Extreme Beispiele sind der "König der Bettler", oder der "König der Zigeuner", oder auch der "König der Juden" - das sind alles durchaus ernstgemeinte Titel für die Oberhäupter von separaten Untergruppen der Bevölkerung.

Als z.B. die Franken nach Gallien einfielen, gab es dort dann einen "Rex Francorum" und einen "Rex Romanorum" in demselben Gebiet - zwei Könige im gleichen Land, grundsätzlich möglich aber oft ein Anlaß zum Streit ...

 

"Kaiser" dagegen ist ein Titel, der für ein bestimmtes Gebiet oder Land verliehen wird.

Wenn also dann dem König der Franken der Titel eines Kaisers verliehen wird, dann ist das nicht eine Art Beförderung dieser Person, sondern eher eine förmliche Anerkennung der Oberherrschaft aller Franken im ganzen festgelegten Geltungsgebiet.

Es machte also einen erheblichen Unterschied, ob der Große Karl zuerst nur König der Franken war, oder dann Kaiser (Augustus) des weströmischen Reiches.

In der Neuzeit hat man dann zunehmend versucht, diese wichtige Unterscheidung unter den Tisch zu kehren, weil die Herrscher da ganz klar das Ziel hatten, dass stets alle Landesbewohner auch ganz automatisch Untertanen sein sollten und es nirgends mehr unabhängige Könige für bestimmte Untergruppen der Bevölkerung geben sollte. Aber ursprünglich war das ganz normal gewesen.

Ein König herrscht(e) über ein Königreich.Ein Kaiser über ein Kaiserreich.Wie die Einteilungen zu Stande gekommen sind,ist gar nicht sooo einfach.Die größeren Mächte proklamierten einen Kaiser.In Verbundstaaten waren Königreiche und Großherzogtümer,Fürstentümer dem Kaiser in wenigen Angelegenheiten verpflichtet.Der Reichstreue,einer Steuer für den Schutz,bzw.einer Heersteuer waren möglich.Wenn es sich nicht um Verbundstaaten handelte,gab es faktisch keinen Unterschied.Parlamentarische Monarchien ,in denen Kaiser oder Könige nur noch als Repräsentanten fungieren,machen auch da keinen Unterschied aus.Kaiserkronen,Tron,Zepter und andere Requisitien sind edler,aufwendiger  gestaltet.Also es gibt minimale äußerliche Unterschiede.Liebe Grüße