Was ist daran so verwerflich, wenn man Staatsanwalt werden möchte bzw für die Staatsanwaltschaft arbeiten möchte?
Jedes mal, wenn ich sage, dass ich mal Jura studieren möchte und Staatsanwalt werden will, sagt mir jeder, dass da nur die Bösen arbeiten. Letztens hatte ich die Diskussion mit einem Jungen. Da sagte er, keiner mag die Staatsanwaltschaft, da sie nicht für Ordnung sorgen und andere nur verletzen. Dabei möchte er zu Bundeswehr und eine Waffe in der Hand haben. Was ist an der Staatsanwaltschaft so schlimm? Es kommt doch auf den Menschen an, da jeder seine Arbeit anders macht.
8 Antworten
An der Staatsanwaltschaft in Deutschland ist an und für sich nichts schlimm. Sie sorgen dafür, dass Verbrecher angeklagt und Verurteilt werden, wenn ihre schuld bewiesen ist. So weit die Theorie. Tatsächlich ist aber die Staatsanwaltschaft in Deutschland nicht unabhängig, sondern Weisungsgebunden. Wenn Du also die Illusion hast dafür zu sorgen, dass wir in einer besseren Welt leben, muss dir klar sein, dass, wenn Du Staatsanwalt bist, es immer noch Leute geben wird, die dir verbieten können in einer Strafsache zu ermitteln, nämlich die Justizminister der Länder und des Bundes. Nachzulesen im Gerichtverfassungsgesetz §146 & §147. Der Justizminister kann eine Ermittlung verbieten, was sie auch immer tun, wenn es um Politiker geht, die zum Beispiel für einen nicht Verfassungsgemäßen Kriegseinsatz abgestimmt haben, der steht nämlich unter Strafe in Deutschland. Da der Justizminister eine Ermittlung nicht erlaubt, passiert diesen Politikern auch nichts. Beispiel 1990 der Kriegseinsatz in Jugoslawien war Völkerrechtswidrig, was mittlerweile sogar Altkanzler Schröder zugegeben hat. Passiert ist nichts.
Immunität kann man aufheben, schon mal gehört? Da könnten Politiker ja jedes Verbrechen begehen, ohne Angst vor Strafe haben zu müssen. Bestes Beispiel Sebastian Edathy, wegen angeblichem Besitz Kinderpornographischer Bilder. Auch vor kurzem wurden zwei Immunitäten aufgehoben, wegen der Maskendeals.
Immunität kann man aufheben, schon mal gehört?
Bei Straftaten, aber nicht wegen ihres Verhaltens bei Abstimmungen. Dein Vergleich mit Edathy hinkt daher gewaltig.
Einen Völkerrechtwidrigen Krieg zu beginnen ist in Deutschland eine Straftat. Wer dafür stimmt, macht sich Strafbar. Wenn ich Deiner Logik folge, könnten unsere Politiker für irgendwelche Verbrechen stimmen, ohne sich strafbar zu machen?
Wer dafür stimmt, macht sich Strafbar.
Das ist falsch. Würde man deiner Logik folgen, könnte man Abgeordnete stets dann bestrafen, wenn ein Gesetz vom BVerfG wegen eines Verstoss gegen die Verfassung für nichtig erklärt wird.
Was nicht passieren würde, denn wie gesagt ist die Staatsanwaltschaft Weisungsgebunden. Würde ein Justizminister die Ermittlung gegen erlauben, müssten alle Abgeordneten davor Angst haben, beim nächsten Regierungswechsel ebenfalls angeklagt zu werden. Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.
Die Staatsanwaltschaft ist in Deutschland Teil der Exekutive und daher weisungsgebunden. In anderen Staaten mag das anders sein, aber ich habe noch nie gehört, dass in anderen Staaten die Staatsanwaltschaft wegen des Abstimmungsverhaltens von Abgeordneten ermittelt.
Italien, beispielsweise, damals wurden von der Staatsanwaltschaft wegen Mafiazusammenhängen auch gegen Abgeordnete und sogar gegen Richter ermittelt.
Noch mal zu den Völkerrechtswidrigen Angriffskriegen: In Deutschland ist es sowohl nach dem Grundgesetz als auch nach dem Strafrecht verboten, einen Angriffskrieg zu planen, vorzubereiten oder einzuleiten, wie es in § 13 VStGB heißt. Früher war dies identisch in § 80 StGB geregelt.
In diesem Fall würden sich auch Abgeordnete Strafbar machen, nur wird nicht ermittelt, wie von mir weiter oben schon erwähnt.
Daran ist nichts "verwerflich".
Es ist eher kurios, wenn jemand meint, dass
sie nicht für Ordnung sorgen und andere nur verletzen.
Aber ohne die Begründung dafür zu hören, ist es schwierig da etwas dazu zu sagen. Gerade der Staatsanwalt sorgt doch mit seiner Arbeit, dass Gesetzesverstöße verfolgt werden und nicht überall Chaos ausbricht (also für Ordnung sorgt). Was das "verletzen" angeht - wtf? Da steht anscheinend jemand generell eher auf der anderen Seite des Gesetzes? Klar, dass man da dann nicht gut auf den Staatsanwalt zu sprechen ist ...
Wer ist "jeder"?
Natürlich kann nicht jeder Rechtsanwalt mit eigener Praxis werden. Die juristische Laufbahn beginnt nun mal auf der Seite der Staatsanwaltschaft.
Nachdem nicht "jeder" die Staatsnote hat, steht dieser Weg gar nicht jedem offen.
Es ist nicht verwerflich.
Es ist vollkommen okay. Ich hab hier auf der Seite auch mein Fett weggekriegt, als ich gesagt habe, dass ich kein Problem damit hätte als Anwältin (sollte ich das jemals werden, was unwahrscheinlich ist) Mörder oder Kinderschänder zu verteidigen. Ist halt der Job. Wer damit nicht klarkommt ist dafür halt nicht geeignet.
Wichtig ist, dass DIR der Job gefällt, den du machen willst. Niemand anderem, nur DIR.
Für die Staatsanwaltschaft zu arbeiten, das finde ich okay. Sie sollte im besten Falle für Recht und Ordnung sorgen.
Rechtsanwälte sind in meinen Augen da schon differenzierter zu betrachten, denn sie arbeiten auch für "die Bösen", wenn sie von ihnen beauftragt werden.
Schon mal den Begriff 'politische Immunität' gehört? Abgeordnete kann man nicht für ihr Abstimmungsverhalten bestrafen.
Schröder hat auch mal Putin als 'lupenreinen Demokraten' bezeichnet.