Was ist am Faschismus schlecht?

8 Antworten

Deinem Wunsch kann ich nicht nachkommen, da du einerseits nach etwas fragst, zugleich aber die massivsten Argumente nicht hören willst.

Ich versuche es mal so:

Eine (absolute) Monarchie ist für den König gewöhnlich eine gute Regierungsform und eine Diktatur ist für den Diktator auch ganz passabel.

Was die anderen Menschen betrifft...

Wenn sie gehorchen, dann geht es ihnen ganz ordentlich, nämlich in dem Sinn wie der König/Diktator das definiert. Wenn nicht, dann merzt er sie aus und hat nur noch solche Menschen als Untertanen, die ihn anbeten.

Und für den Faschismus sind diejenigen Menschen gut, die erstens gleich sind und zweitens gehorchen - der Rest ist überflüssig

Die tiefergehende Betrachtung Demokratie vs. Diktatur würde Seiten füllen - kannst und solltest du aber mal recherchieren

Gruß


Andres97 
Beitragsersteller
 21.05.2017, 16:08

Warum glauben hier alle, dass ich die Argument nicht hören will? Die Argumente sind doch allgemein bekannt.

Und warum muss es den Menschen schlecht gehen, wenn 1er das Sagen hat? Warum ist die Meinung des Volkes (meistens ungebildet und dumm) mehr Wert, als die Meinung eines (z.B.) extrem intelligenten, gebildeten und diplomatischen Führers?

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nax11  21.05.2017, 16:30
@Andres97

Ich versuche die Erklärung mal am Beispiel Monarchie:

Unter der Bedingung der Antike, in der die allgemeine Bevölkerung tatsächlich sehr ungebildet war, sprach einiges dafür einen Menschen zum König zu wählen, der gebildet, durchsetzungsfähig war und einen guten Charakter hatte (das wäre die Idealform, denn auf Charakter hat man meist verzichtet).

Angenommen man findet so einen Menschen - was ist dann mit seinen Nachkommen? Monarchische Dynastien zeichnet allgemein aus, daß sie von einem fähigen Vorfahren gegründet wurden. Aber dessen Nachfahren zeichnen sich durch zunehmende Unfähigkeit oder Hybris aus (Siehe Wilhelm II)

Dann wäre da noch eine Kleinigkeit, die mit "absoluter" Macht einher geht: Von einem römischen Imperator gibt es die Überlieferung, daß er einen Diener hatte, dessen einzige Aufgabe darin bestand ihm bei Triumphzügen ind Ohr zu flüstern: "Bedenke, du bist nur ein Mensch, kein Gott!"

Macht verführt und absolute Macht verführt noch viel mehr. Und wenn es keine Kontrolle gibt jemanden wieder abzusetzen, dann werden die meisten ursprünglich "guten" Diktatoren nach einiger Zeit zunehmend despotisch.

Übrigens gab es in der römischen Republik eine interessante Klausel (heute würde man das als Verfassungsartikel bezeichnen): in Zeiten großer Not konnte der Senat eine Einzelperson zum Diktator bestimmen, allerdings war dessen Amtszeit strikt auf 1/2 Jahr begrenzt. Man wußte nämlich, daß Diktatoren zum Personenkult neigen.

Gruß

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Siehe Hitlerdiktatur.

Die politischen Gründe, weshalb diese Regierungsform schlecht ist möchtest du ja nicht hören. Sei es die Verfolgung von Andersdenkenden, dem Völkermord oder der fanatische Selbstmordkampf vieler Deutscher Soldaten.

Es gibt aber auch ökonomische Gründe. Die Verschuldung die wir durch Hitler gemacht haben lasten uns noch heute an. Hitlers Regierungszeit war eine reine Misswirtschaft und am Ende lag die deutsche Industrie am Boden und wurde z.T. von den Alliierten demontiert, sodass sie sich erst Jahre später erholen konnte. Von den Kriegsschäden mal ganz zu schweigen.

Faschismus definiert sich gemäss wissenschaftlich-historischen Erkenntnissen durch 14 Merkmale:

  • Traditionskult
  • Gegen Aufklärung und Moderne
  • Misstrauen gegenüber Interlektuellen
  • Sehen andere Positionen als Verrat
  • Gegen Überfremdung
  • Appell an die frustrierte Mittelklasse
  • Nationalistische Obsession
  • Widersprüchliches Feindbild
  • Militaristismus
  • Führer- und Heldenkult
  • Totalitarismus
  • Homophobie
  • Eigenes krudes Vokabular
  • Gegen Gewaltenteilung und unabhängige Gerichte

Zudem appelliert der Faschismus an die frustrierte Bevölkerung, welche vom Kapitalismus enttäuscht ist. Er führt den Kapitalismus jedoch weiter. Die wirtschaftliche Elite wird nicht entmachtet (ausg. man gehört einer Minderheit an).

Die Merkmale wie Diktatur, Rassismus und Homophobie sind Schlagwörter. Die Folgen davon sind unzählige Tote, Verfolgte, Ausbeutung und Unterdrückung (um nur einige Beispiele zu nennen).


Andres97 
Beitragsersteller
 21.05.2017, 16:37

Perfekt! Und was ist an einer Diktatur schlecht?

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samm1917  21.05.2017, 16:42
@Andres97

Einerseits die Repression. Wenn du anders denkst als die Führung wist du verfolgt. Du kannst also deine freie Meinung nicht äussern. Auch kannst du die Führung nicht abwählen. Hinzu kommt, dass es keine unabhängigen Gerichte gibt. Ich persönlich finde die freie Meinungsäusserung, den Rechtsstaat und Mitbestimmungsrecht als Bürger wichtig. Ich will Politiker abwählen können wenn sie Sch*** bauen. Ich will Gerichte die ein humanitäres Gesetz einhalten und nicht einfacht das machen, was die Führung gerade so will. Auch will ich meine Meinung frei äussern können wenn ich mit der Führung nicht einverstanden bin.

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Andres97 
Beitragsersteller
 21.05.2017, 17:56

Wer sagt, dass man das in einer Diktatur nicht machen kann? Eine Diktatur bedeutet einfach heruntergebrochen doch nur, dass einer entscheidet. Kommt also ganz auf den Diktator an, würde ich mal sagen..

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samm1917  21.05.2017, 18:39
@Andres97

Es gibt bis Dato keine einzige Diktatur, unter welcher freie Meinungsäusserung, rechtstaatlichkeit und freie Wahlen stattgefunden hätten.

Macht macht süchtig, besonders wenn einem keine Grenzen gesetzt werden.

Dass es ein unfehlbarer Diktator geben wird, der tollerant ist, sich nicht selbst bereichert, unabhängige Gerichte zulässt und keine andersdenkenden verfolgt ist genauso wahrscheinlich wie das Kim Jong-Un den Friedensnobelpreis erhält.

Das schöne an der Demokratie ist ja die freie Meinungsäusserung. Somit darfst auch du sagen, dass du für eine Diktatur bist (wenn es denn so wäre).

Ich denke, dass eine vertiefte Diskussion (welche unbedingt nötig wäre) nicht im Internet stattfinden kann. Sprich mit jemandem der die Demokratie vertritt und sich ein bisschen politisch/historisch auskennt aus deinem Umfeld.

Hoffe dir dennoch weitergeholfen zu haben.

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Andres97 
Beitragsersteller
 21.05.2017, 19:42

Ja, du hast sicherlich recht. Klar, Danke. Gruß.

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Wozu muß man ein faschistisches System installieren, das mit Terror und Folter andere Meinungen unterdrückt, wenn es doch angeblich "im Sinne des Volkes" regiert?

Weil es in der Realität das nicht tut.

Faschistische Systeme müssen Terror und Gewalt gegen die Bevölkerung ausüben, weil sie die Interessen einer Minderheit gegen die Bevölkerungsmehrheit vertreten. Sie vertreten die Interessen des Kapitals - allerdings mit besonderer Gewalt. Das fängt mit der massiven Beschneidung der Arbeitnehmerrechte an, wie wir sie 1933 erlebt haben und hört bei der Führung von Kriegen nicht auf, die sich für die Rüstungsindustrie und andere Industriezweige lohnen. Weder das eine noch das andere ist im Sinne des Volkes, sondern hiervon profitieren Arbeitgeber und Industrie. Faschisten vertreten die Interessen der wenigen Arbeitgeber gegen die Interessen die vielen Arbeitnehmer. Wesensmerkmal des Faschismus ist, daß er dies mit besonders brutaler Gewalt tut.

Diese Zusammenhänge lassen sich z.B. auch an der "Gesellschaft zum Studium des Faschismus" aufzeigen. Hier fanden sich Eliten aus Wirtschaft, Militär und Politik mit der NSDAP zusammen, mit dem Ziel, die Erfahrungen des italienischen Faschismus auf Deutschland zu übertragen. Zahlreiche Mitglieder der GSF bestimmten anschließend in hohen Regierungsämtern die Politik des Dritten Reiches mit.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gesellschaft_zum_Studium_des_Faschismus

Ähnliches gilt für den Keppler-Kreis.

"Wer aber vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen" (Max Horkheimer)

"Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen. Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert." (aus dem Ahlener Programm der CDU von 1947)


Es gab viele faschistische Systeme, die dem ehemaligen Kommunisten/Sozialisten Mussolini (Italien) nacheiferten und seine Idee eines nationalen Sozialismus übernahmen. Neben seinem eifrigsten Bewunderer A.H. waren dies bspw. Peron (Peronismus) in Argentinien, Antonescu in Rumänien (Eiserne Garde), Franco in Spanien (Falange), Ägypten mit Nasser (Baath, ASU) und Sadat (ASU, NDP), Libyen mit Gaddhafi, Irak mit Saddam(Baath) , Syrien mit Assad (Baath), Stepan Bandera in der Ukraine, Kibbuz Bewegung in Israel. Um nur mal einige wenige zu nennen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Muammar_al-Gaddafi#Politische_Ideologie

https://de.wikipedia.org/wiki/Kibbuz_Cheruth

https://de.wikipedia.org/wiki/Muammar_al-Gaddafi#Politische_Ideologie

https://www.youtube.com/watch?v=HMUYMtCr_ic