Was hat Thales zu seiner Annahme bewogen?

5 Antworten

Hi,- Thales war im Grunde ein sehr rational orientierter Mensch und als solcher im Schwerpunkt Mathematiker (Satz des Thales) und astronomisch orientiert. Als sog. "Vorsokratiker" hat er im Rahmen eines sehr begrenzten Zugangs zu physikalischem Wissen versucht, Zusammenhänge dieser physikalischen Welt auf der Grundlage einer "phänomenologischen" Plausibilität zu beschreiben. Die Frage nach einem möglichen "Urgrund" für die existierende Vielfalt der Phänomene ist älter als Thales. Er hat diese Frage, die sich ja wie ein roter Faden durch das philosophische Denken bis heute zieht, nicht "entdeckt" aber weiter an ihr gearbeitet. Dabei schien ihm, dass Form nicht aus dem Nichts einfach plötzlich da ist sondern einen Entwicklungsverlauf aus der Formlosigkeit nimmt. Dabei bedeutet Formlosigkeit eben nicht Nicht-Existenz sonder ein "Etwas" als "gesammelte Möglichkeit für alle daraus entstehenden Konkretionen, ähnlich eines Kontinuums oder gemeinsamen "Potentialpeichers". Thales war ja auch der Meinung, dass nichts verloren geht sondern sich alles nur in einem Prozeß der Formbildung und -wandlung befindet und dabei in dieses "Sammelbecken einer formlosen Ganzheit aller (neuen) Möglichkeiten zurückkehrt. Als Küstenbewohner war natürlich der Gedanke naheliegend, dass dieses Kontinuum bzw. diese Urmasse aller möglichen zukünftigen Formen das Wasser ist und damit die Entwicklung von flüssigem Urzustand als "Sammelbecken aller (noch) nicht konkretisierten Formen, also Potentiale" zu jeweiliger gebundener individueller Form erfolgt. - Der Grundgedanke ist übrigens in Ansätzen heute in vielen physikalischen Betrachtungen wiederzuerkennen (Erhaltungssatz Thermodynamik / Übergangsproblem Entropie und dissipative Strukturen etc. etc.).

Gruß

Daß ein logisch denkender Naturphilosoph auf die Idee kommt, daß das Leben im Wasser entstand, ist ja nicht weiter verwunderlich, aber halten Sie sich bitte vor Augen, was Geometrie eigentlich ist, nämlich Erdvermessung, wobei sich Unbekannte rekonstruieren lassen.

Und die Ursache, aus der sich geschichtlich die Notwendigkeit der Geometrie ergab, waren tatsächlich die Wassermassen des Nils mit seinen jährlichen Überschwemmungen, die einerseits immer  extrem fruchtbaren Schlamm brachten, aber andererseits natürlich die Grenzen des Privatbesitzes an Landflächen verdeckte, wobei man, anhand von resistenten Markierungen und Resten der exakten Grenzmarkierungen außerhalb des Überschwemmungsgebietes, die Überdeckten Gebiet rekonstruieren konnte.

Die alten Ägypter konnten das und die Griechen lernten es dort in Theorie und Praxis, perfektionierten diese Mathematik inkl. der dazugehörigen, einfachen Algebra, z.B. den Erdradius ziemlich genau berechnen konnten.

Sie erinnern sich, wie man aus einfallendem Sonnenlicht  und unterschiedlichen Schattenwürfenm lotrechter Stangen, ziemlich genau den  Erdumfang berechnen kann?

https://youtube.com/watch?v=mHEILqUIoxk

Und, wenn man den mal hatte, ziemlich genau, anhand  des nun auch bekannten Erdradius, dem Satzes des Pythagoras, die Entfernung bis zum Horizont,  hier sehr unterhaltsam anhand eines stehenden Menschen von 170 cm Größe erklärt ?!

https://youtube.com/watch?v=iK9bhyl6B_E

Und dann versetzen Sie sich in die Gedankenwelt eines so rationalen Philosophen und Mathematikers, wie Thales, wobei man sich vor Augen halten muss, daß die alten Griechen ja auch, f.d. Bereiche, die sie nicht rationalisieren konnten, Mysthisches aufführen, wie Götterwelt z.B; dann könnte das eine Erklärung geben, warum er nicht sagte, daß das Leben seinen Ursprung im Wasser hat, sondern schlicht Alles!

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Womöglich hat er also gemeint, daß der Wassergott Poseidon der Ursprung von Allem ist ;)


achimhausg  21.09.2016, 10:25

PS: Ich hatte meine Vermutung ja selbst ein bisschen belächelt, aber es spricht Einiges dafür, das Thales, als einer der Ersten, die in Ägypten studierten, sich auf Ansichten seiner Vorfahren bezog, weil er sah, daß selbst die Mathematik sozusagen dem Fluss entspringt, genauer dem Flussgott Okeanos, der zum Ursprung von Allem gemacht wird, auch dem aller Götter und somit der absolute Urgrund allen Seins.

Am besten überliefert ist es von Homer!

"(...) Okeanos ist bei Homer
sowohl Ursprung der Welt, als auch der Strom, der die Welt umfließt und
vom Meer unterschieden wird. Er ist der Ursprung der Götter[1] sowie aller Flüsse, Meere, Quellen und Brunnen,[2](...)"

https://de.wikipedia.org/wiki/Okeanos


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Thales zählt zu den ionischen Naturphilosophen. Er hat sich die Lebewesen angeschaut und gesehen das sie Wasser trinken und brauchen. Was er genau meinte kann man nicht sagen. Zumal seine philosophischen Äußerungen immer sehr knapp und unkommentiert/undefiniert sind.

Wasser ist seit jeher ein Symbol für Leben. Es scheint hier einen Bezug zu der Formlosigkeit zu geben, den man auch beim Lehm findet. Also in manchen Mythen wird der Mensch aus Lehm geformt.


NewKemroy  18.09.2016, 17:04

Das SEIN, Gott, Leben, die erste Ursache, SUBSTANZ, das Absolute, das sind alles Worte für ein und dasselbe.

Diesem SEIN spricht man eben die Qualität zu, dass es das sei was Leben im Kern ist. Und es heißt hieraus entstünden alle Formen, wobei es selber weder Form noch formlose Gestalt besitzt und in sich ohne Unterscheidung sei - ähnlich dem Wasser. Ohne Mittelpunkt und in sich homogen.

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Alle Lebewesen bestehen zu 70-80% aus Wasser. Ich nehme mal an er wusste das und hat daraus seine Schlüsse gezogen.