Was bedeutet "Schmach von Versailles", "Kräfte der Zersetzung", "Schwerste Notzeit des deutschen Volkes?

5 Antworten

Die Forderungen an das Deutsche Reich und die Alleinschuld des Deutsches Reiches wurde für viele als Schmach angesehen und war für die Nazis natürlich eine Steilvorlage.

Den Versailler Vertrag muss ich ja nicht erklären.


VideCuiFidas  16.06.2018, 08:55

......Den Versailler Vertrag muss ich ja nicht erklären......

Wären auch bei der Unbedarftheit, mit der die Frage gestellt wurde, die sprichwörtlichen Perlen vor die Säue....

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Vorweg: die deutschen Staaten der letzten Jahrhunderte waren kriegerisch, aber sie waren nur auf kurze Kriege vorbereitet. Das gilt einschließlich dem Deutschen Kaiserreich und danach auch für Hitlers Staat.

Für das Kaiserreich bedeutete das, daß es sehr schnelle Vorstöße erfolgreich führen konnte, aber wenn die aus irgendeinem Grund steckenblieben, dann war das "Ende der Fahnenstange" erreicht und die Zeit der Diplomaten kam.

Dieses Problem hat der dtsch. Generalstab spätestens Anfang 1915 klar erkannt und der Reichsregierung erklärt, daß die Chancen auf einen Sieg minimal bis aussichtslos seien.

Seit dem Waffenstillstand mit Rußland 1917 hatte das Kaiserreich im Westen zusätzliche Kräfte zur Verfügung - was aber nicht reichte, da die komplette Front sich in einen Festungsgürtel verwandelt hatte.

Teile der Bevölkerung meinten nach 1918, daß die Kapitulation nicht notwendig gewesen sei. Wenn man nur die reine Zahl der Soldaten betrachtet mag das sogar stimmen. Allerdings wird dabei gerne übersehen, daß nicht nur die Zahl der Soldaten, sondern auch deren Motivation entscheidend ist. Eine Riesen-truppe, die "die Schnauze gestrichen voll hat" wird verlieren, wenn man sie nicht ganz schnell aus der Front nimmt - Reserven gab es aber nicht.

Außerdem war die innerdeutsche Versorgungslage so katastrophal, daß die Fortsetzung des Krieges "Irrsinn in Potenz" gewesen wäre.

Woran sich nach 1918 die Gemüter aufheizten war, daß D. die alleinige Kriegs-schuld zugewiesen wurde, mit horrenden Reparationsforderungen, die D. garnicht leisten konnte. Daraus (und aus der franz. Rheinlandbesetzung) generierten sich revanchistische Strömungen, die schließlich Hitlers Machtübernahme begünstigten.


Niconasbeznas  16.06.2018, 23:12

Deutschland die alleinige Kriegs-schuld zugewiesen? Ja das ist auch falsch, denn Deutschland und Österreich waren schuld. Nicht Deutschland allein. Die Westmächte mit Russland und Serbien waren nicht verantwortlich, das kann am schon daran sehen, dass sie gar nicht für einen solchen Krieg gerüstet waren.

Die Deutsche Verantwortung: Die Deutschen argumentierten, dass sie auch einen Platz an der Sonne wollen. Man kann vom Neid, vor allem auf den Britischen, kolonialen Besitz sprechen. Die Deutschen bekamen praktisch die Reste, als Kolonien. Für den Krieg war vor allem Deutschland bestens gerüstet. Die Deutschen hatten in den Friedensjahren ihr Eisenbahnsystem im Raum Aachen-Belgische Grenze stark ausgebaut, obwohl das vom ökonomischen Standpunkt her vollkommen Sinnlos war. Den Deutschen kam der Krieg gelegen, um ihre Ambitionen nach wirklicher Weltgeltung zu verwirklichen. Im Zeitalter des Kolonialismus und Imperialismus wollte man die erste Geige spielen. Man war sich dessen bewusst, dass das nur mit einem Krieg gelingen konnte. Deshalb der Blankoscheck an die Österreicher, mit der Aussicht auf den nötigen Krieg. Man ging davon aus, dass die Briten zumindest stillhalten würden. Mit Russen und Franzosen würde man schon fertig werden, falls es wirklich zum Krieg mit beiden kommen würde. Am liebsten hätte man wohl zuerst Russland alleine harte Singfriedensbedingungen diktiert. Man versprach sich jedenfalls große Gebietsgewinne, also Machtgewinne. Google: Friedensvertrag von Brest-Litowsk und Ober Ost!

Die Österreichische Verantwortung greift in die Deutsche: Denn Österreicher gebärdeten sich, mit deutscher Rückendeckung, imperialistisch und annektierte 1908 Bosnien-Herzegowina endgültig. Die Folge war die Bosnische Annexionskrise. Nach Wiki: Als Bosnische Annexionskrise oder einfach nur als Bosnische Krise bezeichnet man die Krise, welche auf die Annexion der bis dahin völkerrechtlich zum Osmanischen Reich gehörigen Gebiete von Bosnien und Herzegowina durch Österreich-Ungarn im Jahr 1908 folgte. Im Verlauf der Krise 1908 schlug Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf mehrmals vor, bei der Gelegenheit auch Serbien zu erobern. Montenegro sollte ebenfalls ausgeschaltet werden oder wenigstens eine „Einengung“ erfahren. Die Südslawen sollten einen Komplex im Rahmen der Monarchie bilden und dem Habsburgerreich, wie Bayern dem Deutschen Reich, untergeordnet werden. Weiter strebte er damals die Gewinnung Albaniens, des westlichen Mazedoniens und Montenegros an, mit dem strategischen Ziel, Saloniki als österreichische Bastion an der Ägäis zu etablieren. Sein imperialistisches Ziel war die Vereinigung aller West- und Südslawen unter österreichischer Herrschaft, was er mit der missionarischen Idee einer Stärkung der christlichen Kultur rechtfertigte. Die Österreicher Reagierten ihre Großmannssucht am Balkan ab, hatten schon Slowenien und Kroatien. Die Angriffspläne von 1908 wurden zwar von Außenminister Alois Lexa von Aehrenthal noch zurückgewiesen. Die Folge der Annexion von 1908, war jedoch ein gerechter serbischer Widerstand gegen Österreich in Bosnien-Herzegowina. Die einheimischen Serben und andere Jugoslawen leisteten Widerstand gegen Österreich. Beim Besuch des baldigen Unterdrückers Franz Ferdinand in Bosnien-Herzegowina, das Attentat auf diesen eben unerwünschten Besucher. An dem Attentat waren auch Nichtserben beteiligt. Da Österreich eben Appetit bekommen hatte nach der Annexion von Bosnien-Herzegowina, nutzte Österreich den Tot, als Vorwand um auch Serbien zu Schlucken, was die Serben auch in Bosnien-Herzegowina zur Räson bringen sollte. Die Serben sollten befriedet werden. 1914 wollten die Österreicher somit die Pläne von 1908 doch noch verwirklichen. Das aggressive Vorgehen Österreichs, ermöglicht durch den deutschen Beistand führte zum Weltkrieg. Pulverfass war Österreich und Deutschland, nicht wie gerne behauptet der Balkan. Die Österreicher dachten dabei an einen begrenzten Waffengang gegen die Serben, später wollten sie auch den Restbalkan schlucken, meinten Russland würde stillhalten. Falls Russland, den Serben beistehen würde, war man sich sicher, dass Frankreich seiner Bündnispflicht gegenüber Russland nicht nachkommen würde, da es nicht ausreichend gerüstet war. Man würde Russland mit Deutschland schon besiegen und an der Beute beteiligt werden. Russland stand zu seinem Bündnispartner Serbien. Frankreich zu seinem Bündnis mit Russland. Österreich entfachte ein Flächenbrand. Deutschland war mit verantwortlich, weil Österreich sich ohne Bündnisgarantie (Blankoscheck) nicht getraut hätte Bosnien-H. zu besetzen und annektieren, geschweige Serbien anzugreifen. Ohne österreichischen Imperialismus, mit deutscher Rückendeckung, kein Weltkrieg. Was für eine Geisteshaltung die Deutschen hatten, zeigt der Überfall auf Belgien, der dann dazu führte, dass auch die Briten in den Krieg gezogen wurden.

Im übrigen, am Anschlag waren auch Nichtserben beteiligt.

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nax11  17.06.2018, 02:18
@Niconasbeznas
Die Westmächte mit Russland und Serbien waren nicht verantwortlich, das kann am schon daran sehen, dass sie gar nicht für einen solchen Krieg gerüstet waren

Zuerst: Serbien war keine der Großmächte, sondern lediglich eine Mittelmacht. Deshalb haben sie auch versucht die österreichischen Forderungen zu erfüllen.

Rußland ist ein Sonderfall, denn es hatte zwar schon lange ein sehr großes Heer, aber das war nicht sonderlich modern.

Aber Briten und Franzosen haben sich sehr wohl am allgemeinen Wettrüsten beteidigt und sie haben den deutschen Vormarsch ja auch zum stehen gebracht. Und die Briten waren ganz besonders hochgerüstet, aber deren Rüstung konzentrierte sich auf ihre Flotte, die zu der Zeit weltweit dominant war.

Daß das Kaiserreich isoliert war hat es selber verschuldet. Bismarck hatte es in einem recht soliden Bündnissystem abgesichert, das Wilhelm II völlig leichtfertig aufgegeben hat.

Die Schuldfrage auf Österreich-Ungarn abzuwälzen ist ein wenig billig, denn gegenüber dem deutschen Kaiserreich war die Donaumonarchie nur eine nachrangige Großmacht. Ohne Rückendeckung hätte Wien garnichts getan

Was die Kriegsschuld betrifft (dabei beziehe ich mich auch auf britische Historiker), waren alle Großmächte etwa zu gleichen Teilen schuldig. Das ist aber rethorisch, denn das Kaiserreicht hat den Krieg nun mal verloren und der Verlierer trägt gewöhnlich die Kosten.

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Niconasbeznas  17.06.2018, 16:03
@nax11

Eigentlich sehen die meisten britischen Historiker die Verantwortung bei den Mittelmächten und ganz bestimmt nicht bei GB, mit Ausnahmen. Für die Ausnahmen lohnt es sich einfach den Deutschen nach dem Mund zu schreiben. Gut erkannt übrigens, Österreich hätte sich ohne Deutschlad nichts getraut. Trotzdem sind sie neben Deutschland verantwortlich. Sie hatten es in der Hand, Bosnien-H. annektieren, oder nicht. Serbien angreifen, oder nicht. Österreich annektierte, Österreich griff an. Die Briten waren auf so einen Krieg nicht vorbereitet, das war vor allem ein Landkrieg. Die Briten hatten eine Berufsarmee. Sie hatten noch gar nicht die Waffen für ein Millionenheer. Die Briten hatten auch nichts zu gewinnen durch den Krieg. Sind auch erst nach dem Deutschen Überfall auf Belgien in den Krieg getretten. Frankreich war auch nicht so hochgerüstet. Die wollten keinen Krieg ohne Briten. Die Franzosen haben in Wirklichkeit Elssas-L. schon lengst abgeschrieben. Sie wussten, dass ohne die Briten kein Krieg gegen die Deutschen zu gewinnen wäre. Sie wussten auch, dass die Briten wegen Elsass-L. kein Krieg führen würden. Außerdem hatten sie Angst, wenn Deutschland halb Europa-Russland kassieren würde, wären sie die nächsten und Deutschland würde ihnen ihre Kolonien abjagen. Deshalb haben sie Russland beigestanden.

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nax11  17.06.2018, 19:36
@Niconasbeznas

Ich stimme dir zu, daß den Franzosen klar war, daß sie alleine nur minimale Chancen gegen das dtsch.Kaiserreich hatten. Das ergibt sich schon aus der Bevölkerungsgröße und der wirtschaftl.Leistung.

Aber das bedeutet ja nicht, daß Frankreich nicht hoch gerüstet war. Die Briten hatten weltweit zwar eine Menge Truppen, aber die benötigten sie vor Ort, oder es bestände die Gefahr der Sezession von Kolonien.

Was die Ansichten der Briten betrifft darf man das im allgemeinen nicht allzu ernst nehmen. Die sind ja heute noch in Teilen der Ansicht, daß das Empire ihnen zugestanden habe und grundsätzlich von Vorteil für ihre Kolonien war.

Und jeder, der ebenfalls Kolonien hatte (oder haben wollte) war mindestens ein potentieller Feind des Empire.

Interessant ist in dem Zusammenhang, daß die Briten zu Preußen fast immer positive Beziehungen pflegten - Preußen war ja kein weltpolitischer Konkurrent. Nach der Reichsgründung durch Bismarck schrillten bei den Briten aber die Alarmglocken. Bismarck hat das Kaiserreich zwar in alle möglichen Richtungen (auch mit den Briten) abgesichert, aber der neu entstandene Staat war den Briten etwas zu mächtig und wäre langfristig in der Lage ihre Vormachtstellung auf der Welt anzuknabbern.

Das hätte auch auf die USA zutreffen können, aber die beschäftigten sich bis zu ihrem Kriegseintritt hingebungsvoll mit sich selbst, waren somit scheinbar ungefährlich. Und nach dem WW1 war die USA eine existierende Militärmacht, die die Briten nicht mehr hätten kleinkriegen können.

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zetra  16.06.2018, 15:28

Dieses Thema muesste doch den DE-Schuelern schon eingebrannt sein?

Immer wieder unbedarfte Anfragen und sachlich fundierte Antworten darauf.

Ich moechte Wetten, in drei Tagen steht solche Frage wieder an? Gruss zetra.

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Das sind alles Propagandabegriffe, die Bestandteil des Entschuldigungsmythos sind.

Die Deutschen wollten Revanche nach dem verlorenen Krieg, mit den Millionen Toten, ob mit oder ohne Versailler Vertrag.

Der Versailler Vertrag hatte unter anderem zur Folge, die Entstehung des Entschuldigungsmythos. Der Basiert auf der üblich verbreiteten Gleichung. 1.Weltkrieg=Versailler Vertrag= Schuld der Sieger am Aufstieg der NSDAP in Deutschland, da die Vertragsparteien, die Deutschen völlig unfair behandelt haben sollen.

Dies wird seit Generationen immer wider gerne in Deutschland verbreitet. Versailles war schuld am Aufstieg der NSDAP in Deutschland. Kurz nach dem Frieden fing die Propaganda gegen den Vertrag an. Die Propaganda gegen den Vertrag wirkt noch heute, wer zieht schon heute den Vergleich zu den Siegesdiktaten der Deutschen. Die Deutschen haben sich eingerichtet in der Opferrolle der Bösen Sieger des 1. Weltkrieges. Dadurch wird dann die Mitschuld der bösen Sieger am deutschen Nazismus konstruiert. Natürlich wird vergessen, dass die Deutschen ähnlich harte Bedingungen den Franzosen diktiert haben. Frankreich wurde ähnlich hart bestraft für die Niederlage 1871 mit Reparationen, Gebietsabtretungen. (Frankfurter Friedensvertrag) Die Reaktion der Franzosen, zahlten die Reparationen bis auf den letzten Cent und entwickeln eine Demokratie. Die Deutschen entwickelten den Nazismus mit Diktatur! Es war eine Entscheidung der Masse diesen Weg zu gehen, Mitzulaufen, der Ideologie des kollektiven Größenwahns zu folgen, zu funktionieren, sich der Struktur von Befehl und gehorsam zu unterordnen und sich zu bereichern. Denn der gesamte Nazismus war auch ein Versprechen auf fette Beute. Ein Großteil der Deutschen ist nach und nach mit gelaufen, weil sie mehr und mehr glaubten, dass mit Hitler die Zukunft wunderbar sein würde.

Kurz nach dem 1. Weltkrieg meinte der US-General Pershingdie die Deutschen fühlen sich nicht besiegt, wir sollten einmarschieren und ihnen zeigen, dass sie besiegt sind. Man hätte den Deutschen unmissverständlich klar machen müssen, dass jegliche Aggression sofort zu Krieg führen wird, das war auch gemeint.

Außerdem, nicht der Versailler Vertrag führte zum Krieg, sondern Deutschlands Aggression und die Appeasementpolitik der Westmächte. Teil dieser Appeasementpolitik war übrigens auch, Polen nur formell ohne Taten beizustehen (Sitzkrieg googeln) gegen Deutschland.

Es gab genug Chancen den Krieg zu verhindern! GB und Frankreich hätten schon 1933 mit Polen zusammen dem Nazispuk im Deutschland ein Ende bereiten sollen und einmarschieren. Das hat Polen auch 1933 vorgeschlagen, GB und Frankreich lehnten das ab. Als Deutschland die Tschechoslowakei angriff und besetzte, hätten die Franzosen mit GB und Polen zuschlagen gegen Deutschland sollen. DAS wäre ein kurzer Krieg gewesen. Deutschland war für einen 2 Fronten Krieg nicht gerüstet. Die letzte Möglichkeit, einen langen Krieg zu vermeiden war tatsächlich 1939, wenn GB und Frankreich im Westen angegriffen hätten, anstatt Polen zu verraten. Dieser Angriff hätte Deutschland das Genick gebrochen, da Deutschland auch 1939 nicht für einen 2 Fronten Krieg nicht gerüstet war, z.B. alle Panzer waren in Polen. All diese Chancen haben die Westmächte nicht genutzt, das führte dann mit der deutschen Aggression zum langen Krieg, mit der Möglichkeit für die deutschen in Europa zu wüten und zu morden.

Was haben im Übrigen, die Deutschen den Russen diktiert, als diese im Osten um Frieden baten. Harte Friedensbedingungen, mit dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk.

Was hätten die Deutschen den Westmächten diktiert, bei einem deutschen Sieg. Bestimmt einen ganz harten Frieden. Das war damals üblich! Harten Frieden zu diktieren.