Was bedeutet für Platon Gerechtigkeit?

Der Text dazu🤔 - (Philosophie, Ethik, Gerechtigkeit)

2 Antworten

Es steht alles da und doch ist es für heutige Menschen nur schwer zu begreifen, weil Platon seine Vorstellung von Gerechtigkeit in einem ganz anderen Welt- und Menschenbild erläutert, wie wir es heute kennen. Lass Dir nur mal auf der Zunge zergehen: Die edlen Affekte Mut (auch Machtstreben), Zorn und Scham haben ihren Sitz im Herzen! Wer würde heute noch so einfach Zorn und Scham den edlen Affekten zuordnen? Im Bauch (zwischen Zwerchfell und Nabel) regieren die Begierden (vor allem Fress- und Trinksucht!) – das ist alles sehr assoziativ. Da steht keine Naturwissenschaft heutiger Prägung dahinter. Die Vernunft (eigentlich das Denken) sitzt im Kopf (Mensch = Krone = Kopf der Schöpfung und mit dem Denken den Göttern nahe) und diesem kommt die Führung zu.

Es ist nicht richtig, dass Gerechtigkeit der Ausgleich zwischen den dreien sei, sondern es gibt eine klare Hierarchie. Oben steht das wertende Denken (würde heute niemand mehr so sehen), dann kommen die edlen Affekte und ganz zu unterst und immer im Zaum zu halten die niederen Begierden. Dieser „gerechten“ Hierarchie der Seelenkräfte entspricht auch Platons Gerechtigkeit im Staat: Der Philosoph und Diktator (bestenfalls wie Platon ein Aristokrat!) bestimmt, wo es lang zugehen hat. Die Handwerker haben als dritte Stufe den wirtschaftlichen Wohlstand sicherzustellen und die Wächter, das Militär als Handlanger des Diktators stehen an zweiter Stelle, über den Handwerkern. Das Grobzeug, die Frauen, die einfachen ungelernten Massen und erst recht die Sklaven werden hier erst gar nicht genannt. Ich glaube nicht, dass Dir dieser „gerechte Staat“ schmecken würde.


Albrecht  07.05.2017, 22:27

Dafür, was nicht genannt wird, kann nicht der kurze, teilweise fehlerhafte und ungenaue Text Maßstab sein. Nach Platons Darstellungen können Frauen Philosophinnen sein und damit zur höchsten Gruppe gehören.

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Gerechtigkeit ist für ihn

1. das Gleichgewicht zwischen drei inneren Kräften: Vernunft, Mut und Begierde,

2. das Gleichgewicht zwischen drei Ständen in der Gesellschaft, Philosophen, Wächter und Handwerker. 

zu 1. Ungerecht wäre also, wenn ein Mensch zu einseitig Krieger wäre oder zu gierig wäre.

zu 2. Ungerecht wäre ein Staat, in dem alles von den Wirtschaftsmächten beherrscht würde (Kapitalismus) oder wenn er militaristisch wäre.


Omid777 
Beitragsersteller
 07.05.2017, 17:38

Eine Frage , die Beipiele die du hinzugefügt hast,kannst du sie etwas genauer erklären. Finde dies interessant und möchte wissen, was du genau damit meinst.

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hutten52  07.05.2017, 18:31
@Omid777

1. Man soll weder die Triebe unterdrücken wie ein Asket, der auf einem Nagelbrett schläft und Heuschrecken isst, noch soll man eine Kampfmaschine sein, die nur siegen, demütigen, töten will. Auch kein Waschlappen und Softie, der dauertolerant ist und sich in die Hose macht, wenn er angegriffen wird. Auch weder intellektueller Theoretiker in den Wolken noch kleinlicher Erbsenzähler und Pedant. 

2. Ein Staat soll wehrhaft, aber nicht kriegsbegierig sein. Er soll ein wohlhabendes, gutes Leben ermöglichen, aber auch die geistigen Bereiche nicht vernachlässigen. Die Politik soll realistisch, aber auch an Menschenrechten orientiert sein. Merkels offene Grenzen sind z. B. scheinbar supermoralisch, in Wirklichkeit aber unrealistisch, denn D kann nicht alle aufnehmen. Kanada macht es wie Platon es will: jedes Jahr eine beschränkte Zahl hereinlassen, 2017 nur 17000. 

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