Was bedeutet die Bezeichnung "IM" in Verbindung mit der Stasi?

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Informelle Mitarbeiter waren nicht beim Ministerium für Staatssicherheit angestellte Leute die Informationen aus Ihrem Umfeld an hauptamtliche Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit weitergegeben haben. Es waren nicht ausschließlich Spitzel, wenn man dienstlich in die BRD oder anderes westliches Ausland fahren durfte mußte man einen Dienstreisebericht anfertigen und wurde dann auch als IM geführt, ähnliches konnte auch schon nach einem Messebesuch der Leipziger Messe passieren, wenn man während des Besuches an westdeutechen Ständen Kontakt mit BRD-Bürgern hatte. Ich kenne selbst einige sogenannte ehemahlige Reisekader NSW (nichtsozialistisches Wirtschaftssystem) die dadurch als IM geführt wurden. Es hat etwa 1000000 IM gegeben haben sollen, das waren also 0,7% der DDR-Bevölkerung. Es war auch in der DDR bekannt, das es solche Mitarbeiter gab und auch wo sie eingesetzt wurden, z.B. in Studiengruppen, in Forschungseinrichtungen und auch zur Beobachtung von aufgefallenen Leuten


sabirke  13.02.2011, 14:13

Sorry, habe gerade gesehen dass es eine Null zu viel war. Ea gab nur einhunderttausen IM, keine Million. Das kam letztens während einer Sendung in der ARD.

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"Informeller Mitarbeiter"

Diese wurden für die Bespitzelung von Kollegen, Hausnachbarn usw. von der Stasi bezahlt, waren dort aber nicht hauptamtlich angestellt. Besonders interessant waren für die Stasi die Kirchgemeinden oder Freundeskreise, in denen oppositionelles Gedankengut gepflegt wurde. Gelegentlich traf es als Zielobjekte auch Leute, die zwar nicht den Staat, aber bestimmte Anordnungen kritisierten (so las ich einmal von einem Apfelexperten, einem Betriebsleiter, der sich gegen die angeordnete Monokultur auf den Apfelplantagen wandte, weil er etwas von Äpfeln verstand. Auf diesen wurde dann ebenfalls ein Spitzel angesetzt, dann seine Wohnung durchsucht, ob man etwas finden würde, was gegen ihn sprach - z. B. unerlaubter Westkontakt. Zum Schluss wurde er degradiert). Manche IM wurden zur Mitarbeit erpresst oder genötigt, andere taten es wegen des Geldes oder aus Freude am Voyeurismus bzw., um ihren Mitmenschen eins auswischen zu können. Einige wenige waren wohl auch Überzeugungstäter und glaubten, den real existierenden Sozialismus vor "feindlich-negativen Elementen" schützen zu müssen (nur, dass es zum Ende der DDR von diesen Elementen immer mehr gab). Die Wende konnten sie trotz allem nicht verhindern.

Exakt wurden diese Leute als informelle Mitarbeiter geführt. Die offiziellen Darstellungen zu diesem Problem haben in erster Linie nur damit zu tun, daß das Hauptziel im Umgang mit der Geschichte der DDR darin besteht, diesen Staat zu diskreditieren. Dabei geht natürlich unter, daß die Motive für eine solche Arbeit nicht beleuchtet werden. Selbstverständlich läßt sich nicht wegdiskutieren, daß Menschen zu einer solchen Zusammenarbeit mit der Stasi auch erpreßt wurden. Der Regelfall war aber eher der, daß man sich dem Schutz dieses Staates verpflichtet fühlte. Übrigens gab es solche IM auch in der Bundesrepublik, obwohl darüber der Mantel des Schweigens gedeckt wurde. Und es gibt selbstverständlich solche "IM" auch beim Verfassungsschutz. Man bezeichnet sie da eben als V-Leute. Ich wäre gespannt auf die Reaktionen, wenn man die Verfassungschutzakten ähnlich denen der Stasi zugänglich machen würde. Zum Thema Akten nur soviel: Es wird immer die Zahl der Anträge auf Akteneinsicht bei der Birthler-Behörde genannt. Ungenannt bleibt die Zahl derer, über die sich dann keine Akten finden. Ist doch irgendwie merkwürdig.


Reisswolf53  14.02.2011, 07:53

DH - was soll da "merkwürdig" sein, wenn das Budget für diese Behörde höher ist als z. B. das für Bildung. Es bleibt auch die Zahl der Fälle ungenannt, in denen tatsächlich Gesetzesverletzungen vorkamen. Es wird außerdem nirgendwo analysiert, was genau vorgefunden wird. Denn oft sind es dumme Banalitäten, weil alle, die solche Akten erstellten, ihre Existenzberechtigung nachweisen mussten und mitunter Akten nur zusammen stellten, um irgendwas abrechnen zu können. Es bleiben gewisse andere Dinge unerwähnt, z. B. dass Alt-Stasi-Jäger Gauck zu seinen aktiven Kirchenzeiten in der DDR auch sehr wohlwollend mit der Stasi zusammen arbeitete, und dass er zu Beginn seiner Behörden-Laufbahn mit seiner eigenen Akte ein sehr intimes Tet-a-tet hatte! Aber das passt ja auch nicht so richtig in die Landschaft der "Demokratie" und Meinungsfreiheit!

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IM - das ist ein Begriff aus der internen Sprachregelung des MfS der DDR, die auch zu DDR-Zeiten niemand außerhalb der Staatssicherheit kannte, nicht einmal die IM selber. Denn er befindet sich in der "Richtlinie 1/79 des Genossen Minister für Staatssicherheit" und heißt ausgeschrieben: "inoffizieller" Mitarbeiter des MfS als Abgrenzung zu den offiziellen, also hauptamtlichen Mitarbeitern des MfS. Die falsche Begriffserklärung "informeller" Mitarbeiter stammt von dümmlichen Westjournalisten und ist einfach nicht totzukriegen. Davor hießen diese IM anders, nämlich GI, also "Geheimer Informant". Diese Menschen wußten alle nicht, daß sie vor ihrer Werbung umfassend aufgeklärt wurden, wußten nicht, das eine Akte über sie geführt wurde, wußten nicht, das sie MfS-intern als "IM" bezeichnet wurden. Sie wußten auch nicht, das sie selbst von anderen IM aufgeklärt und als Kontrollmaßnahme ebenfalls von anderen IM überwacht wurden. Das war alles MfS-intern und die IM-führenden offiziellen Mitarbeiter der Staatsicherheit waren zur Verschwiegenheit und revolutionären Wachsamkeit verpflichtet. Man könnte auch sagen, das ging die IMs nichts an. Darüber wird aber in der Öffentlichkeit nicht berichtet. Der IM selbst kannte nur den IM-führenden Stasimitarbeiter, entweder mit Klarnamen oder in besonderen Fällen ebenfalls unter vorgetäutschem Klarnamen (z.B. bei der HVA). Im heutigen Deutschland wird seit 21 Jahren das Märchen erzählt, das die DDR den Geheimdienst an sich erfunden hätte. Das ist natürlich Quatsch. In allen Ländern der Welt gibt es Geheimdienste, die zur Machtsicherung die gleiche Arbeit erledigen, nämlich alle verfassungsfeindlichen Bestrebungen im "Vorfeld"(!!!) aufzudecken und zu verhindern sowie zu ahnden. Neben den IMs gab es auch UMs ("unbekannte Mitarbieter"), GMS ("Gesellschaftliche Mitarbeiter Sicherheit"), AKPs ("Auskunfspersonen"),OiBE ("Offiziere im besonderen Einsatz") und hIMs ("hauptamtliche inoffizielle Mitarbeiter, die unter einem Deckarbeitsverhältnis arbeiteten). Um nur einige andere zu nennen. Der entscheidende Punkt ist: Es waren patriotische Kräfte der DDR, die ihr Land liebten und für die Einhaltung der sozialistischen Gesetzlichkeit eintraten. Was bis heute unbekannt ist: Die Führungskräfte der IMs, also die offiziellen Mitarbeiter, wurden intern finanziell motiviert, viele IMs zu werben und zu führen, denn nur wer mindestens 10 IMs hatte, konnte als "IM-führender operativer Mitarbeiter" im MfS gehaltsmäßig eingestuft werden. Das machte 150 DDR-Mark auf dem Gehaltsstreifen aus. Das führte natürlich dazu, das Menschen sich befleißigten, viele IMs zu werben. Heute heißen die IMs V-Leute.