was bedeutet:" Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus"?

7 Antworten

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Endlich mal eine Frage, die auch den Geist fordert. In Gerichtsurteilen steht als erster Satz immer: im Namen des Volkes, so dass daraus schlussgefolgert werden kann, dass das Gericht lediglich den Vertreter des Volksinteresses darstellt und die Gesetze den Willen des Volkes. Daraus folgern wir: die Staatsgewalt geht vom Volke aus.

Das ist das Ergebnis von philosophischen Betrachtungen. Seit der Antike beschäftigen sich Menschen mit sozialen Zusammenhängen. Dabei ist natürlich auch die Frage zu klären: Wie kann ein Staat überhaupt entstehen? Wie resultiert daraus dann eine Schaffung einer Nation?

Es gab keinen Tag X, als auf einmal Staaten auf der Welt waren. Mit Beginn der Besiedlung war Land frei. Es war nicht mit den Interessen einzelner oder mehrerer Menschen verbunden.

Das ist erst über Generationen entstanden. Daraus ergaben sich Herrschaftsinteressen. Bei Nietzsche würde man das vielleicht als Ergebnis "des Willen zur Macht" ansehen. Nachdem Nietzsche gab es eben eine Zeit wo besonders kräftige Leute durch die Gegend gezogen sind und anderen einfach auf die Nase gegeben haben oder eher schlimmeres. Und warum? Weil sie es konnten.

Die deutsche Philosophie ist stark durch den Idealismus geprägt. Ein Name den man hier nennen sollte ist auf alle Fälle Hegel. Idealismus ist die Denkrichtung, wonach Entscheidungen aus Überlegungen entstehen. Nicht wie das der Name vermuten lässt, dass alles Ideal werden wird. Es geht mehr um Überzeugungen.

Und ganz platt stellte man sich das auch so vor. Die Menschen haben halt immer wieder feststellen müssen, dass sie allein ihren Schutz nicht organisieren können. Daher haben sie nach besseren Möglichkeiten gesucht. Je mehr der Einzelne allerdings von der Gemeinschaft erwartet, wie zum Beispiel Schutz, dann muss er nach Möglichkeit auch darauf verzichten es selber zu tun. Er muss ja ohnehin durch Steuern für seinen Schutz bezahlen. Also in Zeiten wo er früher mit Selbstschutz beschäftigt war, da arbeitet er heute weiter und bezahlt die Spezialisten.

Damit zusammen fällt auch das Verbot - gerade für untere Schichten - Waffen zu tragen. So unsere Sicht in Europa. Aus den USA wissen wir, wo so ein Trauma hinführen kann, wenn man auswandert.

Wenn wir die Übergabe der Vorsorge und des Schutzes auf die Gesellschaft also im Sinne des Idealismus betrachten, dann hat man überlebensnotwendige oder wichtige individuelle Aufgaben auf eine übergeordnete Ebene verlegt. Damit die das machen konnte, mussten die Individuen Macht abgeben.

Diese Macht ist bei allen gleich groß. Diese Macht wird von ihnen auf den Staat übertragen. Daher geht die Macht vom Volke aus.

In einer anderen philosophischen Betrachtung wäre es nie zu dieser Volksmeinung gekommen. Der Idealismus ist natürlich die Grundlage für eine politische Richtung. Diese gibt interessanter Weise allen im Bundestag vertretenen Parteien oder ehemals vertretenen auch politisches Programm vor.

Es ist die Philosophie des Liberalismus. Lustig ist, man findet liberale Auffassungen wie bereits gesagt in fast allen Parteien. Ich würde heute sogar behaupten bis zu den Nazis. Die Gerade es gut finden, wenn ihre Banden durch die Gegend laufen und jedem auf die Nase hauen (können).

Der Satz "Alle Macht geht vom Volke aus" ist nicht das Ergebnis der Philosophie des Materialismus. Der geht davon aus, dass die Menschen nicht durch die Überzeugungen geformt werden. Sondern konkret durch die Lebenssituation geprägt werden. Um es auf die Staatsbildung zu beziehen.

Wer immer vagabundierend durch die Gegend zog, der hatte irgendwann keinen Bock mehr. Wollte aber weiter seinen Spaß und die Beute. Er setzte sich fest und wurde Raubritter. Die Bauern in dem Bereich waren es gewohnt überfallen zu werden. Jetzt fütterten sie diesen Raubritter durch. Dafür vertrat er aber ein gemeinsames Interesse nach außen. Er schützte seine Daueropfer auch vor anderen Raubrittern.

Damit entstand also das Recht des späteren Adels Steuern zu erheben. Ein Recht, dass heute auf die Gebietskörperschaften übergegangen ist.

Jetzt kannst Du frei wählen: Sind Steuern nun ein Ausdruck bürgerlichen Handelns, wir organisieren unsere Dinge als starke Gemeinschaft.

Oder aber: Die Schweine mögen gewechselt worden sein. Doch die Tröge blieben erhalten.

Gerade gegen Ende eine etwas überspitzte Darstellung. Aber die philosophischen Betrachtungen gehen eben von ganz anderen Grundlagen einer Entwicklung aus. Daher auch ganz andere Sichtweisen auf die Welt.


Kukukumio  22.09.2017, 18:05

Sehr sehr spannend! Haben Sie Literatur-Empfehlungen speziell in Bezug auf die Entwicklung des Staates, wie wir ihn heute kennen? Am besten zunächst eher leicht verständlich, um sich erstmal eine Grundlage schaffen zu können? Das würde definitiv in nächster Zeit Netflix ersetzen! Viele Grüße  

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Die Macht, die der Staat hat bekommt er vom Volk, dadurch das sie wählen, Steuern zahlen und die Wirtschaft fördern

Das gedeutet, dass unsere Politiker und Politikerinnen sich alle 4 Jahre abnicken lassen, um diese Zeit dann wieder der Wirtschaft zu dienen, um das Volk zu hintergehen.

das bedeutet einfach, dass die regierung nichts ohne das volk entscheiden kann