Warum wollen sich homosexuelle Paare von einer Kirche segnen lassen, die ihre Beziehung ablehnt?


11.05.2021, 14:48
der katholische Gott

Ja, natürlich ist Gott nicht katholisch. Was ich meine: Gott, wie ihn die Römisch-Katholische Kirche definiert, dessen Wort sie ja nach eigener Ansicht verkündet.

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Ich finde das Verhalten des Vatikan auch befremdlich

Es ist nun mal eine Auslegung der Bibel, die zwar nicht den Moden und dem Mehrheitsgeschmack in Europa trifft, jedoch dem eigentlichen Verständnis der Bibel nahe genug ist. Denn das Sakrament der Ehe ist nur zwischen Mann und Frau möglich und außerhalb der Ehe gilt nach katholischer Lehre Enthaltsamkeit.

aber letztlich bestimmt der ja, was die Katholiken zu glauben haben

In gewisser Weise Ja, der Papst ist Oberhaupt der Kirche und der Klerus sowie die Gläubigen schulden im Gehorsam, auch wenn viele meinen, es besser zu wissen.

Folglich ist man schon kein Katholik mehr, wenn man sich den Vorschriften der RKK entzieht, oder?

Das ist richtig, jeder der den Papst nicht anerkennt, ist irgendwo Protestant bzw. die Ablehnung seiner Autorität Apostasie. Aber natürlich darf man innerlich anderer Meinung sein, sofern es nicht dogmatisch ist, aber dennoch ist man zum Gehorsam verpflichtet und das päpstliche Lehramt ist das höchste der katholischen Kirche. Dieses Lehramt ist der katholischen Kirche gesetzt und für den Klerus sowie für die Gläubigen verbindlich anzuerkennen.

ist eine der aktuellen Segnungen homosexueller Paare durch katholische Priester denn "wirksam"?

Das ist schwer zu beantworten. Denn einerseits ist ein Segen ein Gebet und Gott stellt sich nicht taub, auf der anderen Seite ist Geschlechtsverkehr außerhalb der Ehe zumindest objektiv eine schwere Sünde (Todsünde), welche zur ewigen Verdammnis führt. Da hilft ein Segen auch nichts, wenn er in die falsche Richtung zeigt. Insofern kann Gott nicht so auf das Segensgebet eingehen wie gewünscht, sondern muss den ggf. vorhandenen guten Willen anders verwerten. Ein sündhafter Wille hingegen wäre gegen Gott gerichtet und kann nichts Guten bewirken, wäre als kein Segen.

Würde sich der katholische Gott denn für den segnenden Priester entscheiden oder für den verbietenden Vatikan?

Gott entscheidet nach eigenen Maßstäben. Sofern der Vatikan recht hat (was ich glaube), wird Gott nicht gegen Sein eigenes Wort wirken, also nicht zugunsten einer verbotenen Verbindung. Sofern guter Wille da ist, kann Gott etwas damit anfangen. Sofern sündhafte Schwäche vorliegt, zieht es die Beteiligten nach unten, es hängt als auch von dem ab, was die Leute wollen. Sofern der Vatikan nicht recht hat, stellt sich aber die Frage, ob es dann überhaupt das katholische Priestertum gibt. Das ist nämlich das Problem, wenn man es besser zu wissen meint als Rom, es zerbricht das Fundament, auf dem man als Katholik steht. Auch wenn es nur ein Stück Apostasie ist, man ist dann auch "weniger" Katholik. Auch wenn es man nicht so sehen wollen, die katholische Kirche ist eine päpstliche, bischöflich, hierarchische Kirche (Hierarchie - hieros: heilig, priesterlich, archie: Herrschaft), keine protestantische Freikirche.


Zalla55 
Beitragsersteller
 11.05.2021, 13:04

Sauber argumentiert 👍

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Sie wollen sich nicht von einer Kirche segnen lassen, sondern von Gott. Und Gottes Segen kann einem nur zugesprochen werden.
Zudem sind diese Menschen ja gläubig.

ist man schon kein Katholik mehr, wenn man sich den Vorschriften der RKK entzieht

Jein. Hier geht es nicht um Vorschriften. Es gibt viele Katholiken, welche mit den Entscheidungen des Papstes nicht einverstanden sind. Bindend für die Gläubigen sind auch nicht alle Äußerungen des Papstes.
Aber es stimmt, dass man sich fragen kann, ob man katholisch ist, wenn man diese Meinung nicht vertritt - deshalb treten viele aus. Aber: vielleicht sind es ja nicht die Gläubigen, die sich irren, sondern die Lehre der Kirche? Das wäre ein Gedanke der Reformation. Wie auch immer: es ist schwierig, aber durchaus möglich, katholisch zu sein und mit einem gleichgeschlechtlichen Partner zusammen zu sein.

ist eine der aktuellen Segnungen homosexueller Paare durch katholische Priester denn "wirksam"? Würde sich der katholische Gott denn für den segnenden Priester entscheiden oder für den verbietenden Vatikan?

Ob sie wirksam ist, entscheidet Gott, nicht der Vatikan. Gott ist nicht katholisch.

Und das ausgelebte Homosexualität nicht Gottgewollt ist, darüber sind sich auch in den katholischen Reihen längst nicht alle einig. Es gibt einige Theologen, welche aufgrund der Bibel zu ganz anderen Schlüssen kommen.

https://www.katholisch.de/artikel/19245-an-keiner-stelle-verurteilt-die-bibel-homosexualitaet

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – mit Wissbegierde Religionspädagogik und Theologie studiert

Zalla55 
Beitragsersteller
 11.05.2021, 14:48
der katholische Gott

Ja, natürlich ist Gott nicht katholisch. Was ich meine: Gott, wie ihn die Römisch-Katholische Kirche definiert, dessen Wort sie ja nach eigener Ansicht verkündet.

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Man muss unterscheiden zwischen "Ehe", die ein Sakrament ist und an ganz bestimmte Bedingungen gebunden und der "Segnung", die für eine Verbindung zweier Menschen den Segen Gottes gibt.

Eine Ehe zwischen Homosexuellen ist nach katholischem Ehe-Verständnis nicht möglich und wird es auch nie werden. Kein katholischer Pfarrer kann einer Eheschliessung zwischen zwei Homosexuellen mit seiner Anwesenheit die Gültigkeit verleihen.

Was im Moment in der Katholischen Kirche sehr diskutiert wird ist, Homosexuelle Paare zu segnen. Ich persönlich würde das befürworten und aus theologischer Sicht ist das auch durchaus möglich. Die Schwierigkeit ist nur, dass die Katholische Kirche eine Weltkirche ist, und dass auch viele Länder der Welt dazugehören, die ein ganz anders Verständnis von Homosexualität haben (Bitte jetzt keinen Shitstorm deswegen; ich sage nur wie es ist.) Die Katholiken in diesen Ländern würden sich überfahren fühlen, wenn Rom offiziell die Segnung erlaubt und das würde die Kirche spalten. Deshalb überläßt es die Kirche den Priestern, wie sie in jedem konkreten Fall handeln.

Dieses Verhalten fällt unter die heute weitverbreitete Lust an der Empörung. Wer ein logisch denkender Mensch ist erkennt das sowohl die Bibel als auch der Historische Kontext seiner Entstehung (ob man jetzt Atheist ist oder nicht) Homosexualität ablehnt. Wenn man nun ein Homosexueller ist sollte man aus der Kirche austreten, oder dieser besser noch erst gar nicht beitreten, da es extrem widersprüchlich ist.

Zweite Sache, hier meine Persönliche Meinung: Da die Zugehörigkeit zu einer Religion optional ist, müssen sich Religionen auch nicht einer bestimmten Politik unterwerfen, wenn sie setzen würden, das man Brot nur an einem Dienstag ist der auf 3. des Monats fällt, dann wäre das in meinen Augen völlig legitim, da man sich die Religion ausgesucht hat.

Die katholische Kirche bestand schon immer aus verschiedenen Strömungen, die unterschiedliche Positionen vertreten.

ZB war  Papst Pius VI gegen die Menschenrechte und drohte mit Exkommunikation. Manchen katholischen Geistlichen war das aber Hupe:

 Papst Pius VI., der bereits die Erklärung der Menschenrechte als „gottlos“ bezeichnet hatte, verbot den Eid bei Strafe der Exkommunikation. Nur knapp die Hälfte der Geistlichen, hauptsächlich aus dem niederen Klerus, leistete daraufhin den Eid. Frankreich war fortan religiös gespalten,

https://de.wikipedia.org/wiki/Franz%C3%B6sische_Revolution