Warum werden stille Leute gemieden?

7 Antworten

Das ist (für dich) ein Teufelskreis. Eine Meinung, die laut rausgehauen wird, wirkt allein durch das sichere Auftreten des Spechers überzeugender. Was eine stillere Person sagt, klingt eher nach "vielleicht", auch wenn es sachlich richtiger ist. Außerdem wollen viele dem "Starken" gefallen, von ihm anerkannt und gefördert werden, was sie von einem Zurückhaltenden nicht erwarten. Deswegen reagieren sie positiver auf das, was ein Wortführer sagt.

Das wirkt sich natürlich auch auf die Sprecher aus: wem zugehört wird, der fühlt sich gut und sicher, er traut sich mehr, wird durch die Erfolgserlebnisse noch mehr von sich überzeugt. Und bei dem Stilleren ist es umgekehrt. Dadurch verstärkt sich der Mechanismus nur noch.

Mein Tip: Versuche nicht, in diesem verbalen Wettbewerb um die Rangordnung und Anerkennung mitzuhalten, wenn das nicht "dein Ding" ist. Besonders, wenn die in ihren Cliquen zusammenstehen.

Besinne dich auf deine Stärken. Auf das, waas du gern machst und was du gut kannst. Entwickle deine Liebhabereien, sei in deinen Interessengebieten aktiv. In Arbeitsgemeinschaften, Hobbygruppen, evtl auch in einem Verein. Dort findest du leichter Freunde, die deine Fähigkeiten wahrnehmen und dich deshalb zu schätzen wissen.

Gegenüber den anderen in der Klasse verhalte dich freundlich und hilfsbereit, ohne dich anzubiedern oder gar ausnutzen zu lassen. Mache deine zurückhaltende Art zu deiner Stärke: beobachte sie und sei unparteiisch. Gib nicht mehr von dir preis als nötig, ohne dabei bewusst verschlossen zu sein.

Sei ruhig etwas geheimnisvoll! Du ahnst nicht, wie faszinierend das auf andere wirkt, auch wenn sie das nicht offen zugeben! :-)


konfettismile 
Beitragsersteller
 25.01.2017, 17:39

Hey, in deiner Antwort kann ich meine Gedanken genau wiederfinden. :) Es stimmt also, dass offenere Leute es im Leben leichter haben werden (in Beziehungen, im Job). Die Ironie dabei ist, dass den Meisten es dann sowieso egal ist, wie Andere sie wahrnehmen. Ich kenne dich zwar nicht bzw weiß nicht welche Erfahrungen du hast, aber hast du denn einen Tipp, wie es einem leichter fallen wird, sich zu überwinden und Stück für Stück mehr aus sich herauszukommen? 

LG 

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Aleqasina  26.01.2017, 08:45
@konfettismile

Hi Konfettismile!
Du schreibst: "Die Ironie dabei ist, dass den Meisten es dann sowieso egal ist, wie Andere sie wahrnehmen."
Das glaube ich nicht so ganz. Selbst Leute, die gern im Mittelpunkt stehen, die jeden kennen und die auf Parties den brillianten Conférencier machen, fallen in ein tiefes Loch, wenn sie irgendwann nicht mehr beachtet werden. Dann werden sie entweder depressiv oder sie versuchen die Aufmerksamkeit durch Aufdringlichkeit und Aggressivität zu erzwingen. Donald Trump ist in dieser Hinsicht bereits jetzt eine tragische Figur.
Aber das sind jetzt akademische Gedankengänge, die dir nicht weiterhelfen. Du fragtest ja nach Tipps.

Also, du bist ein stiller, eher introvertierter Typ, aber nicht im eigentlichen Sinne schüchtern? (Wenn du schüchtern und ängstlich wärest, müsstest du klären, was dich dazu gemacht hat, welche entmutigenden Erlebnisse das ausgelöst haben.)

Zunächst: Versuche dich nicht zu verbiegen. Versuche nicht, jemand anders zu sein als du wirklich bist. Also nicht schauspielern und die Anderen nachzuahmen versuchen. Sei authentisch und ehrlich, auch in deinem Verhalten und wie du dich gibst.

Richte dein Augenmerk auf Situationen, in denen gruppendynamische Prozesse keine Rolle spielen und sich keiner vor anderen beweisen muss. Guck dir sympathische Menschen aus und versuche, mit ihnen allein ins Gespräch zu kommen. Am besten, wie oben schon gesagt, über gemeinsame Interessen. Aber es geht auch ganz direkt mit einem "komm doch mal auf einen Tee vorbei".

Im Zweiergespräch sind die meisten Menschen viel aufgeschlossener als in der Horde. Ich bin damit ganz gut gefahren. Nur musste ich erstmal Leute finden, die ähnlich ticken wie ich, und das war bei meinen Interessen nicht so einfach. Aber wenn das dann im kleinen Kreis klappt und man Wertschätzung erlebt, dann traut man sich auch sonst mehr.

Versuche es!

Nur Mut! :-)

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Vielleicht, da man sie nicht kennt. Ich habe in meiner Stufe selbst sehr zurückhaltende Schüler(ich selbst bin eher laut), aber ich gehe mitlerweile auf die ein, also ich spreche sie einfach an und unternehme dann was mit denen. Früher hab ich immer gedacht, dass das alles Streber sind und ich war vielleicht abgeschreckt, da ich vermutet habe, dass ich nichts mit denen anfangen kann. Wie soll man auh wissen wie eine Person ist wenn sie nichts sagt.

Zunächst einmal, lass Dich nicht verbiegen. Stille Menschen sind für viele sehr schwer zu taxieren ("stille Wasser gründen tief!"), weil sie nicht viel oder garnichts von sich preisgeben. Niemand trägt eine (seine) Gebrauchsanweisung auf der Stirn spazieren, was natürlich auch für (vor-)laute Mitmenschen gilt. Das Schweigen ist in vielen Fällen ansteckend. Und wenn -oberflächlich eingestellte Menschen- nicht wissen, wie man tickt, dann ziehen sie sich zurück, um einem eventuellen Stress/Streit zu entgehen.
Die Chance auf ein gutes Gespräch geben sie also nicht, weil sie nicht wirklich neugierig sind auf ihre Mitmenschen, da spielt Feigheit auch eine Rolle - die man aber einfach auf die ruhigen Mitmenschen abschiebt, weil man schnell ist mit seinen (Vor-)Urteilen.

Hallo,

da spielt auch unsere Evolution eine große Rolle.

Früher gab es immer ein "Alphatier" oder einen Anführer in der Gruppe; der hat immer alles rausgeplappert und Anweisungen gegeben - jeder hat der Person zugehört.

Das ist mit ein Faktor bis heute, dass die Menschen die offen sind und immer viel reden/auf die Menschen zugehen mehr Aufmerksamkeit geschenkt bekommen.

Grüße

JayJaylibro 

Tja dem Lauten hören sie auch lieber zu. Die haben auch lieber ein grosses Haus als ein kleines. Lass dir deinen Wert nicht von denen geben, denn die haben eine andere Ansicht als du.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich, der Mensch, ein Rätsel