Warum werden Bengalkatzen nur reinerbig gepaart?

6 Antworten

Das machen Züchte fast immer.

Hallo Gedankenbuch

Du musst beim Ursprung Anfangen, das ist ein bisschen Kompliziert zu erklären, da eben Zucht auch ganz extrem Umfangreich ist und immer auch einen bestimmten Zweck erfüllt und erfüllen muss. Oberste Regel, ist natürlich der Erhalt einer Rasse, die Reinrassigkeit.

Als aller erstes: Bengalen stehen in vielen Ländern inzwischen unter Naturschutz !

Die Bengal, wie wir sie heute kennen, gibt es noch gar nicht so lange. Erst seit 1963 ist die Bengal Zucht anerkannt. Sie wurde gezüchtet, um ihr Aussterben zu verhindern.

Die Bengal, oder auch Bengalsesen oder Bengalkatze, entstand, da die Kalifornische Genetikerin Mrs. Jean Mill, die wilde Asiatische Leopardenkatzen mit einer Kurzhaar-Hauskatze kreuzte. Mrs. Mill strab leider am 06. Juni 2018, im Alter von stolzen 92 Jahren, in Kalifornien. Aber sie Hinterläßt eine Grandiose Arbeit.

Sie kreuzte also wilde Bengalen mit einer schwarzen Hauskatze und Zusätzlich, für vielfältigere Farbvarianten, auch Burmesen und Siamkatzen mit ein. Seit 1963 Züchtete Mrs. Mill unter der Cattery Millwood Bengals.

Aber, es ist eben eine WILDkatze, auch als Hybridkatze bezeichnet. Die Verpaarung von Wild- und Haustieren ist in vielerlei Hinsicht problematisch.

Mrs. Mill stellte eine Weile ihre Zucht ein und als sie in den 70er wider damit begann, entstanden die ersten Probleme. Aus der F1 (Foundation 1 = 1. Generation nach der Wildkreuzung) waren bzw. sind alle Kater steril, also unfruchtbar geboren worden. Die F2 Genartion hat somit einen Hauskater als Vater, heute meistens ein domestizierter Bengal. Das heißt, man hat somit auch das Wilde aus der Katze gezüchtet.

Man Unterscheidet also nach Generationen:

F1 = 1. Folgegeneration

F2 = 2. Folgegeneration

F3 = 3. Folgegeneration

F4 = SBT (Studbook Tradition) Bengalen ab der 4. Generation, sind für Ausstellungen zugelassen und werden als domestiziert angesehen.

Somit haben F1 bis F3 also noch sehr viel von ihren wilden Vorfahren. Und ja, auch diese wilden Bengalen werden noch gezüchtet und als Haustier gehalten. Diese Bengalen unterliegen allerdings der Meldepflicht, müssen somit genehmigt werden und man erhält Auflagen wie z.B. ein großzügig, eingezäunter Garten, oder ein großes Freigehege. Bengalen brauchen viel Auslauf und Klettermöglichkeiten ! Ebenso solltest du eine tierärztliche Versorgung gewährleisten können, da nicht jeder TA auf solche Exoten Ausgebildet ist. Und auch beim Futter gibt es gewisse Voraussetzungen. Du kannst Bengalen nicht einfach Aldifutter hin stellen. Die haben einen hohen Anspruch was das Futter betrifft. Sagt die BARF etwas ?

Bengalen F4, wie man sie seit 1985 kennt, haben zwar auch einen hohen Haltungsanspruch, aber die sind domestizierte Hauskatzen.

Wenn da Vermehrer nun völlig ohne Plan, Verantwortungslos und Sinnlos einfach mal einen Bengalen mit einer X-beliebigen Rasse verpaaren, bringt das sicher Probleme mit sich und der Bengal ist auch dann nicht mehr Reinrassig. Denn so wie man die Bengal seit 1985 züchtet, ist sie perfekt und da hat kein Perser, kein Maine Coon, kein Norweger oder sonst was drin zu suchen.

Alles Gute

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Tierschutz/Pflegestelle & habe seit über 40 Jahren Katzen

Ein verantwortungsvoller Züchter züchtet eben "seine" Rasse - und keine Mischlinge!

Ein solcher Züchter züchtet nach dem entsprechenden Rassestandard und nur mit entsprechend untersuchten und für zuchtfähig befundenen Tieren. Da haben andere Rassen nichts bei zu suchen.

Und was willst du über Mischlinge herausfinden? Da ist jede Katze ganz individuell - da kann es keine gesicherten rassetypischen Eigenschaften geben.


Gedankenbuch 
Beitragsersteller
 24.07.2019, 16:11

Die eigentliche Frage ist ja: Ist es gefährlich für die Bengalkatze, mit einer Perserkatze gepaart zu werden? Gibt es eventuell dadurch mehr Krankheiten, oder warum tut man das nicht?

dsupper  24.07.2019, 17:08
@Gedankenbuch

Bei einer richtigen Zucht werden die Zuchttiere entsprechend den Bestimmungen auch z.B. auf Erberkrankungen untersucht. Nur gesunde Tiere, die dem Rassestandard entsprechen, werden zuchtfähig erklärt. So hat man die größtmögliche Sicherheit auf gesunden Nachwuchs.

Wer einfach irgendwelche Tiere miteinander verpaart - ohne zu züchten - der spart sich all diese Untersuchungen, denn die sind teuer und aufwändig. Außerdem kennt man ja auch die Eltern und Großeltern etc. nicht und kann also gar nicht wissen, welche Erbkrankheiten da schlummern.

Ja - und dann sind solche Mischlinge viel höher gefährdet, irgendwelche Erkrankungen zu bekommen. Zumal ein Vermehrer, der solche Mischlinge produziert, sicher nicht über das Wissen und die ERfahrung eines Züchters verfügt und daher die Aufzucht der Kitten eher sehr mangelhaft erfolgen wird.

Da so ein Vermehrer das macht um Geld zu verdienen, wird er nur so wenig Geld wie irgend möglich in die Aufzucht stecken. Bedeutet: wenig qualitatives Futter, möglichst keine Tierarztbesuche etc. pp.

NaniW  24.07.2019, 18:12
@dsupper

Toll erklärt.

Und ich möchte noch hin zu fügen:

Die Perserkatze selbst, bringt ja auch je nach Zucht (oder Vermehrer) schon genug eigene Probleme mit sich. Ich denke da z.B. an die nicht vorhandenen bzw. eingedrückte Nase, Typisch bei Perser.

Perser mit Peke-Face (Pekinesengesicht):

Die Brachyzephalie (Kurzköpfigkeit) bei Katzen, ist eine krankhafte Schädeldeformation. Diese bringt schwerste gesundheitliche Beeinträchtigungen mit sich. Es ist eine Qualzucht und man sollte Züchter nicht unterstützen, die mit diesem schwerwiegenden Gendefekt züchten.

Brachykephalie (Kurz-Breit-Köpfigkeit) ist eine pathologische Störung und beinhaltet diverse gesundheitliche Störungen:

  • ständig tränende Augen durch fehlende, verknickte oder stark verkürzte Tränenkanäle
  • entzündete Zahnwurzeln
  • Entzündungen im Kiefer
  • entzündete Augen
  • verschmutze Nase
  • Atemprobleme, zu kleine Atemwege, dauernde Atemnot, Röcheln
  • Herzprobleme
  • Bewegungsunlust
  • Kieferfehlstellung
  • Speichelfluss
  • Totgeburten, Kaiserschnitte weitere Gebärprobleme durch die Schädeldeformierung verursacht

um nur mal ein paar zu nennen.

Und einen Perser, dann in eine tolle Rasse wie Bengal, einfach mal ohne jegliche Ahnung von Zucht und Genetik und ohne Verstand, völlig Sinnlos einzukreuzen, ist Verantwortungslos und die Tiere sind dabei IMMER die Leidtragenden.

Alles Gute

LG

dsupper  24.07.2019, 18:20
@NaniW

vielen Dank für deine weiteren ausführlichen Erklärungen!

Bei der Zucht geht es um den Erhalt einer Rasse mit bestimmten Merkmalen. Wenn man diese Rasse nun mit anderen Rassen kreuzt, verfehlt man das Ziel - der Rassenerhalt wird somit nicht gesichert, da diese Mischlinge eben nicht den Rassestandarts entsprechen.

Wiso sollte ein Züchter viel Geld verschenken in dem er einen Wurf Mischlinge produziert welche nicht mal die Hälfte des Preises bringen welche er mit reinrassigen Tieren erzielt?