Warum war die Uhraufführung der Oper Carmen in Paris ein Flop?

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Das lässt sich googeln:

"Dabei war die Uraufführung 1875 in Paris eher ein Flop. Zu unabhängig erschien dem Publikum damals die charakterstarke Carmen als frühemanzipierte Arbeiterin einer Zigarettenfabrik, zu fremd die Zigeuner-Welt, die die Librettisten Henri Meilhac and Ludovic Halévy nach einer Novelle des Schriftstellers Prosper Mérimée geschaffen hatten.

Doch dann setzte sich das Werk durch und gehört heute zu den sicheren Posten jeder Opernbühne. Es gibt Carmen-Filme, ein Carmen-Ballett, ein Carmen-Theaterstück und sogar eine Carmen-Parodie von Charlie Chaplin. Von Maria Callas bis Elina Garanca - die Titelpartie ist von jeder Diva begehrt."

https://www.nmz.de/online/oper-in-cinemascope-arte-bringt-carmen-aus-der-arena-di-verona#:~:text=Ob%20die%20Habanera%2C%20die%20Seguidilla,in%20Paris%20eher%20ein%20Flop.

"Mit Georges Bizets „Carmen“ machen die Bregenzer Festspiele heuer eine der bekanntesten und meistgespielten Opern der Welt zum Spiel auf dem See. Der weltweite Triumphzug des Werks war nicht selbstverständlich: Zu Beginn fiel „Carmen“ bei Kritik und Publikum durch. Auf dem Weg zum Weltruhm spielte auch die Wiener Staatsoper eine entscheidende Rolle.

Schlechter hätte die Premiere kaum verlaufen können. Je länger die „Carmen“-Aufführung an diesem 3. März 1875 aber dauerte, umso kühler reagierte das Publikum. Am Ende war klar: Der junge Georges Bizet, zum Zeitpunkt der Uraufführung erst 36 Jahre alt, hatte die biederen Premierengäste in der Opera-Comique in Paris überfordert: zu schonungslos seine Darstellung von Gewalt, zu moralisch ambivalent seine Hauptfiguren."

https://newsv2.orf.at/bregenzerfestspiele17/stories/2398685/


Mia181 
Beitragsersteller
 28.04.2021, 16:50

Danke

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Die Rolle der Carmen wurde für die Entstehungsgeschichte entscheidend. Die Persönlichkeit dieser Figur war dazumal einzigartig: eine unbezähmbare Frau, erotisch, temperamentvoll und dazu noch eine Fabrikarbeiterin. Darüber hinaus vulgär und rebellisch statt romantisch und geduldig. Kurz: das exakte Gegenteil, was man vom Verhalten einer Frau im späten 19. Jahrhundert erwartete. An ihr entzündete sich im Vorfeld der Uraufführung eine hitzige Debatte. Als die Theaterleiter realisierten, was für ein «Monster» auf sie zukam, versuchten sie die den Verlauf der Dinge zu verändern. Aber es war zu spät. Selbst die geplante Hauptdarstellerin weigerte sich die Rolle zu singen. In der Person von Célestine Galli-Marié konnte kurzfristig ein geeigneter Ersatz gefunden werden. Die Wahl der Sängerin war und ist für den Erfolg entscheidend. Die Rolle ist sehr anspruchsvoll, sie erfordert eine erotische Ausstrahlung, grosse Singkunst, verführerische Tanzkunst und schauspielerische Fähigkeiten. Galli-Marié machte es Bizet nicht einfach, er muss für sie die Auftrittsarie 13-mal verändern.

War die Entstehungsgeschichte nur schon wegen der Rolle der Carmen schwierig, kamen auch noch große Probleme mit dem Chor hinzu. Bizet erwartete vom Chor szenische Präsenz, doch er beklagte, dass die Chorsänger nicht viel mehr gewohnt waren als zu singen und herumzustehen. Trotz den mehr als hundert Proben musste Bizet einige Passagen streichen, um eine geordnete Durchführung der ersten Aufführungen sicherzustellen. Die Uraufführung erfolgte im März 1875. Der erste Akt wurde freundlich aufgenommen. Doch je länger das Werk dauerte, umso frostiger wurde die Atmosphäre im großen Saal der Opéra Comique. Es war zu viel für das konservative Publikum. Ein Kritiker schrieb über die Hauptdarstellerin: «Zu sehen, wie sie mit den Hüften schaukelte, wie ein Stutenfohlen auf einem Zuchtgestüt in Cordoba – quelle vérité, mais quel scandale» (Abbate/Parker, «eine Geschichte der Oper»). Auch die New York Times schrieb eine vernichtende Kritik: «Als Kunstwerk ist diese Oper absolut nichtig». Einzig Tschaikowsky schrieb nach Hause: «Und wie herrlich ist dieser Opernstoff! Ich bin überzeugt, dass Carmen in zehn Jahren die populärste Oper der ganzen Welt sein wird.»

aus: https://opera-inside.com/carmen-von-georges-bizet/?lang=de

lg