Warum verstehen viele nicht, das wir Therians nicht gestört sind?

10 Antworten

Dass das Wort "gestört" verwendet wird, kann ich schon mal gar nicht verstehen.

Denn klar, können psychische Ursachen dafür bestehen (ich gehe gleich noch näher darauf ein), aber ich sehe keinerlei destruktive Muster, die Anderen schaden. Man kann maximal sich selbst schaden, wenn man zu intensiv der Realität entkommen will. Nur in dem Punkt läge ein pathologisch-relevanter Faktor vor. Aber man kann davon ausgehen, dass Jemandem, der mit Genuss abwerten muss, genau "dieser" Part für den er mehr Empathie als Impulsivität bräuchte, komplett gleichgültig ist. Schließlich ist der Grund zur Wertung und die bloße Absicht rein ego-getriggert.

Und: Genau darin, etwas bereits aus einem Mangel an "Verstehen" als "gestört" zu bezeichnen und zum persönlichen Kompensieren eigener Komplexe und Frust, ist wiederum tatsächlich ein destruktives und toxisches Muster zu erkennen. Sozusagen ein generelles im Außen durch Abwerten zu kompensieren. Und eine gewisse übergriffige Impulsivität.

...Es ist dabei irrelevant, was "anders" ist, oder mehr auffällt. Es geht rein um die Motive. Um ob diese gezielt und bewusst im Außen Schaden anrichten.

Gefährlich ist nämlich nicht, wie Jemand fühlt, oder dass er sich mit subtileren Wesen identifiziert, sondern gefährlich ist, wenn Jemand impulsiv ist. Ihm also genau diese relevante Grenze zwischen fühlen; denken und reagieren fehlt.

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Und nun direkt zum Therianismus:

Ich denke dass nicht in allen Fällen eine Psychose dafür verantwortlich ist. Aber es "kann". ...Ähnlich z.B. wie bei einer religiösen Psychose (die aber weitaus häufiger ist) oder einer esoterischen Psychose.

Ich kannte mal Jemanden, der sich für eine Katze hielt. Und dies war einer der wenigen Fälle, in denen sicher auch eine Psychose vorlag. Allerdings hauptsächlich eine narzisstische Psychose. Denn der Mensch hatte zusätzlich Tendenzen zum Größenwahn; bezeichnete sich selbst auch als König; bezeichnete Deutschland mit einem Gefühl von persönlicher Grandiosität als "römisches Reich" (Man muss dazu sagen, um seine Selbstaufwertungstaktik verständlicher zu machen: Er war Italiener.) und steckte viel Geld in Ahnen-Recherchen, weil er besessen von dem Gedanken war, dass er berühmte Vorfahren haben muss. (Das ist nun nur ein kurzer Auszug.). Man kann die Tatsache, dass er sich für ein Tier hielt, in diesem Fall also nicht einzeln betrachten.

Bei'm gewöhnlichen Therianismus ist dagegen wahrscheinlicher, dass es sich um eine Art "Eskapismus" handelt. Und ziemlich wahrscheinlich eine Art unterbewusst getriggerter traumabedingter/posttaumatischer Eskapismus. Auch bekannt als "Dissoziation".

Dissoziation gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen. Auch Prokrastination kann bereits eine Form von Dissoziation sein. Eine Art emotionale "Abspaltung" von etwas das negativ ist, oder auch eine Art Verdrängungstaktik.

Dissoziation ist also nicht immer störungsrelevant.

Bei einer Form der Abspaltung und Verdrängung, wie sie aber bei'm Therianismus der Fall ist, ist es am wahrscheinlichsten, dass man sich eben durch extreme emotionale Einschnitte vom "Mensch sein" abspalten will. Das heißt: Man hat mit seiner eigenen Art so traumatische Erfahrungen gemacht (Gewalt; Unterdrückung; Missbrauch; in schwierigen bis gefährlichen Situationen zurückgelassen werden; bis hin zum "verwahrlosen lassen" in der Kindheit; emotionaler Kälte im Umfeld, oder nur negative Formen von Aufmerksamkeit u.v.m...), dass man sich damit nicht mehr identifizieren kann, oder will.

Sozusagen handelt es sich dabei am ehesten um eine Flucht in etwas Positives, um traumatische Erfahrungen nicht mehr zu spüren. Und das radikale Gegenteil dessen sein zu wollen, was Einen selbst traumatisiert hat.

Viele Menschen nehmen Tiere als etwas emotional besonders "Reines" wahr. Und das kommt nicht von Ungefähr. Umso mehr, wenn sie viel Enttäuschung durch Menschen erlebt haben. Und insbesondere auch Furcht. Denn durch seine Art zu denken ist der Mensch durchaus das unberechenbarste Tier von Allen.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass bei'm Therianismus nicht der Betroffene toxische Tendenzen hat, da er die Selbstflucht in Positiveres ja generell vorzieht. Und damit auch destruktives Verhalten durch seine Erfahrung radikal ablehnt. Aber dass er dagegen ziemlich wahrscheinlich in einem toxischen und therapiewürdigen Umfeld aufgewachsen ist, das nach "Wir behandeln die Falschen"-Prinzip nach außen und destruktiv kompensiert, anstatt negative Emotionen nicht spüren oder impulsiv ausleben zu wollen.

Wirklich schädlich wäre nur, wenn man (wie in dem einen von mir geschilderten Fall) generell eine Art von Grandiosität spüren oder suchen würde, anstatt wie in den meisten Fällen eine Art Abspaltung von negativen Gefühlen und Verhaltensweisen.

(Was übrigens auch bei den beiden oben erwähnten Beispielen "religiöse Psychose" und "espterische Paychose" der Fall sein kann. Es kann ebenfalls eine Art von Selbsschutz-Mechanismus sein. Gefährlich wird es erst ab einem Gefühl von Grandiosität und einem gewissen "sich auserwählt fühlen". Da es sich ab da nicht mehr um Selbstschutz und Dissoziation handelt, sondern zur Folge hat, seinem Ego und Impulsivität keine Geenzen zu setzen. Eine Positiv-Flucht als Traumafolge lehnt so etwas aber für sich in der Regel ab. Weil man sich da radikal für den entgegengesetzten Weg entscheidet, anstatt den, der traumatisiert hat.)

Zusatz:

Ich selbst tendiere nicht zum Therianismus. Aber ich kann es ähnlich nachvollziehen, wie wenn man andere Formen der Positivflucht anwendet und warum man sich eher zur Tierwelt hingezogen fühlt. Denn die Ebene des Fühlens und der Kommunikation ist sehr viel feinsinniger und auf wetaus empathischerer Ebene. Und wie gesagt, ist der Mensch tatsächlich das unberechenbarste und Ich-bezogenste Tier. Das Tier wiederum sehr viel sozialer und nicht von Größenwahn geprägt.

Und ich habe weitaus mehr Verständnis für Menschen, die sich aus dem ein- oder anderen Grund vom Menschsein abspalten wollen, als für toxische "Man wird ja wohl die ~Wahrheit~ sagen dürfen"-Menschen, die eigentlich meinen, dass man doch eigentlich jede destruktive und böse Meinung im Außen abladen darf, damit das Außen sich stellvertretend lang- oder kurzfristig für das eigene permanent selbstverschuldet-frustrierende Ego schlecht fühlen soll. Wenn man so ist, hat man im Außen schlichtweg nichts zu befürchten außer die Furcht, sich mal selbst zu begegnen.

Eine Positiv-Macke ist also keine wirkliche Macke.

Nur Destruktives; Impulsives und überboardende Egos, sind tatsächlich ein Problem.:-)


EvaRiddle 
Beitragsersteller
 02.09.2024, 18:22

Das war viel zu lesen, aber danke

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Weil das eben wieder so ein Ding ist für Kinder mit ihren Identitäsproblemen und man als erwachsener Mensch eben solche Trends kommen und gehen sieht.

Weil es viele gibt die es nicht verstehen oder die leute lange weile haben.

Ich mein wir schaden niemnaden, wir bellen nicht oder kratzen menschen.

Nur wenn jemand anfängt wirklich zur glauben ein Tier zu sein oder sich erntzhaft schadet sollte man wirklich über Therapie nachdenken.

LG

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bin ein Therian 🐾🌲🍂

Weil das Konzept, das dahinter steht, nicht ins anerkannte Weltbild paßt. Die Reinkarnation wurde nicht umsonst im - ich meine 6-ten JH - aus dem christlichen Glauben entfernt. Aus politischen Gründen. Aber Reinkarnation dürfte der häufigste Grund für die meisten OtherKin-Typen sein. D.h. Therians rütteln - alleine durch ihre Existenz - am etablierten Weltbild "Nach dem Tod kommt nix mehr.".

Und selbst abseits der Reinkarnation - zBsp. Walk-Ins - rütteln an dem Dogma, daß Bewußtsein ausschließlich durch Hirnaktivität entsteht.

Mich hat mein erstes Erwachen auch aus meinem etablierten (christlichen) GlaubensSystem herausgeschüttelt. Aber das ging noch vergleichsweise glimpflich ab. Der Alien, der da "hoch kam" hatte auch gleich den notwendigen Verstand mit installiert (und mich in die MINT-Richtung geschubst). Das Glück hat nicht jeder...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – selber betroffen

Sanni295  09.09.2024, 11:00

Vorausgesetzt es gibt diese Reinkarnationstheorie, ergibt es trotzdem keinen Sinn. Man wäre ja dann auch als Tier wiedergeboren und nicht als Mensch! Deswegen ist natürlich auch so etwas total unsinnig.

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Rlohdaen  09.09.2024, 11:36
@Sanni295

Auch Menschen sind nur Tiere. Sie halten sich nur für was Besseres, d.h. das ist subjektive Perspektive / GlaubensSystem. Die "Leiter" geht sowohl nach unten wie oben (und darüber hinaus...) weiter.
Es ist gut, daß Reinkarnation "nur eine Theorie" ist. Sonst würde der Staat u.U. die damit verbundenen Migrationsbewegungen mitbekommen. Bei den Vollpfosten wäre das katastrophal.

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Sanni295  09.09.2024, 11:45
@Rlohdaen

Menschen haben ein höhere geistige Entwicklung gegenüber dem Tier. Der Geist ist ja dem mentalem zuzuordnen. Es würde deswegen schon evolutionstechnisch keinen Sinn machen. Wir stammen ja wie jedes Tier auch von einem Einzeller woraus eine Weiterentwicklung stattgefunden hat.

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Rlohdaen  09.09.2024, 15:03
@Sanni295

Menschen sind - im Durchschnitt - weiter als die meisten Tiere. Aber manche liegen auch deutlich darunter. Die Verteilungen sind breit und überlappend. Abgesehen davon - eine tierische Inkarnation ermöglicht auch eine - passive - Adaption für "Leute von auswärts". Die Realität is nunmal komplex. Und der irdische Mensch nur ein Zwischenschritt in der Entwicklung.

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NeleYolo  07.09.2024, 12:16

wow richtig gut erklärt

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Aus Sicht der meisten Leute lebt ihr Therians halt in einer Fantasiewelt. Das mag für Kinder normal sein - wobei Kinder meist den Eindruck machen, dass ihnen bewusst ist, dass sie nur Katze spielen und keine Katze sind.

Aber ab einem gewissen Alter ist es halt nicht mehr normal, vorallem wenn man sich dann auch noch hinstellt und behauptet auf irgendeine Art und Weise tatsächlich ein Tier zu sein. Das klingt halt nach der klassischen Identitätskriese der Pubertät - durch die viele durch mussten - gepaart mit ein bisschen Esoterik und passend zum Zeitgeist befeuert durch TikTok.