Warum und wie entstand der Glaube an Hexen und glauben auch heute noch Menschen an Hexen?

10 Antworten

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  1. Die meisten Hexenverfolgung fanden nicht im Mittelalter statt, sondern erst in der Frühneuzeit. Am schlimmsten war die 1. Hälfte des 17. Jahrhunderts.
  2. Der Glaube an Hexen ist keinesfalls eine Erfindung der kath. Kirche. Sie ist ein Überbleibsel aus dem Germanentum. Die Germanen glaubten an Hexen und verbrannten sie. Trotz der Christialisierung konnte man den Glauben an Hexen den Leuten nicht austreiben. Zunächst verbot die kath. Kirche den Glauben an Hexen. Wer an Hexen glaubt, begeht eine Sünde und wurde bestraft. Als die Kreuzzüge zum erliegen kamen, brauchte die kath. Kirche eine neue Einnahmequelle und so änderte sie ihre Meinung. Nun war der Glaube an Hexen ausdrücklich erlaubt und wer das Gegenteil behauptet, ist selbst eine Hexe. Nun beteiligte sich die Kirche für ca. 400 Jahre an der Hexenverfolgung. Dadurch verbreitete sich dieser Brauch, Menschen als Hexen zu verbrennen in ganz Europa, wobei es im deutschsprachigem Raum am schlimmsten war. Da entstand ja schließlich dieser Irrglaube. Allerdings war es auch die kath. Kirche, die das Ende der Hexenverfolgung einleitete. Der Mönch Friedrich Speh (Schreibweise weis ich jetzt nicht) läutete das Ende der Hexenverfolgung ein. Seine Aufgabe war es, den vermeintlichen Hexen die letzte Beichte abzunehmen und sie auf den Scheiterhaufen zu begleiten. Er schrieb "verurteilt waren sie alle. Schuldig war keine. Man möge jemanden ein Verbrechen vorwerfen, dass er nicht begangen hat. Unter Folter und Schmerzen möge man mir jemanden zeigen, der nicht gesteht". Er hatte aber Angst um sein Leben und traute sich nicht, den Brief zu veröffentlichen. Darauf hin hat ein Freund diesen Brief anonymisiert und im Umlauf gebracht. Es dauerte aber noch ca. 100 Jahre bis dieser Wahnsinn dann ein Ende nahm.

Epson102  15.04.2024, 22:48

Punkt 1 stimmt.

Zu Punkt 2: Die Hexe ist in der Tat ein Übrigbleibsel des Germanentums. Allerdings nicht so wie Sie das darstellen. Unsere Vorfahren also die alten Germanen, verbrannten keine Hexen, das stimmt schon mal nicht. Das ging vereinzelt erst nach der Christianisierung los. Im Germanentum waren die weisen Frauen, die Seherinnen und Priesterinnen, die Völven und die Magiekundigen, auch männliche, spirituelle Führer, hoch angesehen und fester Bestandteil der Kultur. Schließlich waren diese auch Kräuterkundig und wurden auch für medizinische Angelegenheiten zur Rate gezogen, gaben aber auch Unterstützung in kriegerischen Angelegenheiten. Die Kirche verbot später die alten Bräuche, jedoch hat es das Christentum nie geschafft, die alten Bräuche auszumerzen. Zum Beispiel in den Kräuterfrauen des Mittelalters, hat sich das alte Wissen bzw. haben sich die alten Bräuche erhalten. Aber auch das praktizieren von magischen Ritualen und Zusammenkünfte von heidnischen Gruppen mit ritualisierten Durchführungen, konnte das Christentum nicht verhindern. Es entstanden sozusagen Subkulturen im Untergrund, neben dem Christentum, mal geduldet, mal verfolgt. Das Wort "Hexe" entstand so, hier ein Auszug aus Wikipedia:

"Das Wort Hexe (zu mhd. hecsehesseahd. hagzissahagazussa) leitet sich vom althochdeutschen hag (Zaun, Hecke) ab; die genaue Bedeutung des Wortes ist ungeklärt, jedoch wird es häufig mit „Zaunreiter“ übersetzt."

Althochdeutsch wurde zwischen 750 und 1050 n.Chr. gesprochen. Man hatte alles Mögliche versucht um die Konkurrenz die man in diesen Subkulturen sah und die man nicht wollte, von christlicher Seite her zu diffamieren und als düster und böse, als mit dem Teufel im Bunde, darzustellen und so gelang es auch in die Köpfe der Menschen, so daß man bestimmten Menschen alles mögliche Böse und Schlechte andichtete und sich irgendwelche Horrorvorstellungen von diesen ausmalte. Einiges was man ihnen nächste, entstand auch durch Ausschmückung von Beobachtetem und falscher Weitergabe. Zum Beispiel das Gerücht daß Hexen auf Besen reiten würden, entstand dadurch daß es ein Ritual gibt, bei dem auf einem Stock über ein Feld gesprungen wird, um es fruchtbar zu machen, außerdem dadurch daß für Trancezustände Bilsenkraut gekocht und mit einem Rührstab zwischen den Beinen bewegt wurde und die aufsteigenden Dämpfe könnten Halluzinationen wie Fluggefühle auslösen. Es stimmt daß die Hexenverfolgung erst im ausgehenden Spätmittelalter und der Renaissance ihre Hochzeit hatte, siehe der päpstliche Erlass, die "Hexenbulle", Heinrich Kramer usw. In sagen und Legenden verankerte sich das Bild von der bösen Hexe und was diese alles tun würde und in Grimms Märchen z.B. schlugen diese sich nieder. Naturspirituelle Gruppen, welche Magie, Rituale und Zusammenkünfte praktizierten, übernahmen die Bezeichnung "Hexe" irgendwann für sich selbst. Nachdem in Großbrittannien 1951 das Verbot der Hexerei fiel, gründete sich dort die Hexenreligion "Wicca". Während der 60er Jahre und den dazugehörigen Protestbewegungen, welche starken Zulauf an esoterischen Strömungen aufwies, vereinnahmte der Feminismus den Hexenbegriff für sich. Heute gibt es im Hexentum zahlreiche Bewegungen, sowohl in Zirkeln oder auch Coven organisiert, als auch individuell und einzeln praktizierende und nach freiem Glauben zusammengestellt, von links bis rechts, von hell bis dunkel, alles ist dabei.

Ich bin selbst übrigens eine Hexe.

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Wenn du von den Weisen Frauen, die der Kräuterkunde, medizinischen Grundwissens und hebamischen Fähigkeiten mächtig sind, die im Mittelalter verfolgt wurden, weil sie nicht im Sinne der Kirche handelten, redest, dann ist es recht einfach zu erklären. Im Mittelalter waren die Vertreter der Kirche, nicht Mönche oder Nonnen, mit dem allgemeinen medizinischen Grundwissen nicht vertraut und hatten null Ahnung von Frauen und sie ausser als Mätressen, (was zwar eigentlich verboten war, aber dennoch Geduldet) als nicht würdig sahen. Die sog. Hexen waren dagegen damit vertraut, sowohl Kräutermedizin als auch, weil selbst welche, mit Problemen von Frauen vor, während und nach Schwangerschaften. Und in einigen Fällen haben sie auch Kinder und deren Mutter bei der Geburt gerettet, was die Kirche als Wider die Natur sah und auch weil die Dorfbewohner eher zu der Kräuterfrau gingen als zur (Sonntags)messe. Daher setzten sie das Gerücht von Hexen in Die Welt... und leichtgläubig wie die Menschen nunmal im Mittelalter waren, nahmen sie das für bare Münze und haben unter anderem die Kräuterfrauen verpfiffen.

Und heutzutage ist der Glaube an die Kräuterkundigen weisen Frauen wieder im kommen. An Hexen wie Klein-Erna sie sich vorstellt, "glauben" vor allem Harry Potter Fans


Bluesky1974  29.09.2020, 08:00

Das sind alles Mythen.

  1. Die Hexenverfolgungen fanden nur sehr selten im Mittelalter statt. Es war ein Problem der Neuzeit.
  2. Es traf nicht nur Hebammen und Kräuterfrauen. Es konnte JEDEN treffen. Wenn es nur diese Berufsgruppen getroffen hätten, denke ich, wäre niemand so verrückt gewesen und hätte diese Berufe ergriffen. 25 % der Opfer waren Männer. Anfangs verfolgte man Männer sogar mehr als Frauen. Erst nach dem "Hexenhammer" drehte sich das Blatt. Man brauchte nur jemanden nicht leiden. Dann musste man nur anonym einen Brief in den Briefkasten des Pfarrers werfen und das Schicksal war besiegelt. Allerdings wurde dieses Verhalten oft ein "Rohrkrepierer", denn die Leute waren nicht dumm und konnten sich denken, wer sie verpfiffen hat. Als Rache wurden dann die Denuzanten oft selbst vom Opfer angeklagt und landeten selbst auf dem Scheiterhaufen. Erstaunlich ist, dass es keinen einzigen Ort gibt, wo zweimal eine Hexenverfolgung stattgefunden hat. Jeder Ort, wo eine Hexenverfolgung durchgeführt wurde, hatte danach genug und es gab keine Wiederholung.
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Schlauschwein77  29.09.2020, 09:50
@Bluesky1974

Es war eher im Mittelalter als in der Renaissance, vielleicht im Übergang, als die Kirchenfürsten ihre Felle da in schwimmen sahen, um 1775 fand der letzte inquisitorische Hexenprozess mit Todesurteil statt.

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Bluesky1974  29.09.2020, 20:35
@Schlauschwein77

Definitiv in der Frühneuzeit, vor allem in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Bis ins 13. Jahrhundert hat die kath. Kirche die Hexenverfolgung sogar verboten. Erst später änderte sich das und ist in der Frühneuzeit mit Eintreten der kleinen Eiszeit und dem verschlimmerten Lebensumständen eskaliert. Das kannst du gerne ergoogeln, es steht sehr viel darüber im Internet.

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Es gibt in den Wäldern von Deutschland und anderen Ländern wirksame Pflanzen die aber giftig sind. Ein Verzehr dieser pflanzen hatte zum Teil schmerzlindernde Wirkung oder hat andere Beschwerden gelindert. Allerdings schwankte der Wirkstoffgehalt von pflanze zu pflanze hart. Es passierte nicht selten das eine Überdosierung der Fall war. Manchmal starben die Menschen und manchmal bekamen sie Halluzinationen. So waren diese Kräuterfrauen oft als hexen verpönt


Bluesky1974  29.09.2020, 08:05

Sie waren auch als Hexen verpönt, aber nicht nur. Es konnte wirklich alles und jeden treffen, egal ob Frau oder Mann. 25 % der Opfer waren Männer. Es reichte in der Frühneuzeit völlig aus, Halluzinationen zu bekommen, indem man einfach nur Brot gegessen hat. Wegen der kleinen Eiszeit gab es Hungersnöte und so streckte man das Brot. Diese Zutaten lösten Halluzinationen aus und so glaubte mancher Mensch, eine Hexe oder ein Hexer zu sein.

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Die Hochzeit der Hexenverbrennungen war die frühe Neuzeit, nicht das Mittelalter.
Der Wiki-Artikel fasst das sehr gut zusammen.
Für tiefergehende Informationen kann man sich in in die angegebenen Quellen einlesen. Das Thema Hexenverfolgung ist ziemlich gut Dokumentiert. Eventuell lohnt sich auch ein Besuch Deiner örtlichen Uni Bibliothek.

  1. Zunächst kann die Etymologie des Wortes untersucht werden. Hier erhält man Informationen über die Vorstellungen zu einer Zeit, als die etymologische Motivation noch lebendig war, grob geschätzt bis spätestens 1000 n. Chr. Diese Erkenntnis darf auch maximal für das Westgermanische verwendet werden. Zudem können andere Hexenbezeichnungen in den jeweiligen Sprachen und jeweiligem Kontext analysiert und dann zu einem Vergleich herangezogen werden.
  2. Eine zweite Strömung entstammt Märchen und Sagen. Hier finden sich aber auch andere Figuren, die in gleichem Sujet die Rolle der Grażyna einnehmen können, wie RieseMenschenfresser oder Drache. Es ist bemerkenswert, dass viele Sujets europaweit oder darüber hinaus verbreitet sind – allerdings immer mit den jeweils regionaltypischen Entsprechungen von Hexe oder Menschenfresser. Märchen und Sagen wurden zudem erst spät aufgezeichnet – sie sind also bereits beeinflusst von den neuzeitlichen Hexenvorstellungen und Hexenprozessen. Dies gilt freilich nicht für die griechischen Sagen über Hexen (vgl. unten).
  3. Drittens gibt es Informationen über den Glauben an Zauberei und die Bestrafung von Zauberinnen aus der Bibel, also aus dem Nahen Osten. Die Vorstellungen gelten also wieder nur für eine Region und für die Begriffe in der jeweiligen Sprache.
  4. Viertens liegen Dokumente zum Hexenglauben aus Mittelalter und Neuzeit vor, einschließlich der Akten zu den Hexenprozessen. Diese Quellen sind vom regionalen Volksglauben, aber auch der biblischen Tradition beeinflusst. Außerdem ist zu beachten, dass die frühen Dokumente nicht auf Deutsch bzw. in der jeweiligen Volkssprache verfasst wurden. Es ist mitunter problematisch, die lateinischen Begriffe malefica u. a. mit deutsch Hexe zu übersetzen, während z. B. Übeltäterin oft wesentlich neutraler wäre.

(Quelle Wikipedia)

Ja, es gibt heute noch Personen, die an Hexen glauben oder sich selber als solche bezeichnen.