Warum tragen Männer in alten Filmen immer Anzüge?

17 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Zum Beispiel: Wer anderer Leute Geld verwaltet, muss seriös wirken. Ein Bankangestellter darf niemals mit Jeans und Rolli herumlaufen, sondern trägt immer einen dunklen, meist dunkelblauen Anzug.

So ist es (heute) auch allgemein: Ein Mann mit Anzug und Krawatte wirkt vertrauenswürdiger als ein Typ mit Turnschuhen, ausgefranzten Jeans und Windjacke. Letzterer macht den Eindruck, dass er ständig Fünfe gerade sein lassen möchte, während der Krawatten-Typ seriös wirkt, den Eindruck erweckt, dass er sich an Regeln (Benimmregeln, Anstandsregeln) hält. Er möchte auch nicht bei den "lockeren" Typen von Frauen gut ankommen, sondern bei den seriösen, denen man vertrauen kann, die auch Stil, Benehmen und Anstand schätzen.

Die lockere Kleidung der Männer ist - glaube ich - durch den Jugendwahn der Männer gekommen. Die Lehrer z.B., früher immer korrekt gekleidet, liefen plötzlich so herum wie die Schüler: lange Haare, Jeans und teilweise heraushängendem Hemd. Sie glaubten so, einen besseren Draht zu den Schülern herstellen zu können. Auch der ältere Lehrer zog daraufhin Jeans und Windjacke an und band seine Haare (so noch vorhanden) zu einem Zopf zusammen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nur mit einem Anzug (darf auch u.U. eine Kombination aus Jackett/Blazer und passender Hose plus Krawatte sein) ist Mann richtig angezogen.

Wer als Mann seriös auftreten will, trägt nunmal einen Anzug, seien es Politiker, Lehrer, Kaufleute oder auch ganz normale Männer, die tagsüber bei der Arbeit im Blaumann auf dem Trecker sitzen oder an der Drehbank stehen.

"Casual wear" gilt zwar mittlerweile sogar als salonfähig, aber ich habe noch keinen Sparkassenangestellten gesehen, der in Jeans und Turnschuhen rumläuft.

Filme bilden meist die Realität ab und haben das seinerzeit ebenfalls getan. Das Tragen jenes vollen Ornats war damals Standard selbst in der Freizeit. Jeans waren Niet- oder Amihosen und nicht akzeptiert, Jogginghosen oder "Homewear" gab es noch nicht, dazwischen gab es nix ----> und da man seinerzeit eben solche Konventionen hatten, trug man den Anzug in der Freizeit und den blauen Anton auf der Arbeit.

Ich wurde auch von Männern geprägt, die das so beherzigt hatten. Es gab Freunde meines Opas, geboren zwischen 1923 und 1928, die auch in ihrer Freizeit immer Krawatte und Sakko trugen; einer lief sogar im Altersheim noch so rum - der 1927 geborene Stefan hat meinen Opa um einige Zeit überlebt, ich habe ihn bis zu seinem Tod gern besucht, er trug immer Krawatte und Anzug selbst dort im Seniorenheim zum Rätsellösen und Kuchenessen. Das ist ganz tief in einem drin und damals war das eben nicht nur Mode, sondern Usus.

Ich trete heute noch ähnlich auf, weswegen, aber auch wegen mancher meiner Interessen meine Partnerin und ich gern mit Bastian Pastewka ("Mister Businesshemd in allen Lebenslagen") und seiner Filmfreundin Anne verglichen werden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Das gehörte damals zum modisch gutem Aussehen dazu.

Ich selbst trage heute noch gerne Anzug und Hut.