Warum so viel deutsche Autos mit 3 Zylinder?

13 Antworten

Der unsägliche Dreizylindermotor mit seinem unrunden, schütteligen Lauf (die beiden äußeren Kolben gehen nicht synchron auf und ab) ist ursprünglich eine Spezialität der Japaner (Daihatsu) gewesen, die hatten solche Motoren bereits in den 80er Jahren. Als erster deutscher Hersteller folgte 1997 Opel, im Corsa B. Dann kam VW, später Ford, viel später sogar BMW. Inzwischen findet man diese Motorenbauart bei allen Großserienherstellern außer Jaguar, Lexus, Mazda und Mercedes - Benz. Während es bei Jaguar und Lexus daran liegt, dass diese vornehmlich größere Fahrzeuge verkaufen, haben Mazda und Mercedes - Benz verstanden, dass diese Motorenbauart vor allem bei einem spart: Bei den Herstellungskosten. Der Minderverbrauch ist marginal bis gar nicht vorhanden, dieser lässt sich bei einem klassischen Vierzylindermotor auch sehr gut mit anderen Techniken (z.B. Zylinderabschaltung, Miller, - oder Atkinsonzyklen, Verdichtungserhöhung) bewerkstelligen, gerade in einer Zeit, in welcher die Messzyklen hochlastiger gestaltet wurden (WLTP statt NEFZ), um die Verbrauchswerte realistischer zu halten. Diese Umstellung hat gerade bei diesen meist winzigen Motoren zu einer überexponentiellen Erhöhung des Verbrauchs geführt, weil deren Sparpotential bei höheren Lasten stark absinkt.

Den etlichen Nachteilen der Dreizylindermotoren ist jedoch nicht beizukommen. Allen voran der besagte unrunde, zappelige, teils auch rappelige, im Niederdrehzahlbereich oftmals stark dröhnende Lauf. Das Zittern bekommt man zwar mit einer entsprechend weichen Motoraufhängung einigermaßen weg, wie z.B. ein Ford Focus 1.0 Eco Boost schön vorführt, das immense Dröhnen jedoch nicht. Davon abgesehen klingt so ein R3 - Motor einfach nur kaputt, wie ein R4 mit Zündaussetzer. Besonders ärgerlich ist hierbei auch, dass sich viele Hersteller (außer BMW und Opel) bei ihren R3 - Motoren auch noch die Ausgleichswellen sparen, welche zumindest eine R4 - ähnliche Laufruhe erzeugen könnten. Die starken Vibrationen sorgen übrigens auch für eine geringere Lebensdauer von Komponenten (z.B. Halter der Abgasanlage, welche abvibrieren können) und Steuerketten, und die nötige, erhöhte Anfahrdrehzahl für einen tendenziell höheren Kupplungsverschleiß.

Alles in allem begrüße ich den regelrechten R3 - Wahn gar nicht, denn er setzt das sowieso suboptimale Laufverhalten eines Hubkolben - Verbrennungsmotors ohne echte Not deutlich herab.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

3-Zylinder sind eine Krankheit und eine Beleidigung für jedes KFZ welches sich als PKW bezeichnet.

Ich bin schon so manchen Kübel gefahren, die mit 3-Zylindern waren aber die mit Abstand schlimmsten.


checkpointarea  13.08.2019, 15:34

Klingt übertrieben, ist aber leider wahr. Ich habe alle auf dem Markt verfügbaren Dreizylindermotoren bis auf den von BMW durchprobiert, keiner kam an die jeweilige Vierzylinderversion heran. Da gute Vierzylinder auch nicht mehr Sprit benötigen, stellt sich die Frage, weshalb man überhaupt R3 - Motoren kaufen sollte.

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olfinger  14.08.2019, 00:56
@checkpointarea

Von allen 3-Zylindern die ich gefahren bin waren die von BMW tatsächlich die Besten. Gefahren bin ich einen 116er. Mein Wunschauto ist das gewiss nicht, von allen 3-Zylindern war das aber noch der mit Abstand beste.

Ich halte von diesen Motoren nichts, diese werden nur übertrieben stark aufgeladen und versuchen so mit theoretischen Werten zu beeindrucken. Um mit solchen Motoren eine halbwegs vernünftige Leistung auf die Straße zu bringen braucht man Drehzahl und ab der Mitte des Drehzahlbandes beginnen diese Motoren so ekelhaft zu nageln das man freiwillig schaltet.

Ein 2,0L 4-Zylinder ist für das Alltagsfahrzeug die in meinen Augen beste Wahl. Bleibt man dann beim Hubraum/Leistung Verhältnis noch unter 90PS/L hat man wenigstens keine übertrieben hohe Belastung am Block welche die Lebensdauer massivst beeinträchtigt.

Mehr Hubraum und mehr Zylinder sind nie verkehrt, aber für den Alltagswagen sind 2,0L Hubraum auf 4 Zylinder ein gutes Verhältnis.

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Dreizylindermotoren dürfte mittlerweile fast jeder Hersteller im Programm haben.

Generell sind solche Motoren halt noch etwas sparsamer als vergleichbare Vierzylinder, dafür sind sie in Sachen Laufruhe ein wenig herausgefordert.


checkpointarea  13.08.2019, 15:38

Sind sie eben nicht, das ist ja der Witz. Schönes Beispiel: Im Ford Ka + wurde im März 2018 der ursprünglich verbaute Vierzylindermotor mit 1,2 Litern Hubraum und 70 oder 85 PS durch einen gleich großen Dreizylindermotor, ebenfalls mit 70 oder 85 PS, ersetzt. Werksverbrauch nach NEFZ: 5,0 l / 100 km beim R4, sogar 5,1 / 100 km beim R3. Wo ist da eine Ersparnis?

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Havenari  13.08.2019, 16:09
@checkpointarea

Wie schön, dass du die Ausnahme gefunden hast, die die Regel bestätigt. Wobei es auch eher ungewöhnlich ist, den Hubraum beizubehalten und die Zylinderzahl zu reduzieren. Die gängige Vorgehensweise ist bekanntlich eine andere.

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checkpointarea  14.08.2019, 00:40
@Havenari

Ausnahme?!

  • Mazda 3 G120 mit 120 PS - R4: 5,1 l / 100 km / Ford Focus 1.0 Eco Boost Mk3 mit 125 PS - R3: 5,0 l / 100 km (beachte: Zusätzlich halber Hubraum!!)
  • Mazda 2 G75 mit 75 PS - R4: 4,8 l / 100 km / VW Polo V 1.0 MPI mit 75 PS - R3: 5,1 l / 100 km
  • Opel Corsa E 1.4 mit 90 PS - R4: 4,9 l / 100 km / Opel Corsa E 1.0 EDIT mit 90 PS - R3: 5,0 l / 100 km
  • VW Golf VII 1.5 TSI mit 130 PS - R4: 4,8 l / 100 km / VW Golf VII 1.0 TSI mit 110 PS - R3: 4,8 l / 100 km

War nur ein grober Überblick. Sind für meinen Geschmack ein paar zu viele "Ausnahmen", wenn Du mich fragst. Auch wie hier gilt, wie bei so vielen Dingen im Leben: Mit offenen Augen durch´s Leben gehen hilft. Dann stellt man nämlich oft fest, dass nicht alles so ist, wie man es gerne erzählt (bekommt). Natürlich sind alle Daten nachprüfbar.

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olfinger  13.08.2019, 08:44

Im Punkto Verbrauch möchte ich da mal widersprechen, auch ein 3-Zylinder neigt dazu am Tank zu nuckeln und das nicht selten genau so gut wie der größere Bruder.

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"Mein Vater hat mir immer betont, bitte kein Auto mit 3 Zylinder kaufen, weil es nicht stabil läuft und "Parkinson" hat XD"

Mit welchem 3-Zylinder ist denn dein Vater mal gefahren ?

Es hängt natürlich immer davon ab, wie viel "Arbeit" ein Hersteller in diese Motorart steckt, damit dieser ruhig läuft, Stichwort "Ausgleichswelle". Ist keine verbaut läuft der Motor bauartbedingt unruhiger. Ist dein Vater vielleicht mit solchen 3-Zylindern gefahren ?

Wir fahren in der Familie momentan drei 3-Zylinder Autos mit jeweils 110 und 130 PS.

Genauer gesagt der PSA Puretech Motor. Und in Sachen Laufruhe läuft der absolut ruhig, keine Vibrationen und absolut Langstreckentauglich. An der Ampel merkt man gar nicht, dass der überhaupt an ist...


checkpointarea  13.08.2019, 10:33

Bist Du schon mal einen guten Vierzylindermotor gefahren? Wohl eher nicht, sonst würdest Du nicht behaupten, dass der 1,2 Pure Tech "absolut ruhig" liefe, denn das tut er absolut nicht, er läuft genauso besch... wie jeder andere R3 auch.

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MAB98  13.08.2019, 10:43
@checkpointarea

Wir haben in der Familie auch noch mehrere Vierzylindermotoren.

Und dass der Puretech beschissen läuft, stimmt absolut nicht.

Natürlich läuft der nicht 100% ruhig, aber das tut kein Motor.

Er ist aber so "gut" konstruiert, dass er nicht sofort als 3-Zylinder auffällt, dank der Ausgleichwelle und das sag nicht nur ich, sondern auch andere Leute und die Fachpresse.

Nur weil du so einen Hass auf die Dinger hast, musst du sie nicht schlechter machen als sie sind.

Naja...Red du mal schlecht. Ich hab einfach weiterhin meinen Spaß und dazu einen geringen Verbrauch, der laut dir ja auch unmöglich ist...

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checkpointarea  13.08.2019, 12:14
@MAB98

Die Presse hat sich beim Ford 1.0 Eco Boost ebenfalls überschlagen vor Euphorie, dabei dröhnt das Teil unbändig. Ach übrigens: In einem Vergleichstest mit einem Mazda 3 2.0 Skyactiv hat ein Peugeot 308 mit dem Motor auf 100 km mal eben 0,7 Liter mehr Sprit verbraten, bei schlechteren Fahrleistungen, das muss man erstmal schaffen. Und dann noch der "Spaß" mit den sich immer wieder auflösenden Zahnriemen, da die im Motoröl laufen... :D

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es hat mit Umweltauflagen zu tun.