Warum sitzen die Zuschauer im Konzertsaal der Elbphilharmonie im Kreis um die Bühne und nicht frontal davor?
In der kürzlich fertiggestellten Elbphilharmonie in Hamburg sitzen die Zuschauer im Kreis um die Bühne, siehe Bild. Meines Wissens nach ist es in "traditionellen" Konzertsälen so, dass die Zuschauer frontal und seitlich vor der Bühne sitzen, also maximal ringförmig, jedoch nie dahinter, also in einem Vollkreis.
Warum hat man sich bei der Planung der Elbphilharmonie dafür entschieden, diese bisher häufig wahrzunehmende Bauweise zu verändern und die Zuschauer in einem Vollkreis um die Bühne sitzen zu lassen? Welche Vor- und Nachteile gibt es dadurch?
4 Antworten
Das nennt man das Weinberg Konzept.
In der Philharmonie soll das allen Zuschauern einen ungehinderten Blick verschaffen. Der weitest entfernte Sitzplatz ist 30m vom Dirigenten entfernt. So sind die Zuschauer näher am geschehen.
Die Akustik ist dann dementsprechend auch so konzipiert, dass möglichst wenige Ecken und Kanten in dem Saal sind. Die Gipswände sind dabei das wichtigste Merkmal. Jede Wand ist nach einem Simulationsmodell gefräst und soll den Schall optimal verteilen.
Die grundlegende Erklärung ist denkbar einfach - es handelt sich um einen reinen Konzertsaal, und keine theatertaugliche Bühne. Das an sich ermöglicht ein anderes Raumkonzept.
Dazu bieten moderne Computersimulationen die Möglichkeit, leichter die Schallwege zu modellieren. So benötigt man hier keine akustischen Einrichtungen wie Schallschutzvorhänge... das Arrangement der Sitzflächen selbst ist Teil des Schallkonzeptes.
Der Nachteil ist eben, daß die Philharmonie ausschließlich für Konzerte geeignet ist. Selbst Vorträge oder Ähnliches lassen sich hier nur schwer realisieren, und schon gar nicht Theateraufführungen.
Für einen Boxkampf wäre es vielleicht gut ;-)
Genaugenommern sitzen die Zuschauer nicht im Kreis sondern in einer Kugel um den Orchsterplatz herum. Dadurch gelingt es, dass keiner der 2100 Zuhörer weiter als 37m vom Orchster entfernt ist und daher die Akkustik auf den billigen Plätzen genausogut ist, wie auf den teuren Plätzen. Es gibt auch keinen einzigen Platz mit Sichtbehinderung.
Das ist bei einem Schuhkarton völlig anders. Neu ist das Konzept allerdings nicht. In der Berliner Philharmonie sitzt das Orchester ebenfalls in der Mitte.
Die Sache mit der Akustik ist einzusehen. Allerdings muss ich meine Hörgewohnheit ändern, wenn ich hinter dem Orchester sitze. Ich bin noch gewohnt Geigen links, Bässe rechts.
Du wirst lachen, das ist gar nicht mal der große Unterschied. Kenne das vom Konzerthaus in Berlin, da gibt es die Chorplätze hinter dem Orchester wenn kein Chor singt.
Der große Unterschied ist, dass du die hinteren Musiker z.B. die Pauken deutlich lauter hörst gegenüber den vorderen Instrumenten. Mir hat das gut gefallen. Und den Dirigenten von vorne zu sehen hat auch was.