Warum sind Termine bei Fachaerzten so schwer zu bekommen?

7 Antworten

Hallo Easygoing775👋

Ich denke es ist eine Mischung aus Faktoren, die da mit reinspielen, nicht nur eine Sache, an er man das konkret festmachen könnte. Das Ärzte fehlen oder allgemein Beschäftigte im medizinisch/pflegerischen Berufen, das ist nichts neues, unterbezahlt, überarbeitet, Corona hat gezeigt, dass wenn die Leute auf dem Zahnfleisch gehen, sie halt am Ende hinschmeißen, dass ist der Preis für jahrlanges vor sich herschieben, "Morgen, morgen, nur nicht heute"

Ich bin bspw. chronisch krank, muss also auch regelmäßig zu Fachärzten, wenn ich jetzt mal meine Rheumatologen als Beispiel nehme, in meiner Kindheit und Jugend, da waren diese Fachärzte noch Ärzte und keine Verkäufer, die einem ihren Stoff andrehen wollen.

Damals, da hatte man einen Termin um 8:30 Uhr, man kam also und hatte dann bis zum Nachmittag Untersuchungen - jedes Mal, wenn man zu einem Termin kam, manchmal nur die wichtigsten, manchmal das komplette Programm, das ging von dem Eingangsgespräch los, da wurde dann kurz erzählt, wie ist der aktuelle Stand und dann wurde man losgeschickt, Eingangsuntersuchungen (Blutabnahme, Blutdruck, Größe, Gewicht etc) dann ging es weiter zum Röntgen & Ultraschall, ab und an ein MRT, wenn notwendig, danach kam der Motorik Test, dann Schmerzempfindlichkeit oder Trigger Points, Hautuntersuchungen, als die Untersuchungen alle durch waren, konnten wir kurz Mittag essen gehen und sollten dann zur Auswertung wieder kommen, ca. 7-10 Tage später erhielt man dann einen Anruf, der die Ergebnisse der Blutwerte durchgab.

Heute ist es so. Man hat einen Termin um 10 Uhr. Man kommt und wartet dann erst einmal, bis 13:00 Uhr oder 14:00 Uhr und wenn man Glück hat, dann wird man vor jemandem dran genommen, der grad erst seine Diagnose gekriegt hat. Keine Untersuchungen, MRT? Soll jemand anders machen. Das Knie ist krumm? Die Medis helfen dabei. Sie fühlen sich gut mit den Medikamenten? Das ist schön, aber nicht das, was wir uns vorstellen, wir wollen, dass sie ein neues Medikament ausprobieren, weil uns das einfach nicht schnell genug wirkt. Sie kommen in 3 Monaten wieder, damit der nächste Arzt, nicht der, den sie jetzt gerade hatten mit genau der gleichen Behandlung abspeisen kann und merken sie sich nicht unsere Namen, sie werden keinen von uns zweimal zu Gesicht bekommen. Ich hatte sogar einen Onkologen vor mir sitzen, der ist kein Rheumatologe nur weil das Medikament, dass ich kriege ein Zytostatika ist.

Ja, was läuft nur schief mit den Fachärzten in Deutschland, keine Ahnung, kann mir keinen Reim drauf machen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – War in einer a-typischen Essstörung - seit 2016 raus

Ja das stimmt, kriege ich auch oft im Umfeld mit. Wie es vor 23 Jahren war kann ich nicht sagen, habe das logischerweise mit 4 noch nicht mitbekommen. Aber schlimmer wurde es ab 2015. Den Grund hat ja User "zombie" schon genannt.

Übrigens Nachtrag:

Unsere Kinderärztin hier hat geschlossen vor 5 Jahren ca. Ich musste für meine Kinder einen anderen suchen und habe in unserer Stadt keinen gefunden, nur in einem Dorf 20 km entfernt. Danke Merkel.😕


Lamarama488  14.02.2025, 12:13

Und wieso wurde es ab 2015 schlimmer? Gibt es da einen nachweislichen Zusammenhang? Vielleicht mal das Handy ausschalten und spazieren gehen

Aus meiner Sicht gibt es da viele Faktoren die zusammenkommen.

Punkt 1 ist die Budgetierung der Krankenkassen. Das bedeutet, dass Facharzt A nur Summe X Patienten der GKV behandeln kann. Danach arbeitet er "umsonst".

Punkt 2 ist, dass es immer weniger Fachärzte gibt, die auf eigene Rechnung arbeiten möchten.

Punkt 3 ist, dass es zuviele Menschen gibt, die "einfach mitversichert" werden und damit vollen Zugang zum "All IN System Krankenkasse" haben. Dazu gehören nicht-arbeitende Ehepartner, Kinder, eine hohe Zahl Rentner und nicht zuletzt auch Bezieher von Sozialtransferleistungen.

Punkt 4: Der hohe Bürokratische Aufwand und die fehlende Vernetzung. Die Digitale Gesundheitskarte ist da bereits ein erster Schritt in die richtige Richtung.


mondfaenger  14.02.2025, 12:26

Rentner sind nicht einfach mitversichert, sondern zahlen Beiträge in die Kassen.

Halbammi  14.02.2025, 16:33
@mondfaenger

Das ist mir klar. Aber der Beitrag ist ein absoluter Witz und eher symbolischer Art, der niemals die Kosten deckt. Das ist bei Sozialtransferleistungsempfängern genauso.

Das ist eine Kombination aus vielen verschiedenen Faktoren:

  • Wir haben einen extremen Personalmangel. Dieser Magel macht auch vor Ärztinnen/Ärzten und deren Mitarbeitenden nicht halt - und das Problem wird sich in den nächsten Jahren noch verstärken, wenn das Personal, dass zur Generation "Baby-Boomer" gehört, in Rente geht
  • Zeitgleich gibt es das Problem, dass der Gesundheitssektor gewinnorientiert sein soll
  • Dazu gehört auch, dass die Abrechnung von kassenärztlichen Leistungen sehr budgetiert ist - es gibt also nur einen gewissen Betrag für die Behandlung gesetzlich versicherter Personen und wenn dieser Betrag erreicht ist arbeitet die Praxis ohne Vergütung.
  • der demographische Wandel - es gibt immer mehr ältere Menschen in Deutschland, die aufgrund von Alterserkrankungen häufiger eine Praxis aufsuchen müssen.
  • Generell suchen viele Menschen viel eher eine ärztliche Praxis auf als noch vor einigen Jahren

Die Leute gehen in Deutschland immer öfter zum Arzt, dazu kommt, dass die Menschen älter werden und viele, wenn auch bei weitem nicht alle, dieser Arztbesuche dann auch notwendiger werden.

Ebenso gibt es auch eine Ungleichverteilung von Ärzten, sowie sicherlich eine Problematik der Vergütung. Gibt Fachrichtungen, die nicht sonderlich super bezahlt werden und da gibt es dann oft auch wenig Interesse für Fachärzte, sich selbstständig zu machen.