Warum löst Musik Emotionen aus?
Hallo, liebe Community!
Heute mal mit einer etwas philosophischen Frage:
Nämlich, warum Musik bei Menschen Emotionen auslöst. Denn Musik in meinen Augen ist ja nichts Anderes als eine Zusammensetzung von Tönen und Klängen, die der Mensch letztendlich selber zusammengesetzt hat. Und in einer Kombination mit dazugehöriger "kräftiger" Stimme entstehen ja auch Lieder. Nun möchte ich eure Meinung denn wissen:
Warum denkt ihr, löst Musik Emotionen bei uns Menschen aus? Was macht Musik besonders, was macht Musik aus?
Danke schon im Voraus, HeadDogReturner :-)
12 Antworten
Einen Freund der Philosophie Epikurs bringt Deine Frage zum Schmunzeln. Wie kommt es, dass man heute eine solche Frage stellt? Man sagt zwar gerne, dass die moderne Welt über die Aufklärung „epikureisch“ geprägt sei, weil die geringen Überlieferungen der epikureischen Philosophie wieder mit dazu beigetragen haben, unsere Erfahrungen wieder ins Zentrum unserer Welterkenntnis zu rücken, ohne die z.B. eine experimentelle Naturwissenschaft keine Basis hätte. Aber stimmt das? Meiner Meinung nach ist es ein „verstümmelter“ Epikureismus, der sich mit der Aufklärung auf den Weg gemacht hat. Verstümmelt durch die Descartche Reduzierung: Ich denke, also bin ich. Der Mensch und auch der Epikureismus wurden ausschließlich auf das Kopfbewusstsein reduziert. Diesem entstammt auch der Reduktionismus: Musik ist ja nur eine Abfolge erfundener Töne! Und warum tanzen wir ausgelassen danach? Und warum treibt sie Menschen die Tränen in die Augen?
Die ursprüngliche epikureische Philosophie hat eine andere, komplettere Vorstellung vom Menschen. Inputs aus der Welt und untereinander haben wir nicht nur durch die äußeren Sinne. Wir haben auch einen vielfältigen inneren Sinn. Miteinander verknüpft (nicht nur in Gedanken) wird das durch die Seele, die wie ein Handschuh den ganzen Körper umfasst. Sitz emotionaler Erregung sind das Herz, der Bauch oder auch der Rücken (wenn es uns überläuft, z.B. wenn wir Musik hören) und auch das Geschlecht. Auch Arme und Beine machen mit, wenn es darum geht, in einen allgemeinen Rythmus einzustimmen. Der Mensch ist ein Ganzes und alles ist über die Seele miteinander in Kommunikation. Wenn wir Angst haben, ist alles angespannt, nicht nur der Kopf und wenn wir befreiend lachen, erschüttert es den Bauch und löst alle Körperverspannungen. Das kann nur jemand so sehen, der wie Epikur ein positives Verhältnis zum ganzen Körper hat. Doch eine Jahrhunderte lange Prägung durch das Christentum, das den Körper als Feind und Gefängnis betrachtet hat, reduziert uns jetzt „wissenschaftlich kontrolliert“ auf den Kopf und das Gehirn!
Wie man sieht, wir sind der körperfeindlichen Ideologie des Idealismus und Christentums noch lange nicht entkommen.Eine weitere Einsicht des Epikureismus – und darum ist der heutige, rein individuelle Hedonismus eben kein Epikureismus – ist das Festhalten, dass der Mensch ein Gemeinschaftswesen ist. Musik, Tanz und Gefühle von Geborgenheit oder Gemeinschaft sind ohne Gemeinschaft, ohne Gruppe nicht vorstellbar. In Musik erleben wir Anerkennung spendende Geborgenheit und das fühlen wir durch und durch, das können wir in seiner Gänze gar nicht so gedanklich aufschlüsseln. Gegenseitige Hilfe, Liebe und Freundschaft können wir mit Tun und Gesten, mit Musik und Tanz glaubhafter vermitteln als mit dürren Worten. Mitfühlen ist uns nicht wesensfremd, wie man es uns heute weismachen will. Es ist Ausdruck des existentiellen Wissens, dass wir zum Überleben auf Gemeinschaft angewiesen sind. Bevor Menschen miteinander gesprochen haben, haben sie wahrscheinlich miteinander gespielt und getanzt, gemeinsam Hände an der Höhlenwand abgebildet.
Musik gibt uns diese Schwingungen wieder zurück, umgeht unseren Kopf und berührt uns auf der Ebene jenseits der dürren Sprache und begrifflichen Vorstellungswelt.Diese Begriffswelt, in der wir denken, wird allerdings von den Inputs und der emotionalen Verarbeitung der Sinne gespeist. Das wird zum Teil sogar von der Musikkultur trainiert. Damit ist auch das ganze Angebot der barocken und klassischen Musik bis hin zur Moderne gemeint. Das aber leidet ebenso wie die Sprachbildung, emotionale Zustände sprachlich zu fassen. Draufhauen ist einfacher und da am besten zu martialischer Musik.
So eine Antwort wünscht sich doch jeder Fragesteller. :-) Danke sehr! :-)
So philosophisch ist das eigentlich gar nicht. Unser Gehirn hat Spass daran, Musik zu verarbeiten. Achtet auf Rhythmen, auf Töne, auf Höhen... Dabei ordnet unser Gehirn diese Musik einer Emotion zu. Kommt dabei darauf an, ob wir etwas mit dieser Musik verbinden, ob sie zu unserem Geschmack passt oder ob sie mit Erinnerungen verknüpft ist. Das ist Arbeit für das Gehirn, weswegen manche Leute davon abraten, Musik zB bei komplexen oder mathematischen Aufgaben zu hören, da dieses Multitasking ablenkend ist (wenn man nicht grad eine Frau ist ;p) und so Leistungsmindernd sein kann.
Wenn man was bestimmtes, einprägsames erlebt hat und dabei lief im Hintergrund eine bestimmte Musik oder Melodie, dann erinnert man sich immer an das Geschehene wenn man die Musik nach langer Zeit mal wieder hört und verknüpft die Emotionen von damals mit dieser Musik oder Melodie.
Ja, kann man sagen.
Es gibt einen Song den ich bei einem Fest gehört hatte.
Immer wenn ich diesen Song höre erinnere ich mich daran wie viel Spaß ich damals hatte :-))
Oftmals ist es der Rhythmus der auf den Hörer wirkt. Je näher er dem eigenen Herzschlag, desto wirkungsvoller. Der Beat ist auch das mitreißende, beobachte mal Menschen die eine bestimmte Musik bevorzugen und andere Musik hassen. Selbst Rocker wippen mit irgendeinem Körperteil zu Schlagern oder Tanzmusik mit. Die Emotionen werden nicht durch die Musik ausgelöst, sie werden nur verstärkt und durch die Hingabe zum gehörten ausgelebt.
Das ist eigentlich nur angerissen, denn Musik kann auch wie eine Droge wirken und den Hörer in einen Trancezustand versetzen.
Ich glaube das ist schon vorbedingt, denn Musik gibt es in allen Kulturformen. Musik ist einfach eine andere Art von Kommunikation, und Kommunikation ist dazu da, Emotionen zu übermitteln. Teilweise werden wahrscheinlich auch Emotionen in der Musik in unserer Gesellschaft einfach angelernt, bestimmte Arten von Musik mit bestimmten Emotionen verbunden. (Wie z.B. auch bei Farben, rot als warm und blau als kalt)
Also wirkt Musik wie ein "Depot"? :-)