Warum lesen manche Sänger ihre Texte ab?

8 Antworten

Ich kann alle bisher gegebenen Antworten nachvollziehen - Ich selbst hätte (wenn ich singen könnte) wahrscheinlich auch das Problem, dass ich mir ein solch umfassendes Werk nicht so leicht auswendig merken könnte. Trotzdem entgeht mir hier offensichtlich etwas - Mir ist klar, dass bei den ersten Proben einer Oper noch häufig vom Blatt abgelesen wird, aber ich habe weder bei den Opern, die ich live gesehen habe, noch auf den DVD-Veröffentlichungen jemals gesehen, dass da jemand vom Blatt abgelesen hat - Das ist ja auch schwierig, bei den unterschiedlichen Szenen und Aktionen, denen die Sänger als Schauspieler sozusagen folgen müssen; deshalb heißt es ja auch Musiktheater; da kann man nicht die ganze Zeit ein Blatt in der Hand halten. Mich würde also interessieren, wo genau Du das gesehen hast?


shinyuke 
Beitragsersteller
 03.12.2014, 22:25

Ich meine nicht die Opern, wo die Sänger auch als Schauspieler agieren sondern nur singen und habe das bei Videos von Luciano Pavarotti gesehen und eben hier in einem Video von Tarja Turunen (https://www.youtube.com/watch?v=eAahmcP5PJk). Auch bei "The 3 tenors in Concert"

Ich habe es noch nie erlebt, dass bei einer Opernaufführung aus Noten gesungen wurde. Mich würde wirklich interessierten, in welchem Opernhaus Du das schon einmal erlebt hast.


shinyuke 
Beitragsersteller
 03.12.2014, 22:20

Ich selber war noch in keiner Oper, aber ich habe das auf Videos auf Youtube gesehen, wie zum Beispiel Tarja Turunen oder Luciano Pavarotti von Blättern abgelesen haben. Ich habe mich halt nur gewundert, warum die das machen.

Mal versucht ne Oper von 2-3 Stunden auswendig zu lernen, Text eventuell in einer Fremdsprache, und dir sämtliche Noten, tempi, und die Dynamik zu merken? Nein? Dacht ich mir...

Also während Vorstellungen in der Oper liest niemals ein Sänger die Noten vom Spickzettel. Anders ist das bei konzertanten Auftritten, die gelegentlich nur ein paar wenige Male stattfinden, wie z.B. bei den Auftritten der drei Tenöre. Diese drei Stimmhelden sangen neu zusammengestellte Arrangements, die so niemals in der Oper zu Gehör kommen, sondern nur für diese Events (um-)geschrieben wurden. Sänger, die in der Oper ihre Texte nicht auswendig können, haben da unverzüglich zum letzten Mal gesungen. Tatsache! Es steht sogar in den Verträgen, dass die Rollen auswendig vorbereitet sein müssen. Im Übrigen werden Liederabende mit Klavierbegleitung im Prinzip auch immer auswendig gesungen, Ausnahmen gibt es z.B. bei hochkomplizierter Neuer Musik. Normalerweise können SängerInnen zig Opernpartien auswendig, meist auch noch mehrere hundert Lieder. Auch das stimmt verbindlich. Ein harter Beruf. Aber Spaß macht`s. Besonders dann, wenn man Strophen vergisst oder verwechselt ;-) ...

Opernsänger haben bestimmte Partien (ganze Opern) einstudiert, in der Regel zwischen 10 und 20 (Placido Domingo sogar über 120 ), die sie in ihrem Stimmfach beherrschen und an verschiedenen Opernhäusern singen. Auf diesen Opernbühnen singen sie ihre Partien prinzipiell ohne Notenblatt. Daneben treten sie in Konzerten und Liederabende auf, bei denen sie Arien, Lieder oder auch Songs aud Operetten und Musicals singen, die sie nicht in ihrem angestammten Repertoire haben. Da ist es gängige Praxis, daß sie Notenblätter vor sich haben. Auch bei konzertanten Aufführungen und Oratorien haben die Sänger normalerweise Notenblätter dabei.