Warum laufen den christlichen Kirchen in Deutschland die Mitglieder weg?
24 Antworten
Ein Beispiel fällt mir dazu ein: vor nicht allzu langer Zeit haben in der katholischen Kirche Frauen unter dem Stichwort »Maria 2.0« gegen die fehlende Gleichberechtigung innerhalb dieser Kirche protestiert. Es waren nicht gerade Wenige, die sich an dem Protest beteiligt haben.
Die Reaktion der Kirchenführung kann man indessen nur als arrogant und ignorant bezeichnen, dabei war es diesen Frauen wohl eigentlich wichtig, in der Kirche zu bleiben.
Nunja, unter solchen Umständen werden die Frauen auf Dauer wohl eher auch der Kirche weglaufen.
Ach Quatsch "Frust". Die Menschheit muß nach 2000 Jahren blamablen Aberglauben endlich sich des eigenen Verstandes bedienen, was Kant schon 1784 forderte. Die Leute, die verschmutztes Weihwasser auf Wunden träufeln oder 1000 € Kirchensteuer jährlich für ein paar lumpige Getreideblättchen ("Hostie") abdrücken, sind arme Opfer. Der Wahnsinn muß endlich aufhören, wir brauchen Verstand zum Überleben und kein Jesus-Gelalle.
In der evangelischen Kirche ist solche Gleichberechtigung realisiert. Und welchen Nutzen im Hinblick auf Kirchenaustrittszahlen hat sie?
Das war jetzt auch nicht umfassend, sondern nur als ein Beispiel dafür, was Gläubige dazu veranlassen könnte, aus der Kirche auszutreten, gemeint. Die evangelische Kirche mag da andere Probleme haben. Etwas ausführlicher habe ich mich dazu ein einem Kommentar zu bonamies Antwort auf die Frage geäußert.
ich glaube nicht, wenn ich dort gleichberechtigt wäre, dass ich dann drin bleiben würde. Was könnte ich denn erstrebenswertes dort dann anfangen? Das ist alles gar nicht in meiner Wunschvorstellung. Wer will schon Priester werden? Oder dort die Kerzen anzünden usw.
Wenn du aber gleichberechtigt bist, bedeutet das noch lange nicht, dass du auch alle Rechte in Anspruch nehmen musst. Das ist ja das Schöne daran: dass man sich aussuchen kann, was man anstrebt und was nicht.
Das gilt allerdings, wie du auch erwähnt hast, nur als Grund bei der röm.-katholischen Kirche.
Weil das Christentum wie jede monotheistische Religion mit Missionierungsauftrag ein lächerlich leicht zu durchschauendes Mittel ist, um dumme Massen zu kontrollieren und eigene Macht zu erlangen und zu festigen.
Gerade die katholische Kirche ist einer der größten Verbrechervereine der Menschheitsgeschichte, dessen unermässlicher Reichtum noch immer mit dem Blut und Unglück von millionen Menschen befleckt ist und für die das Recht Homosexueller auf die Ehe eine "Niederlage für die Menschheit" ist.
Gut so, dass die Menschen dort austreten.
Fehlender Glaube an Gott und die Möglichkeit, Kirchensteuer zu sparen.
Ich glaube, es hat vor allem drei Gründe:
- In Deutschland kann man aus der Kirche austreten. In den meisten Ländern der Welt gibt es keine staatliche Registrierung der Kirchenzugehörigkeit, folglich auch keine Austrittserklärung am Standesamt.
- Die Kirchen in Deutschland geben ein desolates Bild ab. Die katholischen Bischöfe eiern zwischen Tradition und Reform(ation). Die evangelischen Bischöfe biedern sich dem Zeitgeist an und vergessen, dass evangelisch von Evangelium (Bibel) kommt.
- Den Deutschen fehlt die Sehnsucht nach dem Himmel. Man richtet sich auf Erden ein, bringt niemanden um, ist tolerant und fühlt sich wohl. Was will man mehr? Vor allem, wenn die Religion mit Forderungen kommt, was man tun und lassen soll.
Der Grund für den Mitgliederschwund ist wohl der, dass es uns gesellschaftlich in Deutschland, in Europa einfach zu gut geht. - Wer braucht schon einen Gott, wenn es die deutsche Sozialversicherung, "Hartz 4" und eine rundum Wohlfühlversicherung gibt!
Trost oder Hilfe bei einem möglichen Gott suchen die Menschen bekanntlich meist nur dann, wenn es ihnen schlecht geht und nichts anderes mehr hilft. Also sind die Kirchen derzeit "out"!
Etwas Mitschuld tragen die großen Kirchen an ihrem Dilemma aber auch selbst. - Sie sind nicht mehr authentisch weil sie sich, in dem was sie verkünden und vorleben immer mehr "der Welt" anpassen und meinen so auf der Beliebtheitsskala zu steigen. Das Gegenteil ist der Fall. Leicht erkennbar, wenn man im Vergleich die Zuwendung vieler Menschen zu den vielen kleinen, selbständigen evangelischen Freikirchen beobachtet, welche mehrheitlich authentisch sind und tatsächlich auch gläubige Menschen als Mitglieder haben.
Das ist Unsinn. Schwindender Glaube hat nichts mit Wohlstand, sondern mit zunehmender Bildung zu tun.
Die Geschichte zeigt uns ausserdem, dass Gott den Menschen noch nie geholfen hat, wenn es ihnen schlecht ging. Weder Pest, noch Armut, noch Holocaust konnten weggebetet werden, sondern wichen wissenschaftlichen Erkenntnissen, sozialen und kriegerischen Kämpfen.
Dort, wo heute noch tiefer Glaube herrscht, geht es den Menschen am schlechtesten. Deine Logik ist umgekehrt: Wenn es Menschen schlecht geht, sollten sie sich vom Glauben abwenden, um ihre Situation zu verbessern.
Dem kann ich zustimmen die meisten Freien Kirchen stagnieren oder wachsen aber nur ganz wenige ausnahmen verlieren mitglieder. Grade BFG und Baptisten (BEFG) wachsen ziemlich schnell je nach Quelle ließt man bis zu 7% Wachstum. Ich halte es also für möglich das sich in Absehbarer Zeit die Kirchliche Landschaft in Deutschland verändert und man den Begriff "Große" Amtskirchen nochmal Überdenken muss.
Mit der fehlenden Authentizität der Kirchen gebe ich dir Recht, und das dürfte wohl auch der Hauptgrund für den Mitgliederschwund sein.
Dagegen halte ich den Wohlstand eher nur für eine mittelbare Ursache für den Rückgang der Mitgliederzahlen. Durch eine ausreichende materielle Absicherung steht die Sorge um das tägliche Überleben nicht mehr im Mittelpunkt menschlichen Denkens und ermöglicht außerdem noch eine solide Bildung. Solange es den Menschen schlecht geht, machen sie sich keine größeren Gedanken um ihre Religion; das ist halt Tradition und fertig. Aber dadurch, dass sie Zeit zum Nachdenken haben und zudem mit den Gedankengängen der Philosophen konfrontiert wurden, wird vielen auch die Idee kommen, dass das, was der Pfarrer da oben in der Kanzel predigt, nicht wirklich haltbar ist.
Zu gut kann es den Menschen eigentlich nicht gehen, diese Aussage empfinde ich als ein wenig zynisch. Dass viele Menschen sich im Konsum verlieren, deutet mMn eher darauf hin, dass es den Menschen noch nicht gut genug geht: sie haben immer noch ungestillte Bedürfnisse und versuchen, diese auf einer Ersatzebene zu befriedigen. Zu sehen ist das auch daran, dass in den Nachrichten in Abständen berichtet wird, dass die Leute den Psychotherapeuten die Bude einrennen.
Das haben anscheinend auch die Kirchen nicht erkannt: sie versuchen, sich den Leuten auf der oberflächlichen Konsumebene anzupassen, anstatt in die Tiefe zu blicken und zu versuchen, herauszufinden, wo die wirklichen Bedürfnisse liegen.
Maria 2.0 ist ein recht plumper Versuch, die 2000 Jahre alte Kirche an den Haaren auf den heutigen Zeitgeist zu schleifen - der durchaus hochgradig fragwürdig ist. Man würde mit solchem unglaubhaftem Anbiedern wohl mehr Anhänger verlieren als gewinnen, denn wenn ab jetzt alles anders ist, dann hätte die Kirche ja 2000 Jahre lang Schrott gelehrt.
Dass damit die Kirchen wieder mit Leuten gefüllt werden, kann man sich nicht vorstellen. Die christlichen Kirchen sind ein überaus marodes Geschäftsmodell, das niemand mehr hören und sehen kann. Solche Konstruktionen gehören abgewrackt. Vergleichbare Unternehmen hätte man längst geschlossen.