Warum können Menschen emotionale Bindungen zu Gegenständen aufbauen?
Sehr weit verbreitet ist zum Beispiel die emotionale Bindung an bestimmte Autos. Viele Familien geben ihrem Auto sogar Spitznamen. Es ist dann oft mehr als ein Fortbewegungsmittel, es ist ein regelrechtes Familienmitglied.
Oder ein Bindung an Gebäude. Vorallem alte Menschen, die nie umgezogen sind, haben zum Beispiel eine sehr emotionale Bindung an ihr Elternhaus oder an die Kirche im Dorf. In vielen volkstümlichen Gedichten wird zum Beispiel die emotionale Bindung zur Kirche beschrieben oder man malt die Kirche.
Mir geht es zum Beispiel mit einem bestimmten Schiff am Bodensee so. Seit über 10 Jahren fahren wir im Herbst an den Bodensee (dieses Jahr auch im Sommer) und seitdem ich denken kann hat dieses eine Schiff eine besondere Rolle in meinem Leben gespielt. Die MS. Karlsruhe, Baujahr 1937. Und obwohl wir nur einmal im ganzen Jahr vielleicht ein paar Stunden auf diesem Schiff sind, würde es mir das Herz zerbrechen, wenn man dieses Schiff verschrotten würde. Den Verlust meines Elternhauses würde ich eher verkraften, als den Verlust dieses Schiffes. Ich weiß, es klingt bescheuert, aber es ist so.
Aber woran liegt das? Warum können wir Menschen emotionale Bindungen zu Gegenständen aufbauen?
8 Antworten
Das liegt sicher mit daran, dass Du schöne Stunden auf dem Schiff verbringst, entspannt bist, die Gegend anschauen kannst, Deine Gedanken während der Schiff Fahrt schwelgen lässt.
Du hast ein Wohlgefühl, wenn Du mit dem Schiff fährst und diese positive Zeit hat sich in Deinen Emotionen und in einer Verbindung zu dem Schiff manifestiert.
Nix Ungewöhnliches.
Ich habe eine emotionale Bindung zu meinem Teddy Friedel, der seit 59 Jahren mein Begleiter ist.
ich denke mal, dass dir die zeit auf dem schiff und die zeit darum herum immer sehr, sehr gut gefallen hat. es hängen sehr viele erinnerungen dran. das schiff ist ein symbol für diese zeit. und wenn es weg wäre, dann hättest du vielleicht angst, nie wieder so etwas schönes erleben zu können.
aber nicht nur erinnrungen binden. z.b. möchte man sein elternhaus vielleicht deshalb nicht hergeben, weil man wüßte/denkt, dass die eltern (schon lange tot) deswegen traurig wären.
dinge wie autos können oft ein symbol für den selbstwert sein - man führt sich und anderen damit vor augen, dass man erfolg hat und etwas wert ist.
da kann man noch lange spekulieren und wenn man leute fragen würde, was sie an dinge bindet, würde man eine menge interessanter sachen hören.
Den Aspekt mit den Autos und den Selbstwert finde ich auch sehr gut
Weil man mit diesen Gegenständen wunderbare Erlebnisse verbindet.
Ich persönlich habe das Dutzend Mopeds jeweils einzeln "geliebt", auch die weniger "schönen".
Ich musste für jedes hart arbeiten, ich hatte mit jedem schöne Fahrten oder Erinnerungen daran.
Einzelne begrüßte ich mit Kuss auf dem Tank, andere verabschiedete ich auch so.
Voll süß, die Mopeds können sich glücklich schätzen so einen pfleglichen Halter zu haben
Schiffe können so etwas wie ein Heimatersatz sein.
Die Boote und Schiffe, auf denen ich bei der Marine fuhr, hatte man nach einer gewissen Dienstzeit "liebgewonnen", man arbeitete auf und mit dem Schiff, kannte seine Eigenheiten usw. manchmal gab es auch Spitznamen für die verschiedenen Einheiten.
Für "D182" (Zerstörer Schleswig- Holstein) wurde bspw der Name "Sophie x" genutzt. Bordintern gab es nicht selten auch für andere Einheiten besondere Namen.
Bei Autos liegt es oft daran, dass diese einen jahrelang begleitet haben, man unzählige Kilometer damit gefahren ist, ohne das der fahrbare Untersatz Schwierigkeiten machte o.ä. Andere verbinden mit ihrem Auto eine schöne Zeit mit einer geliebten Person usw. 😊
Dann kommt es eben auch zu Namensgebungen für die Fahrzeuge.
Aber woran liegt das? Warum können wir Menschen emotionale Bindungen zu Gegenständen aufbauen?
Weil man damit etwas verbindet. Gefühle, Erinnerungen, Eindrücke, Gedanken, Menschen, was auch immer - gute und erfüllte Zeiten im Leben usw.! Es gibt aber auch das genaue Gegenteil: Manche Dinge, Gegenstände, Menschen, Orte, Kunstwerke etc. lehnt man vehement ab, weil man damit Negatives verbindet, etwa unangenehme Menschen, Krankheiten und Pein und Not, von mir aus vielleicht auch Liebeskummer oder eine blöde Arbeitsstelle mit stupiden Tätigkeiten, was auch immer.
Ein Beispiel für emotionale Bindungen ist mein Mercedes C180. Er ist das einzige Auto, zu dem ich je eine emotionale Bindung aufgebaut habe - weil er "mehr" ist als ein Auto, sondern über die Jahre einfach zu einem Freund geworden ist. Ich weiß, dass ich mich auf meinen Wagen immer und überall verlassen kann und ich weiß, dass Mercedes-Werkstätten einen guten und preislich fairen Kundendienst bieten - von Audi und vor allem BMW war ich das Gegenteil gewohnt. Es ist für mich sehr beruhigend, einen so zuverlässigen Wagen zu fahren und das gibt mir ein gutes Gefühl. Außerdem bin ich in/mit so einem Wagen großgeworden. Andere Autos haben mich nie interessiert bzw. ich habe sie zur Kenntnis genommen und fuhr sie, aber das war alles nicht emotional, egal welche Marke - nur mein Verhältnis zu BMW war gespalten bis schlecht, eben weil ich damit inkompetente Händler und Rechnungen verband, bei denen ich mich als Kunde übervorteilt fühlte sowie eine sehr schwankende Zuverlässigkeit meines Siebeners.
Ansonsten hänge ich an einer Tempic-Armbanduhr, die mir mein Patenonkel geschenkt hat und an Gegenständen, die meinem verstorbenen Großonkel gehört hatten, weil ich damit gute Zeiten und nette Menschen und ein herzliches Umfeld verbinde.
Teddy Friedel ist klasse. 😉