Warum kann ich mich gegenüber anderen nicht öffnen?
Hallo,
Mein Leben ist eigentlich super. Ich habe endlich eine Freundin, wurde zum Abi zugelassen und habe sonst eigentlich keine Probleme aber irgendwie kann ich das nicht akzeptieren und mach mir zu viele Gedanken.
Ich hatte eine nahezu perfekte kindheit mit fürsorglichen Eltern und einem angenehmen Umfeld ohne jegliche Traumata. Ich wurde in der Schule nicht viel geärgert oder hatte sonst langfristig negativ prägende Ereignisse.
Jeder hat Probleme, doch ich frage mich warum ich mich mit so einer "einfachen" Vergangenheit und so einem guten Leben trotzdem nicht über meine wahrscheinlich eher subjektiven Probleme öffnen kann. Ich denke zu viel nach, hab manchmal ein bisschen mit dem Selbstwertgefühl zu kämpfen, dies, das, ananas. Es geht glaub ich jedem mal so.
Meine Freundin hingegen hat eine eher schwierigere Vergangenheit, besonders was das öffnen gegenüber Mitmenschen betrifft. Ihre Kindheit war leider nicht so einfach wie meine zum Beispiel. Bei so einer Vergangenheit, solchen Problemen und einer so großen Last auf den Schultern wäre es nachvollziehbar sich zu verschließen und nicht so leicht über Probleme reden zu können, doch sie redet mit mir über ihre Probleme.
Warum kann ich mich nicht öffnen obwohl meine Probleme vergleichsweise klein sind?
4 Antworten
Das stimmt: du machst dir wirklich zu viele Gedanken. Wenn man eine Last in sich trägt und nicht darüber redet, wird sie immer größer. Darum müssen sich Menschen mit viel Altlasten freireden und lernen es dann auch.
Du hingegen bist von einer guten Kindheit gesegnet und hast darum die Gabe, solchen Menschen - also deiner Freundin - zuhören und sie stützen zu können. Sie braucht sich also von dir nichts Leidvolles anzuhören, was sie zusätzlich belasten würde. Läuft doch auch hier super!
Sich öffnen hat auch immer was von preisgeben, deswegen fällt es wohl vielen schwer. Habe auch zig Jahre Psychotherapie hinter mir. Hatte es teilweise besser, aber auch schlechter mit dem "sich öffnen".
Problem ist, dass das bei falschen Menschen nach hinten losgehen kann. Bei den wirklich "richtigen" Menschen kann es natürlich auch helfen.
Viel wichtiger als das öffnen gegenüber anderen, empfinde ich aber, seine eigenen Ziele zu verfolgen. Wenn dich Probleme aufressen, dann solltest du aber mit den RICHTIGEN Menschen darüber reden.
Nur so meine 2 Cents nach vielleicht 15 Jahren Psychotherapie.
Letztlich gibt es aber das "harte" Sprichwort: Jeder ist sich seines eigenen Glückes Schmied. D.h. jeder geht seinen eigenen Weg. Weil auch jeder Mensch irgendwo individuell ist.
Das ist normal. Niemandem fällt es wirklich leicht, sich zu öffnen. Deine Freundin ist wahrscheinlich in Therapie. Da wird sie gelernt haben, diese Furcht zu überwinden. Du hast das nicht.
Es kann auch eine Art Schutz sein, um nicht verletzt zu werden. Besonders dann, wenn man das bereits erlebt hat.