Warum hören Russen gerne Modern Talking?
Gibt es dafür eine plausible Erklärung?
5 Antworten
In den 80-ern verkaufte Modern Talking ca. 60 Millionen Tonträger, was ein starkes Indiz dafür ist, dass die Band ziemlich erfolgreich war. Die Zahl beinhaltet übrigens nicht die ehemalige Sowjetunion, weil die westlichen Tonträger dort offiziell nicht verkauft werden durften und man sich lediglich der Raubkopien bedienen konnte.
Auch in Deutschland war Modern Talking regelmäßig in den Top 10 und nach dem Comeback 1998 erreichte die Band sogar die Spitze der deutschen Charts.
Genauso erfreute sich Modern Talking auch in der Sowjetunion großer Beliebtheit. Dasselbe galt für Boney M, ABBA, Baccara, Smokie, C.C.Catch, Sandra, Jean-Michel Jarre und einiger weiterer westlicher Künstler.
So gibt es in Russland immer noch viele Menschen, die Musik aus ihrer Jugend gerne konsumieren. So, wie hier auch. Nur ist es eben eine andere Generation, die nicht unbedingt mit heruntergelassen Fensterscheiben und lauter Musik durch die Stadt fährt.
Ich kenne diese Theorie zwar nicht, aber es könnte sein:
Staatliche Führung, in der alles einfach und nicht sehr abwechslungsreich verlaufen muss, weil gespart werden muss. Das spielgelt sich dann auch in der Musik wider: Einheitlicher Rhytmus, nahezu einheitliche Melodien. Texte die wenig aussagen, denn sonst könnte das Volk beginnen , nachzudenken. Oder auch : vielfältige Kultur nicht erwünscht 😀.
Nein , betrachten wir es anders (Auszug aus Wikipedia):
In der Sowjetunion war die Gruppe sehr populär. Nach der Ankündigung von Glasnost Anfang 1986 war Modern Talking die erste westliche Band, die ihre Alben offiziell in der Sowjetunion verkaufen durfte. Sie waren modern, englischsprachig, unpolitisch und nicht aus den Staaten der „Erzfeinde“ USA oder Großbritannien.
Nun, ich denke dass uns Russland einfach etwas hinterher ist mit manchen Dingen. in den 80ern haben auch wir Modern Talking vergöttert.
Deine Efahrungen von 2003 in allen Ehren, aber das ist nun auch schon wieder über 20 Jahre her. Ich bezweifele dass man in Russland noch immer Hits wie Geronimos Wartburg oder Chery Chery Lada hört.
Sie waren damals die westliche erste Gruppe, die ihre Alben auf in der ehemaligen Sowjetunion verkauft hat. Das war damals schon was besonderes - Musik aus dem Westen. Zudem hatte Modern Talking aus der Sicht der Regierung den Vorteil, daß ihre Lieder völlig unpolitsch waren oder nur sehr allgemeingültige politische Botschaften ("Give me peace on earth") hatten. Es war also kein "Ami-Scheiß", wie man damals zu sagen pflegte, sondern neutral - gleichzeitig hatte man eine Abwechslung im Radio, da Modern Talking für die Sowjets eben sehr westlich und anders klang - ohne eben amerikanisch zu sein.
Blue System, die Gruppe die Dieter Bohlen kurz vor der ersten Auflösung von Modern Talking 1987, gegründet hat, war in der Sowjetunion regelmäßig auf Tour und war dort sogar erfolgreicher als in 'schland. Es gibt sogar einen Track auf dem Album "Seeds of Heaven", der Live auf der Tour in Leningrad aufgenommen wurde ("Is she really going out with him?"). Bohlen selbst wurde auch zum "Held der russischen Jugend" ernannt.
Auch Thomas Anders ist, im Gegensatz zu Deutschland, in Russland sehr erfolgreich. Sein Album "Strong" ging 2010 direkt auf die Spitze der Charts - während es bei uns erst mit einem Jahr Verzögerung als rein digitaler Release angeboten wurde.
Viele Russen sind mit der Mucke von Modern Talking und Blue System aufgewachsen, deswegen sind Dieter Bohlen und Thomas Anders bis 2019 noch dort aufgetreten.
Modern Talking - das hat die westliche Welt und die Sowjetunion verbunden. Einige Musikjournalisten behaupten sogar, daß Modern Talking dazu beigetragen hat, den Eisernen Vorhang zu öffnen.
Leider kam ja dann die Pandemie 2020 / 2021 und 2022 meinte Putin ja dann einen gewaltsamen Krieg vor den Zaun zu brechen, so daß sämtliche Annäherung Russlands zur westlichen Welt, für die Politiker sich über Jahre eingesetzt haben, wieder hinfällig waren.
Weil es mit die ersten Bands waren, die westliche Pop Musik in der Sowjetunion verkauft haben. Und westlichen Pop gab es so gut wie nicht in der Sowjetunion.