Warum heiraten immer noch viele Paare kirchlich, wo doch nur die standesamtliche Trauung ihre Gültigkeit hat?
10 Antworten
Für den Staat zählt nur die standesamtliche Trauung, das ist zutreffend, aber je nach Religion zählt für nicht weltliches auch die kirchliche Trauung und in letzterer Hinsicht die kirchliche sogar umso mehr, wenn nicht nur als einzige.
Was das Nicht-weltliche angeht, fallen mir dazu spontan zwei Schriftstellen aus dem Matthäusevangelium, nämlich 16,19 und 18,18 ein, wo es da heißt, dass alles, was entsprechend auf Erden geschlossen wird, auch im Himmel gültig bleibt, und alles, was auf Erden gelöst wird, auch im Himmel gelöst bleibt, nur hat das eben auch eine Herausforderung, nämlich die so genannten Schlüssel des Himmelreiches, und ein Standesbeamter hat diese eben nicht inne, sondern nur ein "Geistlicher", also eine Person, die dazu entsprechend von der betreffenden Kirchenorganisation beauftragt ist, nur wird in den meisten (nicht in allen, aber den meisten) mir bekannten Kirchen von Anfang an die Ehe nur bis zum Tod geschlossen, womit automatisch die Verheißung der Gültigkeit im Himmel vermieden wird - warum auch immer. (Allerdings kenne ich auch eine Kirche, in welcher Ehebündnisse sowohl für die irdische Zeit, als auch als Möglichkeit für das ewige Dasein geschlossen werden können und eben dieser gehöre ich auch an, nur kann man ein solches Bündnis nicht einfach so in einem örtlichen Gemeindegebäude schließen, sondern unter anderem gibt es für diese Zwecke Tempel dieser Kirche, aber das ist wohl ein ganz anderes Thema, weshalb dies alles in Klammern steht.)
Die meisten Antworten hinterlassen bei mir einen recht oberflächlichen Eindruck (Geld und Prestige, dass kann ich standesamtlich genau so haben).
Ich kann natürlich nur für mich und meine Frau sprechen. Wir sind gläubig und daher ist Gott die einzige Instanz, die in diesem Zusammenhang für mich/uns zählt. Die standesamtliche Trauung hätte meinetwegen auch per Mail erfolgen können. Natürlich hängen auch an der staatlichen Institution viele Bedingungen (Steuerklasse, Unterhalt ...) Aber der Staat hilft mir nicht eine gute Ehe zu führen, er schafft in mir kein Bewusstsein für das Gute. Mein Glaube an Gott motiviert mich an einer Ehe und unserer Liebe zu arbeiten. Eine kirchliche Trauunng führt mir in aller Demut die Tragweite dieses Versprechens vor Augen. Ich verspreche etwas vor einem Gott, der alles sieht und dem ich Rechenschaft schulde.
Wie gesagt, dass sind MEINE Beweggründe und jemand der nicht daran glaubt kann ebenso an seiner Ehe arbeiten uw.
Für viele Paare ist es schön, neben der rechtlichen Situation auch göttlichen Segen zu haben. In der Ehe übernimmt man Verantwortung füreinander und lebt miteinander. Da ist es für viele Leute hilfreich, sich an bspw. religiöse Werte und Regeln zu halten, damit dieses Miteinander eine Basis hat. Zwar kann man heutzutage diese Regeln inhaltlich hinterfragen (bspw. veraltete Rollenbilder), aber im Kern ist das Bedürfnis auch bei vielen modernen Paaren noch da.
Klar, oft machen das die Paare auch, "weil man es eben so macht". Speziell in konservativen Umfeldern gehört die religiöse Trauung einfach dazu. Aber auch da gehen in der Regel Traugespräche mit den Geistlichen voraus, die das Fundament dieser Entscheidung beleuchten sollen.
Meine Frau und ich haben uns beispielsweise bewusst für 1. Joh. 4, 12 als Trauspruch entschieden, wo die Rede davon ist, dass "niemand Gott je gesehen hat", weil wir beide als Naturwissenschaftler das wichtig finden, im religiösen Kontext zu betonen. Für uns heißt das auch, dass niemand behaupten kann, die Wahrheit gefressen zu haben, wenn er meint, irgendwelche tradierten Rollenbilder seien gottgewollt. In diesem Spruch geht es lediglich um die Präsenz Gottes in der Liebe zwischen Menschen. Und daran zu glauben oder nicht ist eine individuelle Entscheidung
Die standesamtlichen Trauungen gibt es erst seit Bismarck. Das war eben ein reiner Verwaltungsakt vom 3 Minuten und hatte keine Tradition. Zum feiern oft nicht so geeignet auf gefühlten 5 qm. Heute ist auf den Standesämtern etwas mehr Lametta.
Warum heiraten den immer noch viele Paare kirchlich
...vor allem auf den Dörfern, wo man als bekennender Atheist immer noch schief angeguckt wird.