Warum gibt es viele Studiengänge?

5 Antworten

Du unterliegst dem verbreiteten Irrtum, dass ein Studium auf reine Vermittlung von Wissen abzielt.

Dabei geht es vielmehr um den Erwerb von Methoden und das selbstständige, wissenschaftliche Arbeiten. Erst damit bist du gerüstet für zukünftige Veränderungen.

Und dann, es ist wie mit dem Fahrrad fahren. Es reicht nicht, in der Theorie zu wissen, wie es funktioniert - aufs Rad steigen und Pedale treten. Damit man es KANN, muss man es TUN. Im Studium bedeutet das, eine gelernte Methode auf einen völlig neuen und anderen Sachverhalt anwenden.

Und das braucht eben Zeit.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Es geht aber ja eben nicht nur darum, nur einen sehr bestimmten Beruf ausüben zu können, sondern Flexibilität bei der Berufswahl zu haben.

Informatik z.B ist ein sehr allgemeines Studium und man lernt größtenteils Sachen die der typische Softwareentwickler bspw. in seiner Arbeit niemals anwenden wird. Aber das Studium hat eben als Ziel dich auch dazu auszubilden in die Forschung zu gehen oder auch in ganz andere Bereiche wie z.B Administration, Data Science.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Software-Entwickler
Fast jede Arbeit die es auf der Welt gibt, kann man innerhalb von ein paar Monaten lernen.

Nein, kann man nicht.

Es gibt nämlich einen gewissen Unterschied, ob man Arbeitsabläufe gelernt hat und ausüben kann, oder ob man auch versteht was man da eigentlich tut und wie es warum funktioniert. In letzterem Fall kann man auch damit klarkommen, wenn's mal nicht so läuft wie in der Anleitung beschrieben.

Nimm' zum Beispiel einen Laborassistenten: Klar, man kann in kurzer Zeit lernen, wie man Zellkulturen züchtet. Aber mit dem Bisschen Wissen stehst du halt blöd da, wenn irgendwas nicht so läuft wie gedacht. Ups, ich habe von der einen Flüssigkeit 1 ml zu viel pipettiert... bringt das jetzt alle meine Zellen um oder ist das eher wurscht? Oh, meine Zellen sind alle tot... lag das daran, dass ich gestern nicht 100% nach Anleitung gearbeitet habe oder liegt das Problem woanders?

warum gibt es überhaupt das ganze Systhem mit dem Studium.

Ein Studium ist ursprünglich eine Forschungsausbildung. Eine Universität ist eine Einrichtung, an der Wissenschaftler den wissenschaftlichen Nachwuchs heranziehen. Ein neues Forschungsprojekt kann man sich natürlich nur dann überlegen, wenn man den aktuellen Stand der Forschung kennt und versteht. Also muss man im Studium den aktuellen Stand lernen.

Es macht z.B. ziemlich wenig Sinn, zu überprüfen ob sich die Zellkultur ABC-123 als Probant für neue Medikamente eignet, wenn schon 10 andere Forschungsgruppen festgestellt haben, dass das nicht funktioniert. Stattdessen wäre es besser, wenn du verstehst warum es bei diesen Forschungsgruppen nicht funktioniert hat und stattdessen zielgerichtet eine andere Kultur ausprobierst, von der du dir anhand deines Wissens ein besseres Ergebnis erhoffst.

Warum studiert man z.B. jahrelang BWL, wenn man danach Buchhalter ist?

Weil sich der BWL-Absolvent entschieden hat, keine weitere wissenschaftliche Karriere im Bereich der BWL zu verfolgen, sondern den wissenschaftlichen Bereich zu verlassen und das vorhandene Wissen praktisch einzusetzen.

Genau so, wie der M.Sc. Mikrobiologie vielleicht auch keine Lust hat, neue Zellkulturen zu erforschen, sondern mit seinem guten Verständnis lieber in einen Konzern geht, um den dortigen Laborassistenten zu erklären, wie man die Zellkultur nächstes Mal retten kann. Eine Stelle im Pharmakonzern ist ja auch deutlich besser bezahlt als eine Stelle an der Uni ;)

Warum gibt es viele Studiengänge?

Weil es viele Fachgebiete gibt... und jede Universität ihre eigenen Wissenschaftler hat, die jeweils eigene Spezialthemen innerhalb dieser Fachgebiete haben.

Es macht z.B. wenig Sinn, wenn eine Universität gerne ein Mikrobiologie-Studium anbieten möchte, aber dummerweise keine richtigen Biologen hat. Also lässt man die klassischen Biologie-Inhalte weg und ersetzt sie durch Themen der Physik und Chemie et voilà, hast du einen neuen Studiengang geschaffen... den man dann eben auch anders nennen will, um ein Alleinstellungsmerkmal zu haben.

Ein Studium ist eine erste Spezialisierung nach der Schule. Hier werden nur noch fachrelevante Inhalte vermittelt. Ob man davon alles später braucht, weiß man nicht unbedingt. Wenn jemand unbedingt (Haus-)Arzt werden möchte, muss er sich nicht in Chirugie auskennen, muss es aber trotzdem im Studium lernen. Ebenso muss der Hausarzt auch Grundkenntnisse über innere Medizin haben. Die wenigsten Leute wissen vor dem Studium genau was Sie danach machen wollen. Man weiß in welchen Bereich man arbeiten möchte, aber ganz genau weiß man es meistens nicht, deswegen auch erstmal alles kennenlernen. Aber auch um später flexibel zu bleiben. Wenn ich nur eine Sache kann und die dann nicht mehr gebraucht wird, muss ich wieder bei 0 anfangen. Mit breiten Wissen kann ich woanders weitermachen.

Klar kann man in einem Monat lernen wie man etwas macht, aber dann ist man auch sehr schnell aufgeschmissen wenn man etwas anders machen muss oder einen Schritt weiter denken muss.

Beispiel im Handwerk: Du kannst 2 Bretter zusammenschrauben, toll. Jetzt bau bitte einen ganzen Kleiderschrank - hier wärst du aufgeschmissen. Eventuell wirds dann doch was, aber dann sind alle Ecken unschön, man sieht überall Schraubenköpfe, die Scharniere sind schief und unschön angebracht, die Ecken sind nicht geschliffen und lackiert ist es auch noch nicht. Lernst du aber das alles, kannst du zwar einen Schrank bauen, aber wenn du jetzt eine Haustür bauen sollst, fehlt die wieder Wissen. Vielleicht reicht es aber auch, dass du nur Schränke bauen kannst, aber besser wäre es mehr zu können als nur das.

Deshalb wird im Studium und Ausbildung auch immer mehr beigebracht. Auch um mit "Kollegen" aus anderen Fachbereichen reden zu können, sich zu verstehen. Dein Hausarzt muss doch auch verstehen, was der Facharzt festgestellt hat um dir weiterzuhelfen.

Der Bankangestellte sollte mit dir ein Konto eröffnen können und einen Kredit abschließen und dich beim Geldanlegen beraten können. Nicht nur sagen wie du die Karte in den Automaten stecken sollst oder?

dann probiers mal aus.

du kannst jederzeit dich überall bewerben und sagen dass du genauso gut bist wie jemand der 6 Jahre gelernt hat und einen Master hat.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Beratung in beruflichen Fragen

earlybird24 
Beitragsersteller
 16.10.2021, 13:35

Berufserfahrung ist ja immer noch was anderes als Bildung. Was braucht man denn vom Studium im eigentlichem Job? - 10% vielleicht

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