Warum gibt es keine Gezeiten in Binnenseen und Flüssen, oder anderen Gewässern, außer in den Meeren natürlich?

10 Antworten

Prinzipiell wirken die Gezeiten überall.

Selbst auf die nur scheinbar feste Erdkruste. Dank der darunter befindlichen flüssigem Magma hebt und senkt sich der Erdboden 2 mal pro Tag um rund einen halben Meter. Das merkst du aber nicht (und auch sonst niemand) weil man sich nicht relativ zur Umgebung bewegt, sondern gemeinsam mit ihr.

Bei den Flüssen ist keine Gezeitenwirkung messbar. Natürlich mit der Ausnahme der Flussdeltas, in die das Wasser durch die Flut des Meeres hineingedrückt wirrd.

Bei größeren Seen sind die Gezeiten durchaus mesbar, z.B. am Bodensee. Allerdinghs ist da der Unterschied zwischen Gezeitenhochstand und -niedrigwasser bereits kleiner als die typische Wellenbewegung.

Bei den Meeren ist der Effekt nur deshalb so groß, weil sich die Gezeitenwelle über große Entfernungen aufbauen kann und dann auf das feste Ufer trifft. Natürlich deutlich verstärkt bei V-förmigen Buchten und Flussmündungen.

Dass der Gezeiteneffekt stark von der Wassermenge abhängt erklärt auch, warum der Mond wirklich keinerlei Auswirkung auf einzelne Menschen hat. Wir - die Menschen - bestehen zwar auch aus viel Wasser, aber die abolute Menge ist nicht vergleichbar mit einem Meer, auch nicht mit der Ostsee (deutlich sichtbare, aber eben kleine Gezeiten) und aauch nicht in der Größenordnung des Bodensees.

Die Anziehungskraft des Mondes auf Dich ist kleiner als die Gravitationswirkung eines Autos, das an Dir vorbeifährt.


Chavez2012 
Beitragsersteller
 27.11.2015, 22:31

"Bei den Flüssen ist keine Gezeitenwirkung messbar"...Warum ist denn bei Flüssen keine Gezeitenwirkung messbar? Dieser Punkt ergibt für mich keinen Sinn. 

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BurkeUndCo  28.11.2015, 01:51
@Chavez2012

Warum ergibt das keinen Sinn?

Flüsse (von wenigen Ausnahmen, wie Amazonas abgesehen) sind meist weniger breit als ein paar km.Wie soll sich da eine Flutwelle, die der Anziehungskraft des Mondes folgt ausbilden können. Zumal der Effekt in Flusssrichtung ja durch das Abfließen des Wassers überdeckt wird.

Beim Bodensee tritt der kleine messbare Effekt ja auch hauptsächlich deshalb auf, weil der See in erster Näherung in Ost-West Richtung liegt.

Nochmals: Der Effekt durch die direkte Anziehung des Mondes kann praktisch überall, auch bei den Meeren, vernachlässigt werden. Nur wenn dieser Effekt länger auf das Wasser einwirken kann und das Wasser genügend Zeit hat, eine Flutwelle auszubilden, und dabei von überall her herbeiströmen kann, nur dann baut sich der "Gezeitenberg" auf.

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Chavez2012 
Beitragsersteller
 28.11.2015, 02:12
@BurkeUndCo

Danke für die ausführliche Antwort! Was ich auch noch nicht ganz kapiere ist, wie kann es sein dass die Gravitation des Mondes die der Erde, welche 78x mehr Masse hat, aufhebt, sodass diese Gezeiten überhaupt entstehen können? Sollte nicht also nach der Logik, dass massereichere Objekt (die Erde) den Mond eher anziehen und nicht anders rum?

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BurkeUndCo  28.11.2015, 02:45
@Chavez2012

Die Gravitation des Mondeshebt die Gravitation der Erde nicht auf. Im physikalischen Sinne addieren sich beide Effekte, wenn auch in unterschiedlicher Richtung und damit unterschiedlichem Vorzeichen.

Das Wasser im Flutberg wird - gem. deiner Rechnug (ich müsste den Wert erst nachschlagen) - etwas leichter (aber nicht um den Faktor 78, sondern viel viel weniger, denn der Mond ist ja viel weiter weg als der Schwerpunkt der Erde). Deshalb wird es vom Wasser, das nicht leichter ist (also im 90°-Winkel zur Mondrichtung steht) etwas zusammengedrückt. Dadurch bildetsich der Gezeitenberg. Dieser ist auf freier See etwa 1 Meter hoch. Bei einem Durchmesser der Erde von über 12 000 000 Metern, kein besonders großer Effekt. Dieser "Berg" der der Erddrehung folgt (bzw. eben gerade nicht folgt und immer in Richtung des Mondes hinter der Rotation der Erdoberfläche zurückbleibt) macht sich nur dann als Ebbe und Flut bemerkbar, wenn ihm festes Land in die Quere kommt.

Beim Fluss wird mit diesem Erklärungsversuch auch klar, warum es da keinjen Flutberg gibt. Auch ein Fluss der 10 km breit ist, wird praktisch gleich vom Mond angezogen. Also wird alles  Wasser etwas (nicht viel, sondern nur ganz wenig) leichter. Da das aber für aalles Wasser im Fluss gilt, gibt es keine Relativbewegung. Bei wirklich großen Gewässern wird das Wasser unter dem Mond etwwas leichter, das Wasser, das nicht unter dem Mond ist nicht. Deshalb drückt das Wasser, das nicht unterhalb des Mondes ist das leichtere Wasser etwas in die Höhe.

Wie gesagt, das hört sich hier nach großen Effekten an - ist aber im Vergleich zur Erdgröße wirklich nur minimal.

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Warum werden die Gezeiten an den Ozeanen so auffällig aber im Mittelmeer schon geringer und in Binnenseen praktisch unmerklich? Die Ursache dafür ist dass die winzigen Gezeitenkräfte des Mondes auf die grossen Wassermassen eines Ozeans gleichmäßig und andauernd wirken und die Ozeane frei diesen kleinen Kräften folgen können. So gelingt es eine unmerkliche Kraft über tausende Kilometer zu akkumulieren und eine Bewegung zu erzeugen die merkbar wird wenn sie auf die Küsten trifft.  http://dermond.at/gezeiten.php

Hallo! Tut sie, aber es wird halt sehr wenig Masse bewegt. Kaum bekannt : 

Selbst die Erdkruste wird durch die Gravitationskraft des Mondes periodisch leicht angehoben - um bis zu 32 Zentimeter.

Und : Wir haben faktisch immer zwei Flutberge zugleich: Einen auf der dem Mond zugewandten Seite der Erde, der durch die Anziehungskraft des Mondes hervorgerufen wird, einen zweiten auf der entgegengesetzen Seite der Erde. Dieser entsteht durch die Fliehkraft, die auf die Erde wirkt, weil sie sich um den Schwerpunkt des gemeinsamen Systems Erde-Mond bewegt.

Ich wünsche Dir ein gutes und schönes Wochenende.

Natürlich gibt es Gezeiten in Seen und Flüssen, aber dort bemerkt man das nicht so deutlich. Da das Wasser nicht so viel Ausweichraum hat wie am/im Meer.

Bestimmt kann man das Messen, aber mit den menschlichen Sinnen nicht wahrnehmen.