Warum gibt es eine Präsenzpflicht in Deutschland?

3 Antworten

Die Frage, warum man zum Lernen zur Schule gehen muss, ist durchaus berechtigt und es gibt verschiedene Antworten darauf.

Einerseits ist die Schule ein Ort des sozialen Lernens, an dem Schülerinnen und Schüler wichtige Fähigkeiten wie Zusammenarbeit, Konfliktlösung und Kommunikation entwickeln können. Auch die Erfahrung, in einer Gruppe zu lernen und sich mit anderen auszutauschen, kann für den Lernprozess hilfreich sein.

Andererseits ist es auch so, dass nicht alle Schülerinnen und Schüler gleichermaßen von Lernvideos oder Texten profitieren. Einige Schülerinnen und Schüler benötigen die persönliche Unterstützung und Erklärung durch Lehrerinnen und Lehrer, um schwierige Konzepte zu verstehen. Ein Lehrer kann auf individuelle Bedürfnisse eingehen und gezieltes Feedback geben, was beim selbstständigen Lernen schwieriger ist.

Zudem bietet der Unterricht in der Schule auch eine Struktur und einen Zeitplan, der helfen kann, sich auf das Lernen zu konzentrieren und den Fortschritt zu verfolgen. Ohne einen solchen Rahmen kann es für manche Schülerinnen und Schüler schwierig sein, sich selbst zu motivieren und organisiert zu bleiben.

Natürlich gibt es auch Kritikpunkte am aktuellen Schulsystem, wie zum Beispiel das Fehlen von individueller Förderung oder die Tatsache, dass der Unterricht oft zu oberflächlich bleibt. Hier gibt es sicherlich Verbesserungsmöglichkeiten.

Insgesamt ist es jedoch wichtig, dass es einen Ort gibt, an dem Schülerinnen und Schüler gemeinsam lernen und sich austauschen können. Die Schulpflicht trägt dazu bei, dass alle Schülerinnen und Schüler die Chance haben, eine Grundbildung zu erlangen und somit bessere Chancen im späteren Leben zu haben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Im Endeffekt erklären die Lehrer in den meisten Fällen eh so schlecht und unverständlich (Ich spreche aus eigener Erfahrung), dass man dann zur Klausur sich die Inhalte sowieso selbst durch Texte und Videos einprägen muss. Ferner klappt das Einprägen durch einfache Erklärungen in Lernvideos (z. B.Simpleclub) deutlich schneller und einfacher, somit auch vom Zeitaufwand geringer.

Mir ging es zwar während meiner Schulzeit genauso, aber ich kannte genug Leute, die das nicht hinbekommen. Gerade während Corona. Ich denke manche brauchen irgendwie eine drohende Autoritätsperson, damit die irgendwas machen. Und das kann man auch nicht von allen Eltern erwarten (also das fiele mir jetzt so als Gegenargument ein. Ich habe selbst auch mehr gelernt als im Präsenzunterricht).

Als „Nachteule“ kann ich zudem sagen, dass ich vormittags auch kognitiv nicht in der Lage bin, mir den vermittelten Inhalt einzuprägen und stattdessen lieber in den Nächten, wo meine Leistungsfähigkeit am höchsten ist, das benötigte Wissen erlange bzw. von Unterricht versäumtes nachhole.

Ich finde hier gibt es das Problem, das gemeinsames Lernen und Austauschen durchaus Vorteile hat, und das so nicht mehr stattfinden könnte, wenn jeder zu seinen eigenen Zeiten lernt. Wobei man natürlich auch sagen könnte, man trifft sich nur zum Besprechen von Aufgaben und Inhalten, die Aufgaben erledigt man wann man halt will. Außerdem ist das Leben als Erwachsener in den meisten Berufen ja leider auch so ausgelegt, dass man eher morgens/vormittags arbeitet (also bei klassischen 9 to 5 Jobs) und da sollte man sich frühstmöglich dran gewöhnen (auch wenn mir die Zeit nicht gefällt).

Auch finde ich es schade, dass man im Unterricht durch die Themen „durchgehetzt“ wird und dort, wo thematische Vertiefungen interessant wären, nicht darauf eingeht und stattdessen plump den vom Kultusminister um vorgesetzten Inhalt "runterrattert“, dies könnte man durch eine Aussetzung der Präsenzpflicht ebenfalls umgehen, da dann jeder im eigenen Tempo arbeiten könnte und sich interessante Zusatzinhalte individuell aneignen könnte.

Ich denke hier wäre auch wieder das Problem, dass nicht jeder es schafft überhaupt erst die Grundlagen zu erfüllen oder sich evtl. vom Zusatzmaterial ablenken lässt. Die Frage wäre halt hier, wie kann man ohne Präsenz sicher stellen, dass die Schüler sich auch mit den richtigen Inhalten beschäftigen und bis zur Abschlussprüfung alles drauf haben?

Ich denke es ist allgemein schwierig zu sagen, ob man Schülern mehr zumuten kann/sollte, auch weil eine gewisse Selbstständigkeit auch im Berufsleben erforderlich ist. Oder ob man ihnen lieber mehr aufzwingt, weil viele sonst ihren Abschluss gar nicht schaffen oder überhaupt machen würden.

Ich persönlich würde glaube irgendwie eine Kombination am besten finden. Von den, keine Ahnung 30? Lehrern die ich in meiner Schullaufbahn hatte, waren vielleicht zwei für den Beruf geeignet... Aber ich glaube trotzdem es wäre mir je nach Fach auch ziemlich schwer gefallen mich dann jeden Tag selbst alleine hinzusetzen ohne mich live mit Mitschülern austauschen zu können bzw. den Druck zu haben, es auch zu diesem Zeitpunkt wirklich machen zu müssen

Ich habe als Referendar einen Schulversuch mit erlebt bei dem die Präsenzpflicht in der Kollegstufe aufgehoben war. Auf Grund von katastrophalen Ergebnissen in den Schulaufgaben wurde dieser Versuch wieder eingestellt. Die Erfahrung spricht zumindest gegen eine allgemeine Aufhebung der Präsenzpflicht.

Eine Aufhebung der Präsenzpflicht für gute oder sehr gute Schüler könnte ich für sinnvoll halten, wenn dies zusammen mit einer Aufhebung der Bewertung von mündlichen Leistungen eingeführt werden würde. Dies würde dann aber nur sehr wenige Schüler betreffen. Nach meiner persönlichen Erfahrung waren aber gerade die sehr guten Schüler am seltesten abwesend. Zusätzlich wurde mir in hoher Übereinstimmung berichtet, dass diese Schüler zu Hause nicht nur für das von mir unterrichtete Fach praktisch nicht mehr arbeiten (lernen, Hausaufgaben machen) mussten. Ganz so schlecht wie dargestellt war der Unterricht vielleicht doch nicht.

Meine alten Unterrichtskonzepte sind übrigens unter https://www.dropbox.com/sh/x56zbd1s9h9s199/AACTraaBO6hPukv2PMkjFB-_a?dl=0 einsehbar und können frei kopiert werden. Die Konzepte der Unter und Mittelstufe für Mathematik sind allerdings stark gekürzt, da es Lehrplanänderungen gab und ich die entsprechenden Änderungen dann nicht mehr digitalisiert habe. Die Mathematikkonzepte für die Oberstufe sind aber näherungsweise vollständig. Die Konzepte und Versuchsaufbauten für Physik wurden häufig auch von den Kollegen verwendet und können immer noch als näherungsweise lehrplanentsprechend gelten. Übungsaufgaben für Mathematik und Physik findet man dann unter http://www.raschweb.de/ bzw unter http://www.raschweb.de/emg-g9/.

Die allgemeine Qualität der Lehrer aus der individuellen Erfahrung eines einzelnen Schülers abzuleiten erscheint mir zumindest überheblich.

P.S:: Prinzipiell kann der Schulpflicht in der BRD auch außerhalb von öffentlichen Schulen Genüge getan werden. Dies muß allerdings glaubhaft gemacht werden können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Lehrer u. Fachbetreuer für Mathematik und Physik i.R.