Warum gelten viele Autisten als provokant, streitsüchtig und unverlässlich?
Hey, Es wird ja vielen Autisten als negative Eigenschaft nachgesagt, streitsüchtig und provokant zu sein, außerdem habe ich in Foren, wo sich Autisten austauschen, gelesen, dass viele dazu neigen, andere im Stich zu lassen oder tendenziell neidisch zu sein. Was ist da dran?
Danke 😊😊
14 Antworten
Ich bin autistin
streitsüchtig.. ich bin korrekt und genau. eine falsche aussage so stehen zu lassen, da sträubt sich in mir alles (dabei ist es eigentlich auch egal, ob die aussage von mir oder von anderen kommt, ich bin gegenüber eigenen fehlern gleichsam streng). das kann streitsüchtig wirken, dabei kann ich streit auf den tod nicht leiden. ich diskutiere gern auf sachlicher ebene, aber streit ist unangenehm und stressig und einfach nur doof.
provokant.. ich kann auch da so wirken, weil ich direkt bin. menschen, die damit nicht umgehen können und es persönlich nehmen (obwohl es niemals so gemeint ist), empfinden mich manchmal so.. oder zickig oder unhöflich. das ist ne frage davon, ob ein neurotypischer mensch sich auf meien direkte ausdrucksweise einlassen kann. können nciht alle, ist grundsätzlich nichts schlimmes (ich kann mit sehr blumiger ausdrucksweise ja auch nix anfangen, das ist dasselbe problem von der anderen seite), nur die entsprechende zwischenmenschliche beziehung ist dann problembehaftet
andere im stich lassen.. ich habe in meinen gut drei jahrzehnten lebenszeit zweimal von mir aus ne freundschaft beendet. der eine hat andere freunde von mir beleidigt (das wollte ich mir nicht anhören), der andere tat mir einfach nicht gut (mehrere schwere diagnosen, unter anderem borderline, hat versucht, mich mit passiv-aggressivem verhalten zu manipulieren). ich fidne nicht schnell freunde und die, die ich habe, gebe ich nicht ohne weiteres auf. ich bin der typ mensch, den man nachts um 2 im notfall anruft, weil ich ohne zu zögern helfe.
neid und eifersucht.. ich weiß im grunde, wie sie funktionieren. das einzige, was ich jemals erlebt habe und was ein bisschen in die richtung geht, ist "hey, du hast da was schönes, das will ich auch!". das ist aber eher ne erweiterung der wunschliste für den nächsten geburtstag, ich spüre keinen neid gegenüber einer person a la "du hast es besser als ich". es ist dasselbe, als würde ich etwas tolles in einem schaufenster sehen und es mir wünschen.
ich sehe auch nicht, wie sich "im stichlassen" und "neid" aus den diagnosekkrierien ergeben sollten.. das sind eher menschliche eigenscahften, denke ich. und eigentlich welche, die ich bei autisten eher selten erlebt habe.
Allen Menschen, die nicht den gesellschaftlich eingespielten Normen der Kommunikation entsprechen, werden negative Eigenschaften nachgesagt. Leider kann man sich oft davon auch dann nicht freimachen, wenn man weiß, dass der andere nichts dafür kann.
Das ist in vielen Fällen so: Bei Homosexualität (die sind doch alle dekadent), bei Depression (der soll sich mal zusammenreißen, ich fühl mich auch manchmal schlecht), bei Süchten (jeder kann aufhören, wenn er wirklich will), bei seelischen Traumata (der soll sich nicht so anstellen), bei Phobien (was soll das? Ich hab doch auch keine Angst vor Spinnen/Höhe/großen Plätzen/dunklen Höhlen usw.) und eben auch bei Autismus (Was? Der versucht, sein Leben im Gleichgewicht zu halten? Das kann man doch auch 'n bisschen netter machen)
Das stimmt allerdings so nicht. Ich kenne einen Autisten mit dem ich befreundet bin und auf den trifft es jedenfalls gar nicht zu.
Ein Problem ist das es viele Eltern von Kindern mit beeinträchtigungen gibt die nach der Diagnose, ihre Kinder eher verhätscheln und nicht mehr fördern und fordern da diese denken, das das Kind es wegen der beeinträchtigung nicht besser verstehen wird.
Es gibt dazu klinische Studien und auch Aussagen von Psychiatern die im Sozialendienst gearbeitet haben und dazu geforscht und Fallerhebungen durchgeführt haben. Gilt nicht nur für Autismus sondern auch für Kinder mit beeinträchtigung. Du kannst dazu mal nach Fachliteratur googeln oder Soziale Arbeit Studieren dann kannst du auch Wissen über das Thema anhäufen.
Ich habe den Eindruck, dass Menschen, die sich was drauf einbilden, "normal" zu sein, gerne etwas Negatives auf Menschen projizieren, die anders sind als sie selbst - was meiner Wahrnehmung nach bedeutet, dass die "Normalen" ihre eigenen unerfreulichen Züge bei sich selbst nicht wahrnehmen, bei anderen aber schon.
Ich selbst kenne zwei Autisten, die förmlich durchdrehen, wenn widrige Umstände es ihnen unmöglich machen, Absprachen einzuhalten.
Neid oder Eifersucht kennen beide nur von der Bezeichnung her, beide ziehen sich eher zurück, als dass sie Streit anfangen würden.
Sie ziehen sich aber auch komplett aus jeglicher Zwischenmenschlichkeit zurück, wenn der Stress überhand nimmt.
Das als "Im Stich lassen" zu bezeichnen, wäre aber so, als würde man jemandem üble Absicht unterstellen, wenn wegen Herzinfarkt oder Tod eine Absprache nicht eingehalten wurde.
Soweit MIR bekannt ist, sind Autisten ehrlich und zuverlässig, und das nicht aufgrund eigener Entscheidung, sondern weil sie das für ihr eigenes Wohlbefinden nötig haben.
Hast du einen Beweis für deine Behauptung?
Kennst du dich überhaupt mit dem Thema aus?