Warum fühle ich mich schlecht wenn ich nicht an meinen Freund denke?
Hallo,
ich habe seit letztes Jahr einen Freund und wir sind glücklich. Doch ich habe gerade eine schwere Zeit und hinterfrage sehr sehr viel. Ich weiß gerade das ich zeit für mich brauche um mit mir und meiner Psyche klarzukommen. Doch ich fühle mich schlecht deswegen und habe ein mulmiges Bauchgefühl. Glaubt ihr ich leibe meinen Freund nicht mehr oder es kommt eher von meiner Psyche?
2 Antworten
Hallo,
du scheinst die Häufigkeit deiner Gedanken als Gradmesser deiner Zuneigung zu deinem Freund zu betrachten, dabei ist es als Ausdruck deiner Liebe nicht zwingend, deinen Freund zum "Zentrum deines Universums" zu machen, deine Gedanken 24/7 um ihn kreisen zu lassen und ihm sowie euer Zweisamkeit stets oberste Priorität einzuräumen: hat dein Freund denn jemals über Vernachlässigung geklagt oder ist dein "mulmiges Bauchgefühl" eher anlasslos?
Eine Beziehung zu führen bedeutet nicht, sich selbst bzw. das eigene "ich" in der Zweisamkeit zu verlieren oder gar bewusst aufzugeben und die eigenen Bedürfnisse, Gefühle und Gedanken zu vernachlässigen - ganz im Gegenteil: ein lebendiges "wir" setzt für mich sogar die Begegnung und den Austausch zweier eigenständiger Persönlichkeiten voraus!
Liebe braucht auch Luft zum Atmen und Raum zu wachsen, sonst droht sie m. M. zu verkümmern: eine gesunde Balance zwischen Nähe und Distanz zu entwickeln und zu bewahren, ist sicherlich eine der Herausforderungen, die es im Beziehungsleben zu meistern gilt.
Deine bange Frage, ob du deinen Freund noch liebst, kannst nur du beantworten: fühlst du bei dem Gedanken an deinen Freund bzw. im Zusammensein mit ihm (noch immer) emotionale Nähe und tiefe Verbundenheit, vermittelt er dir ein Gefühl der Geborgenheit bzw. Sicherheit, genießt ihr es, zärtlich zueinander zu sein, könnt ihr zusammen lachen und euch intensiv miteinander austauschen, fühlst du dich von ihm gesehen und gehört (und umgekehrt), kurz: ist er noch immer dein Herzensmensch bei dem du dich zuhause fühlst?
Wenn du dich in einer belastenden Lebenssituation/-phase vorrangig um den Erhalt oder die Wiederherstellung deines seelischen, geistigen und körperlichen Wohlbefindens kümmerst, leistest du m. M. nicht "nur" einen Beitrag zu deiner eigenen Lebensqualität, sondern wenn du deine "Ressourcen" voll ausschöpfen kannst, um mit Belastungen und Stress in deinem Leben fertig zu werden, kommt das auch der Qualität deiner Beziehung und letztlich deinem Freund zugute.
Solltest du dich bei der Bewältigung deiner psychischen Probleme alleine überfordert fühlen, dann könntest du auch in Erwägung ziehen, dir professionelle Unterstützung zu suchen, wie der User EragonArya vorschlägt.
Also bitte, hab kein schlechtes Gewissen, wenn du dir Zeit für dich und deine psychische Gesundheit nimmst und lass deinen "Problemhaufen" nicht noch durch eine weitere Schubkarren-Ladung belastender Gedanken und Gefühle anwachsen :-).
Dir auf deinem Weg viel Kraft und alles Liebe!
Deine Liebe ist Teil deiner Psyche. Was sagt denn dein*e Psychotherapeut*in? Da du ja sowieso Probleme hast, bist du hoffentlich bereits in Therapie. Auch deine Beziehungen können dort besprochen werden.
Gruß
Eragon