Warum diagnostizieren sich so viele Menschen ohne Psychiater selber?

6 Antworten

Es geht entweder um Aufmerksamkeitssuche oder Besserwisserei. Zuweilen spielt auch beides eine Rolle.

Die von dir erwähnten Diagnosen sind einer großen Aufmerksamkeit ausgesetzt. Die Leute sprechen darüber. Klar, dass der ein oder andere da denkt "Das hab ich auch". Sie werden sehr häufig bedenkenlos und bedenkenlos geäußert. Habe schon einige Fragen beantwortet, in denen sich jemand als depressiv beschrieben hat, weil er/sie kürzlich vom Partner verlassen wurde. (In deiner Aufzählung fehlt übrigens der Autismus.)

Viele meinen, wenn sie mal davon gehört haben, macht sie das zu Experten. Denn die Selbstdiagnostik funktioniert auch in die andere Richtung: Laien meinen, sie könnten jemanden diagnostizieren, einige fühlen sich sogar imstande, zu "behandeln".

Aus Erfahrung kann ich aber versichern: Das Wissen um Autismus und Depression ist erschreckend gering. Ich würde soweit gehen und einen Dunning-Kruger vermuten.

Zurück zu den Selbstdiagnostikern:

Es gibt sicherlich auch Fälle, in denen es sich bloß um eine Form des sogenannten Medizinstudenten-Syndroms handelt: Durch die Beschäftigung mit Krankheiten stellt man charakterisierende Symptome an sich selbst fest.

Andere wollen auch einfach nur auf Krampf fehlerhafte oder unzureichende Charaktereigenschaften mit Krankheiten rechtfertigen, weil sie zu bequem sind, an sich zu arbeiten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Weil das Gesundheitssystem nicht für so viele Hilfesuchende mit psychischen Erkrankungen ausgelegt ist und man für Diagnosen zum Teil Wartezeiten hat die ein Jahr überschreiten.

Für Menschen die wirklich Hilfe benötigen eine schwierige, kaum hinnehmbare Situation wodurch sie sich durch Selbsthilfegruppen etc. selbst behelfen müssen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Zum einen, vielleicht einfach die Angst sich auf andere verlassen zu müssen, wo man ja heute die meisten Informationen selbst bekommt. Zum anderen vielleicht, um für eigene Unzulänglichkeiten eine Krankheit verantwortlich machen zu können.
Ich bin zwar offiziell psychisch krank, sage mir aber oft selbst, dass ich "unschuldig" bin.

Sie meinen, schlauer zu sein, als die Fachleute und wollen hier die überflüssige Bestätigung für ihre Selbstdiagnosen

Geht's da nur um Aufmerksamkeit?

Ja meistens schon.