Warum denken Intolerante, dass Tolerante ihnen gegenüber tolerant sein müssen?

3 Antworten

Weil die Menschen gern in doppelten Standards denken. Ständig Hass versprühen – aber wehe, jemand äußert darauf Kritik. Dann ist sofort von Cancel-Kultur und Redeverboten die Rede.

Das Toleranzparadoxon ist das. Doch intolerant muss man nicht tolerieren. Wo kämmen wir dahin? Und nein, Menschenfeinde sind keine Demokraten.

Man muss auch Intoleranz tolerieren. Das sogenannte Toleranzparadoxon existiert so nicht. Es wird meist ein verkürzter Ausschnitt der Aussage von Karl Popper gebracht. Weiter führt er aus:

„Damit möchte ich nicht sagen, dass wir z. B. intolerante Philosophien auf jeden Fall gewaltsam unterdrücken sollten; solange wir ihnen durch rationale Argumente beikommen können und solange wir sie durch die öffentliche Meinung in Schranken halten können, wäre ihre Unterdrückung sicher höchst unvernünftig.“


AMoll52074  11.07.2024, 01:46

Wichtig in dem Zusammenhang ist das "solange". Herr Popper schreibt weder, dass Intoleranz toleriert werden sollte, noch dass man der Intoleranz gegenüber klein beigeben sollte, wenn man ihr durch Diskussion nicht mehr bekommt. "Gewaltsame Unterdrückung" ist nur eine Option, wenn alle anderen Mittel scheitern.

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KuschelMitMir  11.07.2024, 09:37
@AMoll52074

Genau. Es wird aber gerne so verkauft dass man jede Intoleranz per Gesetz verbieten sollte. Das wäre Gewalt. Er schreibt aber man soll sich der Diskussion stellen.

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AMoll52074  11.07.2024, 10:36
@KuschelMitMir

Intoleranz als geistige Haltung ist in unserem Land nicht verboten. Uns kann ja niemand in die Köpfe schauen.

Intolerantes Verhalten steht jedoch auf einem anderen Blatt, aber auch da gibt es Grenzen und da geht es eher um den Schutz der Menschengruppen, die so einen Verhalten zum Opfer fielen.

Die Äußerung von intoleranten Haltungen ist zurecht nur in einem begrenzten Rahmen erlaubt. Jedoch müssen wir alle es auch aushalten, wenn wir nach einer rechtlich sauberen Äußerung Gegenwind bekommen. Wir haben alle kein Recht darauf, dass andere sich unsere Meinungsäußerungen ohne Kritik oder überhaupt anhören oder sich diese zu Herzen nehmen.

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KuschelMitMir  11.07.2024, 12:18
@AMoll52074

Ja Homosexualität war ja im dritten Reich auch nicht verboten, ihnen konnte ja niemand in die Köpfe schauen.

Homosexuelles Verhalten stand jedoch auf einem anderen Blatt, aber auch da gab es Grenzen und da ging es eher um den Schutz der Menschengruppen, die so einen Verhalten zum Opfer fallen könnten.

Ich möchte dir nur verdeutlichen dass man jedes Verbot so rechtfertigen kann...

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AMoll52074  11.07.2024, 16:05
@KuschelMitMir

Welche Gruppierungen waren denn im dritten Reich geschützt? Und vor was oder wem?

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KuschelMitMir  11.07.2024, 16:31
@AMoll52074

In dem Beispiel die Deutschen vor den Homosexuellen, also speziell der Verbreitung solchen Gedankenguts.

Ich weise darauf hin dass ich das im Rahmen des Beispiels sage.

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AMoll52074  12.07.2024, 00:55
@KuschelMitMir

Ok, aber ich glaube nicht, dass man sich die eigene Sexualität aussuchen kann.

Das akzeptierte Gedankengut im dritten Reich zielte doch auf Ausgrenzung von Gruppierungen. Menschen, die (aufgrund von zum Teil angeborenen Eigenschaften) nicht in ein klar definiertes Schema passten, wurden als minderwertig gestempelt und oft auf unmenschliche Weise ermordet. Kurz: Intoleranz gab es gegenüber allen, die 'anders' waren.

Im Gegenzug leben wir heute in einer Gesellschaft, in der alle zumindest vor dem Gesetz gleich viel wert sind, unabhängig von Herkunft, Sexualität, Religion etc. Kleine Ungerechtigkeiten gibt es, aber daran wird gearbeitet. Intoleranz ist sie meiner Sicht geboten, wenn Menschen sich nicht im Sinne dieses Gedanken verhalten. Kurz: Intoleranz gibt es gegenüber denen, die selbst nicht tolerant sind.

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KuschelMitMir  12.07.2024, 13:27
@AMoll52074

Man kann sich wohl auch nicht seine geistigen Überzeugungen aussuchen. Man ist so wie man ist.

Das Verbieten von Intoleranz grenzt ebenfalls die Intoleranten Personen aus. Und gehen wir jetzt noch einen Schritt weiter, "Intoleranz" bedeutet heute vor allem die Ablehnung von Migranten oder LGBTQ.

Dabei sind doch LGBTQ und Migranten selbst intolerante Gruppen. Ist man nun also intolerant gegen diese Intoleranten Gruppen, tut man dann nicht genau das was im Toleranzparadoxon beschrieben wird und handelt somit richtig?

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