Warum bezahlen Leute > 1000€ für ein Fahrrad?

12 Antworten

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Warum kaufen Leute Autos für >5.000€? Auch eines, das 20x so viel kostet, hat nur vier Räder und bringt einen von A nach B.

Oder auch: Warum mieten Leute Wohnungen über 40 m²? Auch eine kleine Wohnung reicht doch wunderbar aus, um 1-3 Betten, eine Küche und eine Couch reinzustellen...

Die Antwort ist eigentlich genau die gleiche, wie beim Fahrrad: Weil der Kunde meint, es zu brauchen bzw. einen angemessenen Mehrwert zu bekommen.

Da kommt dann zum Beispiel die Frage, welchen Anspruch man denn hat. Du hast vollkommen recht: Ein billiges Fahrrad für 170 € (neue Fahrräder für 50€ habe ich noch nirgends gesehen) erfüllt den Zweck, dass man per Muskelkraft von A nach B kommt. Wenn das dein einziger Wunsch ist, gibt es keinen Grund, mehr Geld auszugeben.

Möchtest du statt eines Fahrrades, das auf minimalen Preis getrimmt ist, vielleicht doch lieber eines das nicht so schwer ist und leicht rollt, musst du eben etwas mehr ausgeben.

Möchtest du, dass das Fahrrad so aussieht, als könnte man damit im Gelände fahren, geht der Preis nochmal ein Bisschen in die Höhe.

Möchtest du, dass Federelemente nicht nur zur Optik da sind, sondern auch gut funktionieren, wird es nochmal teurer.

Möchtest du, dass dein Fahrrad nicht ein vertretbares Gewicht hat, sondern leicht ist, wird es nochmal teurer.

Möchtest du, dass bestimmte Markennamen auf dem Rahmen und den Komponenten stehen, wird es ggf. nochmal teurer.

Und wenn man jetzt unbedingt Mountainbiken will kann man sich doch auch eins für 500€ kaufen.

Die meisten Mountainbikes für 500€ werden nicht als Mountainbikes benutzt - und das ist auch gut so. Denn für mehr als einen kleinen Vorgeschmack auf unbefestigte Wege sind sie nicht wirklich geeignet. Vergleiche es mit einem SUV wie einem Opel Mokka.

Klar, es ist eine Federgabel dran. Aber was für eine denn? Ein besserer Pogostick. Von einer sinnvollen Dämpfung und erst recht davon, Federung und Dämpfung auf die eigenen Bedürfnisse anzupassen, kann keine Rede sein. Federgabeln, die dies bieten, kosten alleine schon ab 500€. Ohne, dass da noch ein Fahrrad dran hängt. Man kann für eine Federgabel übrigens auch locker über 1000€ ausgeben. Und merkt den Unterschied zu einer 500€-Federgabel ähnlich deutlich, wie den zwischen einer 500€-und einer 50€-Federgabel.

Ein 50€ Fahrrad hat doch auch zwei Reifen

Klar, aber was für welche? Die sind tonnenschwer, was jedes Beschleunigungsmanöver zum Rohrkrepierer macht (stichwort rotierende Masse). Und schaffen mit ihrer billigsten Gummimischung den Spagat, auf Asphalt schlecht zu rollen und im Gelände keinen Grip zu bieten. Wenn man jetzt Reifen möchte, die möglichst leicht sind und obendrein gut funktionieren (z.B. im Gelände guten Grip haben und auf Asphalt gut rollen), muss man mehr Geld ausgeben. Reifen, die das können, kosten eben 50€. Pro Stück.

Erklärt mir einzig und allein warum ihr bereit seid, soviel Geld für ein Fahrrad auszugeben.

Weil ich dafür ein sinnvolleres Sportgerät bekomme. Das Mountainbiken macht nunmal mehr Spaß, wenn man mit einem mittleren Antritt schon ordentlich beschleunigt - dafür sollten gerade die Räder als rotierende Massen leicht sein. Das Mountainbiken macht mehr Spaß, wenn das Bike dorthin fährt wo man lenkt - weil sich der steife Rahmen eben nicht spürbar verwindet, sobald man in die Kurve geht. Das Mountainbiken macht nunmal mehr Spaß, wenn man im Gelände sinnvoll lenken und bremsen kann und sich nicht wie auf einer Murmelbahn fühlt. Das Montainbiken macht nunmal mehr Spaß, wenn man an Anstiegen nicht das Gefühl hat, extra Bleiballast mitzuschleppen. Das Mountainbiken macht mehr Spaß, wenn man über Baumwurzeln hinweg bügeln kann, weil die Federung dabei nicht den Pogostick spielt.

Ich habe da schlichtweg andere Ansprüche als jemand, der einfach nur irgendwie 2 km zur Schule eiern möchte. Deshalb habe ich auch eine etwas andere Perspektive darauf, was günstig ist und was teuer.

Aus meiner Perspektive fangen benutzbare Fahrräder bei 500€ an. Alles günstigere ist für mich eher Schrott, der wie ein Fahrrad aussieht. Ab ca. 1000€ fangen Sportgeräte an. Ab 2000€ kann man sich sinnvoll eine Startnummer an den Lenker hängen und bis ca. 5000€ bekommt man fürs Geld auch echten Mehrwert.

Dafür käme ich nicht auf die Idee, mehr als 10.000€ für ein Auto auszugeben. Mein jetziges Auto, ein Ford Mondeo mit 200 PS, hat mich als Gebrauchtwagen 4000€ gekostet und bietet fast alles, was ich mir wünsche (Standheizung fehlt). Es ist jetzt 14 Jahre alt und soll perspektivisch noch 4-5 Jahre oder 100.000 km halten. Danach bin ich bereit, 10.000€ auszugeben - wenn ich dafür etwas signifikant besseres bekomme, als jetzt. Aber ich habe eben grundsätzlich andere Ansprüche an ein Auto als der Porsche-Stammkunde.

Jedem so, wie es ihm beliebt :) Ich finde es gut, dass jeder das kaufen kann, was er möchte und was seinen Ansprüchen am ehesten gerecht wird. Da muss man nicht haten oder so.

Ein Rennfahrer fährt auch nicht ein Fiat Multipla, man braucht immer die beste Ausrüstung.

Geringes Gewicht, Aerodynamik, Carbon, somit schnelleres Fahren. Für in die City dann lieber einen alten Bomber

Meine Federgabel alleine kostet neu mehr als die 500 Euro.

Ein Fahrrad ist ein hochleistungs präzisions Sportgerät. Im Rahmen steckt Materialforschung und Ingenieurskunst, dass er eben Belastungen standhalten kann, denen ein Billigrahmen nicht standhält. Die Schweißnähte müssen sauber verarbeitet werden sonst kann es schnell lebensgefährlich werden. Das kostet Geld.

Die Federelemente müssen hohen Belastungen standhalten, leicht sein, viele Einstellungen bieten um mit dem Terrain und der Fahrweise des Fahrers gerecht zu werden und ihre Arbeit präzise durchführen. Auch dort steckt Materialforschung, Produktionstechnik und Ingenieurshandwerk drin und das kostet Geld.

Gleiches gilt für die Laufräder, den Antrieb, die Bremsen und den Rest.

Auch ordentliche Schutzausrüstung kann mehr als 500 Euro kosten.

Was denkst du, was ein Bike neu für 500 Euro davon hat und was es leisten kann verglichen zu einem 5k Bike?

Auch ist Mountainbike nicht gleich Mountainbike. Es gibt verschiedene Klassen, von XC bis Dirt bis Enduro und Downhill und mehr. Jede Klasse hat andere Anforderungen, die unterschiedlich umgesetzt werden.

Um dir das klar zu machen mit einem anderen Beispiel, du kannst auf einem Schlitten den verschneiten Berg runter fahren oder auf einer Plastiktüte. Beides bringt dich runter aber wie du runterkommst ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.

Aber du wirst das nie verstehen, Mountainbiken muss man einfach erleben. Geh mit einem Billigbike in den Wald, nach 2 Monaten fängst du an die 5k zu sparen 😉


RedPanther  08.08.2020, 09:51
Geh mit einem Billigbike in den Wald, nach 2 Monaten fängst du an die 5k zu sparen 😉

Einspruch! So merkt er ja gar nicht, was ihm entgeht.

Also möge er mit seinem Billigbike in den Wald gehen und zwischendurch mal ein richtiges Bike ausprobieren. Dann fängt er an, zu sparen xD

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Lazybear  08.08.2020, 10:15
@RedPanther

Einspruch stattgegeben 🤣

Ich war in der Formulierung ungenau und habe nicht erwähnt, dass er andere Biker trifft und sieht was diese mit ihren Bikes leisten können und was ihre Bikes leisten können. Habe das als unausweichlich und vorausgesetzt empfunden.

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Lacrimis27  25.02.2022, 00:32
@Lazybear

Den Unterschied zwischen einem 50€ Bike und einem 2000€ Bike, merkt man bereits nach 2 Meter fahrt... Das erste mal rein treten und ich fühlte mich wie zum ersten mal auf einem echten Fahrrad 😅 habe fast nichts gespürt an Belastung auf dein Beinen... Das tretwerk lief wie Butter 😍 hatte gedacht ich fahre in einem mittleren statt höchsten Gang - konnte gut Rasen mit dem Teil :D leider nicht mein Bike

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Ein Mountainbike für 500€ ist eigentlich kein typisches "richtiges" Mountainbike. Die 500€ MTBs haben dann zwar keinen Gepäckträger, aber um richtig im Gelände und in Bikeparks zu fahren, sind die Bikes nicht gemacht. Um ein richtiges Mountainbike besitzen zu wollen, sind 2000€ schon ein guter Anfangsbetrag. Profis fahren mit 8000€ Rädern.

  1. Der Hauptkostenpunkt bei MTBs sind die Federelemente (Gabel, Dämpfer). Eine anständige Federgabel kostet schon mal 600-1400€, aber teurer geht immer.
  2. Die Felgen machen auch einen großen Kostenpunkt aus
  3. Schaltwerk und Bremsen spielen auch einen großen Faktor

Naja und der Rahmen muss ja auch stabil sein und was aushalten, deswegen kostet der auch ziemlich viel.

Für Leute die nur Straßen und auch manchmal Schotterwege fahren, sind Fahrräder für 600-1000€ schon mal ein fairer Preis.

Diese billig Räder für 50€ lohnen sich nicht, da sie höchstens einen Monat halten und danach auseinander fallen. In Endeffekt ist es jedem selbst überlassen, aber wenn man am Ende ein Rad will das mal 5-10 Jahre halten soll, muss man schon um die 1000€ ausgeben.

Woher ich das weiß:Hobby