Warum betreibt man Soto-Zen?
Also es muss ja einen Grund geben, warum jemand andere Kleidung anlegt, zum Zen-Dojo geht und Zazen übt. Was ist dieser Grund?
5 Antworten
Also es muss ja einen Grund geben, warum jemand andere Kleidung anlegt,
Als bevor ich anfange: Man zieht nicht zwingend andere Kleidung an.
Aber ich bin Zen Buddhist und versuche dir die Frage zu beantworten.
Was ist der Grund dafür, das ich Zazen übe ? Tja, es gibt keinen ;-)
Man muss erstmal klären was Zen überhaupt ist:
In Anbetracht dessen können wir uns an eine Beschreibung des Zen in Worten etwa folgendermaßen annähern:
Zen ist eher eine Einstellung als ein Glaube.
Zen ist der Friede, der durch die Einheit seiner selbst mit einer Ganzheit entsteht, einem Wesen, das von anderer Natur ist als man selbst.Zen bedeutet, sich der Einheit seiner selbst mit der Welt und allem was in ihr ist, bewusst zu sein.
Zen bedeutet, in der Gegenwart zu leben und diese durch und durch zu erfahren.
Zen bedeutet, frei von den Ablenkungen und trügerischen Konflikten der materiellen Welt zu sein.
Zen bedeutet, sich im Einklang mit dem universellen Lauf der Dinge zu befinden.
Zen bedeutet, die Gegenwart vollständig zu erfahren, und sich am grundlegenden Wunder des Lebens selbst zu erfreuen.
Paradoxes ist ein Teil des Zen und die Lehre des Zen.
Ein Paradoxon lenkt Ihre Aufmerksamkeit in eine Richtung, die von der Routine abweicht. Es hilft Ihnen, die Ratio beiseite zu schieben und den Weg für die Intuition zu ebnen. Weiters führt es zu einer Wahrheit, die nicht mit Hilfe der Ratio und der Logik erkannt werden kann. Daher:
Für manche ist es einfach, Zen als ein Bündel an Unsinn abzutun, jeglicher wirklichen Bedeutung entbehrend. Das sind jene Menschen, die noch nicht bereit sind, sich zu dieser eigenen Stufe spiritueller Entwicklung hinzubewegen. Das ist ganz in Ordnung. Solche Dinge sollen und können auch gar nicht beschleunigt werden. . Michael Valentine Smith, der Hauptdarsteller in Fremder in einem fremden Land würde sagen, dass man "auf die Ganzheit warten muss", und dass "warten ist".
Zen kennt eigentlich, oberflächlich betrachtet nur wenige zentrale Punkte.
Der erste ist das bewusste Erleben des "Hier und Jetzt".
In einer Gesellschaft wie unserer, leben wir nicht mehr bewusst. Es muss alles so schnell und unbewusst wie möglich erledigt werden.
Während du isst, denkst du ans Arbeiten, während du Arbeitest, denkst du daran die Kinder abzuholen, und während du das tust, willst du eigentlich nur ins Bett.
Es geht darum, das man verlernt hat, den Moment wirklich zu leben.
Den eine der Grundaussagen des Gautama Buddha´s war, das alles was zählt, dieser Moment ist. Jetzt. Jetzt. Jetzt...
Jeder Gedanke an deine Vergangenheit sowie Zukunft sind während du etwas tust, Zeitverschwendung und nützen nichts. Sie verhindern nur das Bewusste Erleben.
Der zweite Punkt ist die Illusion des Ichs:
Beim Zen Buddhismus verlernt man den Gedanken daran, das eigene Ich wäre beständig.
Man wird ständig aus verschiedenen Eindrücken geformt, ändert seine Meinung, ist wütend, dann wieder fröhlich. Man ist Naiv und wird klüger.
Nichts bleibt. Alles vergeht. Und so ist es auch mit deinem Ich. Es ist nicht beständig, deshalb muss man es loslassen um die Ganzheit in sich und um sich herum erkennen zu können. Eins werden mit seiner Umwelt.
Wir klammern uns zu sehr als materielle Besitze, obwohl die auch vergänglich sind.
Wir brauchen immer irgendetwas and dem wir uns festhalten können, aber Zen gibt dir das, was du wirklich brauchst. Nichts.
Warum übt man jetzt aber Zazen:
Zazen bedeutet nichts anderes als "Nur Sitzen". Man sitzt einfach.
Während man Zazen übt, verabschiedet man sich vom Alltag und lässt alles von sich fallen. Man konzentriert sich nur auf eine einzige Sache. Das Sitzen.
Dennoch muss man sagen das Zazen im gewöhnlichen Sinn nichts bringt, nichts im Sinn von Erreichen oder mehr Haben.
"Mann muss wirklich klar und deutlich sagen, das Zazen uns 'nichts bringt' und unserer Existenz nichts hinzufügt, dass es sogar alles wegnimmt, was uns wichtig scheint, und uns in ein Nichts führt, das noch mehr "Nichts" ist. als wir denken können. Es ist jedoch so, das dieses Nichts, das wir nicht denken können, uns leicht und transparent macht für die Welt des stillen Erwachens. " (Meister Tenryu, Leiter Zen Vereinigung Deutschland)
Letztlich bedeutet die ganze "Werf alles weg" Formulierung des Zen, sich von Voreingenommenheiten und angelernten Mustern zu lösen.
Nehmen wir an es gibt Gott.
Wenn wir uns Gott immer als gütigen weisen Vater vorstellen, dann würden wir ihn nicht erkennen, wenn er als Bikini-Schönheit vor uns stehen würde - wir sind geistig nicht offen, sondern haften daran, Gott müsse eine bestimmte Gestalt haben.
Deshalb sollte man nicht vorbehaltlos irgendwelche Dinge übernehmen und sich stattdessen einen offenen Geist bewahren - dann erkennt man irgendwann auch die Leerheit der Dinge.
Ach da kriegt man immer so einen Knoten im Kopf.
Das ist der Sinn dahinter.
Könnte man vielleicht sagen, der Grund ist, dass Du trainierst keinen Grund zu haben. Und weil dass wiederum ein Grund wäre, übst Du Dich fortan keinen Grund darin zu haben, sowohl einen Grund zu haben als auch keinen Grund zu haben.
Natürlich könnte man das so sagen. Aber Zen hat ja einen Grund, den habe ich oben ja genannt.
Man übt sich darin, sein Leben wieder aufmerksam zu erleben und die Vorstellung eines beständigen Ichs loszuwerden. (Außerdem sollte die Meditation im besten Fall auch zur Erleuchtung führen )
Die Aussage, das es "keinen Grund" gibt, ist nur eine Zen Buddhistische Methode um Menschen zum Nachdenken zu bringen.
Es gibt sehr viele Rätsel im Zen Buddhismus die dem Menschen zeigen sollen, wie schnell er mit seiner Einsichtigen Denkweise an die Grenze stößt.
Man nennt sie Koan und das bekannteste davon ist:
Du weißt wie das Klatschen zweier Hände klingt, aber wie klingt das Klatschen einer Hand ?
Das ist nicht lösbar, wenn man mit der üblichen Denkweise heran geht.
Wie wichtig dabei die Aufmerksamkeit und Freiheit von Bewertungen im Zen ist, würde ich dir gerne anhand von einigen klassischen Zen Geschichten erklären:
Ein Zen-Schüler fragte seinen Roshi: »Was ist das Wichtigste im Zen?« "Aufmerksamkeit",, erwiderte der Roshi. Ach, vielen Dank, sagte der Schüler. Aber kannst du mir das Zweitwichtigste verraten? Und der Roshi antwortete: "Aufmerksamkeit".
Ein Zen-Schüler der die Erleuchtung suchte beklagte sich bei seinem Meister ständig darüber, daß dessen Erläuterungen unvollständig seinen und der Meister ihm irgendeinen entscheidenden Hinweis vorenthalte. Der Meister versicherte, daß er ihm nichts vorenthalte. Der Schüler bestand darauf, daß es etwas gebe, was der Meister ihm vorenthalte. Der Meister bestand darauf, daß er ihm rein gar nichts vorenthalte. Etwas später gingen die beiden auf einem Pfad durch die Berge spazieren. Plötzlich sagte der Meister: 'Riechst Du den Duft des Berglorbeers?' Der Schüler sagte 'Ja.' 'Siehst Du,' antwortete der Meister, 'ich enthalte Dir gar nichts vor.
Ein junger Mann suchte einen Zen-Meister auf. 'Meister, wie lange wird es dauern, bis ich Befreiung erlangt habe ?' 'Vielleicht zehn Jahre', entgegnete der Meister. 'Und wenn ich mich besonders anstrenge, wie lange dauert es dann ?', fragte der Schüler. 'In dem Fall kann es zwanzig Jahre dauern', erwiderte der Meister. 'Ich nehme aber wirklich jede Härte auf mich. Ich will so schnell wie möglich ans Ziel gelangen', beteuerte der junge Mann. 'Dann', erwiderte der Meister, 'kann es bis zu vierzig Jahre dauern.'
Genauso gibt es auch die Geschichte des Klassenzimmers:
Ein Lehrer hob ein Blatt hoch und sagte: "Das Blatt ist Rot".- Die Schüler verneinten das und sagten, es wäre Schwarz. Der Lehrer sagte erneut, das Blatt ist Rot und die Schüler schrieen: "NEIN, es ist Schwarz".
Schließlich drehte der Lehrer das Blatt um und auf der Rückseite war es Rot.
Was ich damit sagen will, das dieses Thema bei dir einen Knoten im Kopf auslöst, ist gut, denn es zeigt dir, das du mit der falschen Denkweise an die Sache heran gehst. (Wie auch ich es immer noch tue)
Es ist das (für Westeuropa) typische Schwarz - Weiß denken. Entweder - Oder, der Gedanke von etwas das dazwischen liegt, den betrachten wir gar nicht erst.
Und genau da, liegt das Problem.
Deshalb bietet Zen dir Erleuchtung, Befreiung und Erkenntnis, aber genauso sage ich dir, das es Sinnlos ist und ich es ohne jeglichen Grund tue.
Deshalb bietet Zen dir Erleuchtung, Befreiung und Erkenntnis, aber genauso sage ich dir, das es Sinnlos ist und ich es ohne jeglichen Grund tue.
Das liest sich wie zwei unterschiedliche Perspektiven. Wäre es ein Ziel des Zen bei dem Schüler einen Perspektivwechsel herbeizuführen?
Das liest sich wie zwei unterschiedliche Perspektiven.
Es geht nicht darum, das Zen etwas ist. Wäre Zen "etwas", wäre das absolut und totalitär.
Aber solch eine Denkweise existiert in der Asiatischen Kultur nicht.
Wenn du in Asien jemanden fragst, ob er dir heute noch das eine Buch senden kann, das du unbedingt haben wolltest, und er "schwierig" antwortet, kannst du davon ausgehen, das du kein Buch mehr zu Gesicht bekommen wirst.
Wir sind immer das dualistische System gewohnt.
Entweder - Oder.
Ja, oder Nein.
Richtig oder Falsch.
Auf diese Weise versuchst auch du gerade von mir eine Antwort zu bekommen, aber da ich ein Zen Buddhist bin, geht das nicht ^^
Zen ist Sinnvoll, wie auch Sinnlos.
Es gibt keine feste Definition von Zen.
Zen ist Alltag, Zen ist Zazen, Zen ist nichts, aber genauso alles.
Wäre es ein Ziel des Zen bei dem Schüler einen Perspektivwechsel herbeizuführen?
Wenn du mit Perspektivenwechsel das Ablegen vom Schwarz - weiß Denken und die dualistischen Voraussetzungen der westlichen Denkweise innerhalb einer Antwort meinst, dann ja.
Das wäre ein Ziel der Praxis von Zen.
Ich dachte jetzt eher, dass man während der Übung, durch die Einheit von Übung und Erleuchtung zeitweise die Postion wechselt. Also erst die Ich-Position, die dann vorübergehend stirbt, während die Buddha-Natur-Position zu Tage tritt.
Ich meine die Frage ist ja immer auch, wo "lokalisieren" wir unser Zentrum. In einem Ich oder in dem was uns tatsächlich ausmacht? Daher die Überlegung, ob hier ein Perspektivwechsel im Zentrum der Bemühungen steht.
Also erst die Ich-Position, die dann vorübergehend stirbt, während die Buddha-Natur-Position zu Tage tritt.
Erleuchtet zu sein, bedeutet ja eigentlich nichts anderes, als die Welt zu sehen, wie sie ist. Das tun wir alle nämlich nicht. Wir betrachten sie immer mit Bewertungen, Vorurteilen, voreiligen Schlüssen oder vermeintlich Wissen.
"Die Buddha Natur", ist zwar in Uns allen, tritt aber nicht einfach zu Tage. Das Ziel der Meditation ist es, diese zu erreichen und dieser Zustand ist erst erreicht, wenn es soweit ist.
Also die Vorstellung von
Meditieren = Buddha Natur kommt zum Vorschein und Ego Weg
und Nicht Meditieren = Ego wieder da, Buddha Natur wieder Weg.
Funktioniert so nicht. Es ist kein ständiger Wechsel sondern ein Weg zu einem endgültigen Wechsel.
Auf diese Weise (mit dem Meditieren) gelingt es, sich aus den Verstrickungen dieser Scheinwelt zu lösen, die das Ego produziert, und mit der absoluten Leerheit eins zu werden, die allen und allem gemeinsam ist.
Der Zen-Meister Dogen sagte mal:
Den Weg zu studieren heißt sich selbst zu studieren. Sich selbst zu studieren heißt sich selbst vergessen. Sich selbst zu vergessen bedeutet eins zu werden mit allen Existenzen.
Um Zazen diesbezüglich nochmal sehr einfach zu erklären, (vermutlich bin ich nämlich etwas im philosophischen Gerede Hängengeblieben anstatt auf den Punkt zu kommen)
Philip Kaplau sagte:
Die Einzigartigkeit von Zazen liegt in folgendem: Der Geist wird dabei aus der Knechtschaft aller und jeglicher Gedankenformen, Visionen, Dinge und Vorstellungen befreit, wie heilig und erhaben sie auch sein mögen, und in einen Zustand vollkommener Leere versetzt, aus dem allein heraus er eines Tages seines eigenen wahren Wesens oder des Wesens des Weltalls inne werden kann.
Und hier steht auch das Entscheidende. Wenn man Zazen wirklich ernsthaft praktiziert und auch das auch beständig tut, wird es irgendwann einen Moment geben, indem sich der Geist vom Ego löst und man schlussendlich aufhört Dinge mit den Bewertungen dieses Egos zu betrachten.
Das heißt, der wirkliche Perspektivenwechsel findet statt, wenn man durch Zazen seinen Geist befreien konnte.
Alles andere vorher, auch was ich hier tue, ist kein Perspektivenwechsel sondern nur Gerede, um zu versuchen diesen zu beschreiben.
Es geht im Zen, oder auch Buddhismus allgemein um die Erfahrung. Du musst es tun, nicht darüber reden. Buddha selbst sagte immer:
Glaubt nicht einfach dem was ich sage, nur weil Buddha es sagt. Setzt euch hin und macht es selbst, entscheidet dann, ob ihr mir vertrauen könnt, oder nicht.
Deshalb ist es, wie du merkst, auch sehr schwer auf solche Fragen einzugehen.
Ich meine die Frage ist ja immer auch, wo "lokalisieren" wir unser Zentrum. In einem Ich oder in dem was uns tatsächlich ausmacht?
In unserem "Ich" ganz sicher nicht, es ist vergänglich und unser "Ich" ist nur auch nur eine Illusion. Das habe ich ja schon mehrmals erklärt.
Es geht darum uns bewusst zu werden, das wir nur eine Schraube von dem Zahnrad sind. Durch unser Ego denken wir nämlich, wir wären das Rad.
Lokalisiert wird im ersten Moment eigentlich gar nichts, würden wir etwas lokalisieren, dann hätten wir schon wieder ein gewinnbringendes Ziel. Im Zen gewinnt man aber nichts, es geht darum zu verlieren.
Daher die Überlegung, ob hier ein Perspektivwechsel im Zentrum der Bemühungen steht.
Ja ganz klar. Wie oben erwähnt steht das "Erwachen" im Zentrum der Bemühungen und das ist, sobald es eintritt, ein grundlegender Perspektivenwechsel.
Ich bin Zen-Buddhist der Soto-Tradition und werde versuchen, die Frage einigermaßen zufriedenstellend zu beantworten.
Selbstverständnis
Die Soto-Tradition sieht sich als authentische buddhistische Praxis, die
von Shakyamuni Buddha über die Dharma-Vorfahren weitergegeben wurde.
Das mag man beispielsweise als Theravadin anders sehen und auch historisch bezweifeln - es sieht sich jedenfalls als buddhistische Mahayana-Tradition.
Religion
Es ist daher wie in anderen Formen des Mahayana-Buddhismus auch möglich, formell durch einen Lehrer Zuflucht zu nehmen, die Bodhisattva-Gelübde abzulegen und dabei ein Rakusu und Dharma-Namen zu erhalten.
In Japan sind die Zen-Traditionen fester Teil einer kirchlichen
Organisation, die auch Klöster betreibt, Mönche/Nonnen ausbildet usw. Es
gibt authorisierte Lehrer in der westlichen Welt.
Motivation der Zen-Übenden
Die Motivation weshalb jemand zum Soto-Zen kommt, sind daher vermutlich ähnlich wie bei anderen buddhistischen Traditionen auch:
Desillusionierung über das bislang erreichte, Sinnkrisen, Unzufriedenheit mit sich selbt,Konfessionssuche, und vieles andere individuelle mehr.
Dazu kommen dann natürlich auch die Motive der "Mode-Buddhisten" - der Wunschnach Entspannung, Gelassenheit und asiatischer Exotik.
Es gibt Zen-Übende, die das lediglich als Ausgleich zum hektischen Alltag machen, so wie andere zum Yoga gehen, ohne religiöse Motivation.
Es gibt aber auch Übende, die sich als Mahayana-Buddhisten sehen und, die vier Wahrheiten, den achtfachen Pfad und die fünf Sittlichkeitsgelübde respektieren.
Es gibt also sowohl weltliche Zen-Übende, als auch Zen-Buddhisten.
Praxis
Im Soto-Zen ist die grundlegende Praxis das Zazen in Form des Shikantaza - das meditative Sitzen ohne Zielstreben nach Erleuchtung o.ä.
Meist wird als Teil der Gemeinschaft in einem Dojo geübt. Andere buddhistische Gruppen würden zB stattdessen Rituale abhalten.
Der regelmäßige Besuch eines Dojo hat den Vorteil der Disziplin.
Wer jeden Freitag zum Zazen eine Stunde lang durch die Stadt zum Dojo fahren muss, will das nicht umsonst gemacht haben. ;-)
Außerdem schafft die gemeinsame Übung eine Atmosphäre der Ruhe und Konzentration, die von vielen Teilnehmern als unterstützend empfunden wird.
Kleidung
Eine dunkle Laienrobe zu tragen ist keine Pflicht, hat aber mehrere Vorteile. Zum einen ist die Beinfreiheit hoch und die Atmung wird nicht behindert.
Zum anderen sorgt die schwarze Robe dafür, dass beispielsweise bei der Gehmeditation zwischen dem Sitzen, die Aufmerksamkeit nicht durch bunte Muster gestört wird.
Eine solche Laienrobe ist aber wie gesagt eigentlich nicht notwendig, man kann auch in einer schwarzen Jogginghose und einem dunklen Pullover teilnehmen.
Manche Zen-Gruppen sollen allerdings auf der Robe bestehen und geben sie dann auch leihweise an die Anfänger aus.
Falls du mehr wissen willst, kannst du ruhig weiter fragen.
Wäre das eine gute Umschreibung:
Eine Veränderung (nicht der Welt, also z.B. die Ausrottung der eigenen Befleckungen, sondern) der Position des Betrachters.
... ist der Grund dafür, dass man Zen macht?
Hmm das ist mir zugegebenermaßen zu abstrakt formuliert, aber ich denke, ich weiß was du meinst.
Zen bedeutet für mich, aus dem Zazen heraus zu leben und Buddhas Lehre zu folgen.
Durch Zazen erfahren wir die Gegenwart des Hier und Jetzt und erleben Klarheit. Die Identifikation mit unseren Projektionen fällt ab.
Buddhas Lehre leitet uns zu richtigem Verhalten an, so dass wir die Erfahrung des Zazen in den Alltag holen können.
Hoffe, das klingt nicht zu abgehoben.
So erkläre ich es vielleicht besser:
Es gibt im Zen den Ausspruch "Zazen zu üben bedeutet, in sein eigenes Grab zu steigen".
Man löst sich also durch die Übung der totalen Gegenwart von seiner Identifikation mit seinen Projektionen und Anhaftungen.
Eine Leiche, ist nur eine Leiche. Sie bewertet nicht, urteilt nicht. Irgendwann zerfällt sie und folgt damit der Natur der Dinge.
Das ist die Haltung, die man während des Zazen haben sollte.
Übrigens, wie ich schon sagte, kann man Soto-Zen unterschiedlich definieren
- Zen-Praxis des absichtlosen Sitzens
- Schule des Mahayana-Buddhismus (Sôtôshû)
- Organisierte kirchenartige Organisation ("Sôtôshû Shûmucho”)
Letztere hat eine mehrsprachige Webseite mit den offiziellen Lehren des Sôtô-Zen, wie sie von den dort autorisierten Meistern vermittelt werden:
http://global.sotozen-net.or.jp/ger/what/index.html
Dort werden deine Fragen vermutlich besser beantwortet, als ich es vermöchte.
Also wenn ich annehme der Grund, warum jemand Soto-Zen übt sei, dass er mehr Gelassenheit und geistige Gesundheit erreichen möchte, dann würde mir doch jeder Zen-Übende achtsam übers Maul fahren und sagen: "Nein, nein! Im Zen gibt es nichts zu erreichen."
Wie löst Du diesen Widerspruch auf? Oder handelt es sich hierbei um ein unlösbares Paradox?
...
Wie löst Du diesen Widerspruch auf?
Jeder Zen-Übende, der dir jetzt vollmundig etwas philosophisches erzählt vergisst dabei, dass auch er mal Anfänger war.
Niemand beginnt irgendeine Tätigkeit ohne Motivation.
- Ich will sportlicher werden, also fange ich an zu Joggen
- Ich will Gewicht verlieren, also ändere ich meine Ernährung
- Ich will mehr Klarheit, also beginne ich mit Zen
Wenn jemand nicht sagen kann, was ihn ursprünglich zur Zen-Übung motivierte, hat er einen Mangel an Klarheit.
Ein früherer Marathon-Läufer, der jetzt am Stock geht, würde dagegen beispielsweise sagen können:
"Früher wollte ich immer gewinnen. Das war mein Ziel. Mittlerweile habe ich erkannt, dass der Weg das Ziel ist"
Ein guter Zen-Buddhist sollte nicht mit Floskeln und Platitüden spielen, sondern klare Ansichten haben.
"Ich wollte einfach entspannter werden. Dann habe ich gemerkt, dass es um mehr geht. Jetzt übe ich Zazen, einfach weil mir die Erfahrung gut tut".
Das ist eine klare Aussage und aus meiner Sicht deutlich besser, als groß über Absichtslosigkeit zu reden.
Außerdem kann Zazen so eine Herausforderung werden, dass man automatisch nach einer Motivation greift, um weiter üben zu können.
Gerade bei einem Sesshin, einer Art strengen Meditationsklausur mit vielen Sitzperioden, stellt man sich irgendwann die Frage
"Warum zum Geier tu ich mir das an? Meine Knie brennen wie Feuer, mein Rücken ist verkrampft, wieso fahre ich nicht weg?"
Wer da kein "Ziel" hat, irgendeine Art von Motivation, wird diese Sesshin häufig gar nicht durchstehen. Und sei es auch nur, dass man das Ziel hat, die nächsten 15 Minuten zu überleben. ;-)
Von "Ziellosigkeit" und "Absichtslosigkeit" zu reden ist einfach - sie tatsächlich zu leben, ist es dagegen nicht unbedingt.
Das hat also etwas mit Anspruch und Wirklichkeit zu tun.
Wenn es einem körperlich gut geht, man sich wohl fühlt und eine gute Haltung hat, dann ist man achtsam und entspannt.
Dann ist es leicht, das Zazen einfach geschehen zu lassen, sich für die Gegenwart zu öffnen und ganz präsent zu sein.
Dann sitzt man seine 45 Minuten locker auf einer Arschbacke ab.
Wenn es einem aber nicht so gut geht, man einen schlechten Tag hat und einem alles weh tut, wird man immer wieder innerlich kämpfen.
Dann sagt man sich eben "noch fünf Minuten..,die schaffe ich auch noch" - und schon hat man ein Ziel gesetzt: Fünf Minuten.
Deshalb ist es wichtig, Zen nicht einfach als luftig-nihilistische Philosophie aufzufassen, sondern eben als Übungsweg.
Im edlen achtfachen Pfad gibt es den Punkt der "rechten Anstrengung" oder des "rechten Bemühens".
Ohne diese Bemühung geht es auch im Zen nicht.
Soto-Zen? Ein Zen-Meister würde sagen: "So viel Unsinn habe ich noch nie gesehen"
Übungsaufgabe aus dem Bi Yan Lu:
Fall Nr.17:
Ein Mönch fragt den Meister Xiang-Lin: Was hatte das für einen Sinn, daß der Patriarch aus dem Westen hierher kam?
Xiang-Lin sagte: er war halt des Sitzens müde.
erwischt!
oder
Was sucht Schwertmeisterin Lien im Kirschblütenhain?
der Feind sieht nicht die Schwertmeisterin. Die Schwertmeisterin sieht keinen Feind. Leer ist die Halle im leeren Bambushain.
Genau, das ist die Tragik der Schwertmeisterin – die Intention der Leere wurde zur Leerung der seelischen Komposition, der dritte Schritt wurde vergessen. Sinn brauchte keinen Sinn mehr, Form brauchte keine Form mehr, Bedeutung brauchte keine Bedeutung mehr.
Oder:
Hoffentlich fällt keine Kirschblüte in das wunderschöne Gesicht der Schwertmeisterin – die Kirschbäume wären verloren – leerer Hain, wie sollen dann die Kirschen wachsen und reifen, wo sollen die Singvögel ihren Gesang erschallen lassen?
Der Grund:
Im Sit-Zen wie
im Tan-Zen
verschmelzen wir zum
Gan-Zen.
Könnte man vielleicht sagen, der Grund ist, dass Du trainierst keinen
Grund zu haben. Und weil dass wiederum ein Grund wäre, übst Du Dich fortan keinen Grund darin zu haben, sowohl einen Grund zu haben als auch keinen Grund zu haben.
Also Du zielst quasi auf die Beseitigung einer Notwendigkeit, die Notwendigkeit einer Veränderung beseitigen zu müssen.
Ach da kriegt man immer so einen Knoten im Kopf.